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Freitag, 28. Mai 1999

1. Sippentörn Rund Lolland und Langeland

Nachdem ich 1998 Anfang April ein Skippertraining auf der Ostsee absolviert hatte, um mehr Erfahrung und Parxis in der Handhabung einer Segelyacht zu bekommen wurde auch schnell die Crew unseres Sippentörns formiert und eine mögliche Route in Augenschein genommen. Da mir die Gegebenheiten einiger Häfen in der Ostsee noch aus dem Skippertraining gegenwärtig waren und die dänische Südsee einige schmucke Orte zu zeigen weiss, wurde mein Vorschlag für diesen Törn gerne akzeptiert.
Im Januar 1999 wurde auf der "BOOT" in Düsseldorf eine Auswahl an Charterunternehmen besucht. Der Ausgangshafen Heiligenhafen sollte für unseren Törn ideal sein. Als Schiff suchten wir uns eine BAVARIA 32 H aus; 2 Kabinen à 2 Kojen, Salon, Nasszelle; ferner mit Rollgenua und Rollgroß. Am 28. Mai sollte es für 1 Woche in die Dänische Südsee gehen. Aufgrund der vorherrschenden Winde aus West- bis Nordwest arbeitete ich folgende Route aus:
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FotoZur Finanzierung wurde von allen Teilnehmern ein monatlicher Betrag gespart. Schwager Peter (Ullaseits) stellte den PKW zur Verfügung und so ging es früh in der Nacht am 29.5. los über die sog. Vogelfluglinie Dortmund, Münster Bremen, Hamburg, Lübeck Richtung Heiligenhafen, wo wir bereits um 5.30 h eintrafen. 
FotoAls eine der ersten Crews bekamen wir eine Einweisung in unser Schiff "AMORGOS"  nebst einer Flasche Sherry für den üblichen "Anleger". Nach dem Frühstück bei herrlichem Wetter im Cockpit konnten wir um 10.00 h den Hafen für einen ersten kurzen Schlag nach Lemkenhafen auf Fehmarn verlassen. Auf diesem ersten Schlag wurden vorschriftsmässig einiger Manöver gefahren, wie z.B. Mann-über-Bord-Manöver sowie Wenden und Halsen. Gott sei Dank - das Erlernte saß noch fest im Gedächtnis.
FotoIn Lemkenhafen legte Stefan ein perfektes Anlege-manöver hin und somit stand unserem ersten Manöverschluck nichts mehr im Wege. Und ich hatte die ersten 11 Seemeilen als Skipper in meinem Logbuch stehen. 
Vom Skippertraining kannte ich bereits die "Aalkate", die lecker geräucherte Heringe anbot. Zum Leidwesen des Schwagers Peter (meinerseits), der absolut keinen Fisch mag, schlugen wir anderen Drei aber zu. Schwager Peter bekam dafür ein Bier mehr.

Sonntag, 30.5.99
FotoNach dem gestrigen gelungenen Auftakt auf unserer ersten Charteryacht starten wir um kurz nach 10.00 h in Lemkenhafen. Unser Ziel für den heutigen Tag soll die südliche Einfahrt des Guldborgsund sein, ca. 30 sm. Nach dem Verlassen von Lemkenhafen folgen wir dem Tonnenweg in westl. Richtung unter Motor. Nach 15 Min. wird unsere Fahrt jäh gestoppt. Bevor wir in die freie See kommen, müssen wir zunächst auf das Fahrwasser, welches aus Peterdorf kommt, einbiegen.. Hier passiert's! Ich halte auf das falsche Tonnenpaar zu, wir kommen vom vorgegebenen Fahwasser ab - schnell nimmt die Wassertiefe ab - 1,80m - 1,60m - 1,40 m - piep, piep, piep - die das Lot gibt Alarm - 1,10 m - ein Ruck, wir alle nicken, nicht einem aus Freundlichkeit - nein, auch nicht vor Müdigkeit - wir sitzen fest - auf Schit, wie man in Norddeutschland sagt. Es geht nicht mehr vor und nicht zurück. Nach dem ersten Schreck und einem lauten "SCHEI......." rufe ich über Handy den Hafenmeister in Lemkenhafen an und bitte ihn um Schlepphilfe. Er informierte dann die DGzRS in Heiligenhafen. Nach ca. 1 Std. kam die "Eduard Nebelthau", ein kleiner Rettungskreuzer mit nur wenig Tiefgang und zog uns ohne großen Aufhebens wieder zurück in das tiefe Fahrwasser. Nach Bekanntgabe meiner Heimatadresse waren die letzten Worte des Rettungs-Kapitäns "Die Gesellschaft läßt von sich hören und bittet um eine Spende." Na, das nenne ich mal eine unkomplizierte, unbürokratische Hilfe - und das auf deutschem Hoheitsgebiet! Ich denke gerne mit Hochachtung zu den Jungs von der DGzRS an dieses Erlebnis zurück. Die ganze Aktion hat uns nur 1,5 Std. gekostet und so erreichten wir noch nach einem herrlichen Segeltag bei 4-5 Bft. unseren geplanten Zielhafen Nysted auf der Insel Lolland.

Nach dem obligatorischen "Anleger" machten wir einen kurzen Bummel durch Nysted.

