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Samstag, 20. September 2008

9. Sippentörn - Sardinien - Korsika


Den gleichen Törn hatte ich bereits im Vorjahr mit einer anderen Crew gemacht. Er hatte mir so gut gefallen, dass ich dieses Segelrevier auch unbedingt meiner Crew vom Sippentörn vorstellen wollte. Ich konnte wieder das Gleiche Schiff buchen, eine Beneteau Oceanis 391 mit drei Doppelkabinen.
Marina Portisco

Porto Cervo

Wir landeten am Samstag, den 20.9 am späten Vormittag auf Olbia/Sardinien. Für den Transfer zur Marina Portisco wartete bereits ein Bus, der uns zügig zum Hafen brachte. Portisco ist ein kleiner Hafen an der Ostküste Sardiniens, an der Costa Smeralda. Die Übernahme des Schiffes klappte auch problemlos. Während das Schiff noch gesäubert wurde, nutzten wir die Zeit zum Einkaufen. Die Infrastruktur rund um den Hafen bietet einige Restaurants, Souvenirläden und einen kleinen, engen Supermarkt. Hier bekamen wir die Grundnahrungsmittel wie Wein, Bier, (Wasser), Pasta, Käse, Aufschnitt etc. Da der Ort Portisco außer einigen schmucken kleinen und großen Villen nichts besonderes bietet, hieß es dann sofort "Leinen los" mit dem heutigen Etappenziel PORTO CERVO.

Porto Cervo im Sonnenuntergang
Das Anlegen in der Marina haben wir uns verkniffen. Die € 70,- fürs Liegegeld belassen wir lieber in der Bordkasse und nutzen Sie in einem anderen Ort für einen Gaumenschmaus. Noch soeben vor dem Sonnenuntergang krallen wir uns in der dem Ort vorgelagerten Bucht eine Muringboje, die ist kostenlos.
Nach dem Abendessen an Bord gehen Peter C., Stefan und ich mit dem Dinghi auf Entdeckungstour.
Wenn wir schon mal an diesem mondänen  Ort sind, wollen wir ihn uns wenigstens anschauen. An Land sehen wir zwar einen architektonisch reizvoll angelegten Ort mit vielen Lokalen, jedoch nur mit wenig Publikum. Auch hier geht die Saison zu Ende. Die Schönen und Reichen haben sich wohl schon in wärmere Gefilde zurückgezogen. Auf der Rückfahrt vom Kai zu unserem Schiff versagt der Aussenborder. Wir reissen uns fast die Arme aus beim Zug am Startseil. Er springt zwar an, kommt aber nicht auf Leistung. Zitat:"Erreichen das Schiff mit Müh und Not, der Motor lebt, die Crew ist tot.

Capo Ferro an der Nordost-Spitze Sardiniens
Am nächsten Morgen versuchen wir es nicht nochmal mit dem Aussenborder. So verpassen wir leider, Porto Cervo im Hellen zu besichtigen. Stattdessen geht es unter Segel um die Nordost-Spitze Sardiniens, das Capo Ferro. Vorbei an Palau und dem Leuchtturm Punta Sardegna