FotoFoto31.5.99 - Am nächsten Morgen hieß es schon um 9.00 h "Leinen los" und wir nahmen Kurs auf den Guldborgsund, der die Inseln Lolland und Falster trennt. Nicht nur aufgrund mangelnden Windes, sondern auch wegen der Enge sim Sund setzten wir keine Segel, sondern fuhren nur unter Motor. Ein erster Ankerversuch um 12.45 h vor der Guldborgsundbrücke scheiterte, da das Wasser zu flach war und wir Gefahr liefen, beim Schwojen wieder auf- zusitzen. Nachdem wir um 13.00 h die Guldborgsundbrücke passiert hatten  machten wir 1 Stunde später nochmal ein "Mann-über-Bord"-Manöver. Hinter dem Guldborgsund kamen wir ins Smalandsfahrwasser. Vor der Insel Femö warfen wir nochmal den Anker. Ich wollte tauche, um zu sehen, ob unser "Aufsitzer" am ersten Tag vor Lemkenhafen keine Schäden hinterlassen hatte. "War der Kiel überhaupt noch dran?" Ergebnis: Er war (natürlich) noch dran. Ich konnte zum Glück auch keinerlei Schäden am Schiff feststellen. Aber ich sollte von diesem Unterwasser-Ausflug Schaden nehmen, wie sich zwei Tage später herausstellte.
Kurz vor 17.00 h hiess es wieder "Anker auf" und eine 1/2 Stunde später legten wir in dem kleinen Hafen auf Femö an. Tagesetappe: 30 sm.


FotoDas Bild vom Sonnenuntergang über dem glatten Smalandsfahrwasser zeigt, welche schönen Eindrücke sich dem Segler eröffnen. Ich geniesse solche Momente der Ruhe und des Friedens.

1.6.1999 - Nach der Ausfahrt aus Femö zwingt uns der schwache Wind, den Motor anzulassen. Je nach Wind - mal mehr, mal weniger - wechseln wir an diesem Tag unsern Antrieb auch mehrmals zwischen Motor- u. Windkraft. Der Kompass zeigt Kurs 327°. Kurz vor 15.00 h passieren wir die Nordspitze Langelands und suchen uns 1 Std. später als Tagesziel den kleinen Hafen Lohals auf Langeland aus. Da wir keinen uns passenden Kro finden, legen wir wieder ab und fahren quer rüber nach Lundeborg auf Fünen.


2.6.1999

FotoFoto9.30 h Leinen los! Bei leichten Südwind kreuzen wir Richtung heutigem Ziel Svendborg. Kurz vor einfahrt in den Svendborgsund üben wir ein weiteres Manöver = Beiliegen. Das nutzen wir zur Mittagspause. Nach gut 1 Std. geht’s dann in den Svendborgsund. Bei herrlichem Sonnenschein geniessen wir die Fahrt bis Svendborg. Rechts und links des Fahrwassers bewundern wir die herrlichen Häuser. Hier könnte man schon seinen Lebensabend verbringen. Gegen 15.00 h erreichen wir Svendborg. Bei einem kurzen Stadtrundgang entscheiden wir uns, schnellstens Svendborg wieder zu verlassen. 

FotoDiese Stadt ist uns doch zu quirlig und laut – das sind wir nicht mehr gewohnt. Unser Tagesziel soll dann Aerosköbing sind, den Ort, den ich bei einem ersten Segeltörn auf der Schiffahrtsregatta 1996 kennenlernte.
In Aerosköbing machen wir um 18.30 h fest. Ich fühle mich sehr angeschlagen und schlapp. Ob wohl eine Erkältung im Anflug ist?
Für morgen steht ein langer Schlag auf dem Programm von Aerosköbing nach Lemkenhafen.


3.6.1999

Um 6.45 h legen wir bei Regen ab. Mir geht es ehrlich gesagt ‚dreckig’! Ich lege mich unten in den Salon und überwache die Segelmanöver anhand der Gespräche im Cockpit. Der Wind frischt auf 4-5 Bft. auf, ideal aus West. Wellenhöhe ca. 2,5 m. So segeln wir mit 2 Reffs und bis zu 7 kn Geschwindigkeit Richtung Lemkenhafen. 

Um 10.50 h passieren wir die Südspitze Lollands.
Um 12.55 h queren wir ordnungsgemäss im rechten Winkel den ‚Kiel-Ostsee-Weg’
Um 15.00 h haben wir den Leuchtturm Fehmarn voraus. Um 16.00 h biegen wir in das Fahrwasser nach Lemkenhafen ein. Nach 38 sm legen wir dort um  16.30 h an.
Ich bleibe in der Koje und schucke eine Aspirin nach der anderen.

4.6.1999

9.40 h legen wir ab in Lemkenhafen, passen mit Argusaugen auf, dass wir das Fahrwasser nicht verlassen und erreichen um 12.30 h wieder unseren Ausgangshafen Heiligenhafen. Nachdem der Dieseltank wieder aufgefüllt ist erfolgt um 16.00 h die Schiffs-Rückgabe und machen uns wieder zurück auf den langen Heimweg.
Zu Hause angekommen gehe ich sofort ins Bett – über 39° Fieber. Insgesamt wurden 230 sm zurückgelegt. 



Den nächsten Tag holen wir den Notarzt, der eine Lungenentzündung feststellt. Insgesamt hüte ich 3 Wochen das Bett und bin nach einer weiteren Woche Regeneration wieder arbeitsfähig.
Das war die Folge meines Tauchganges vor der Insel Femö.

Nach wenigen Tagen erhielt ich Post von DGzRS mirt der Bitte um eine Spende für geleistete Hilfe vor Lemkenhafen. In Absprache mit der Crew spendete jeder DM 100,--. Diese DM 400,-- haben wir gerne gegeben, konnten wir doch die schnelle und kompetente Hilfe der Jungs erfahren und unseren Törn nur mit wenig Aufenthalt fortsetzen.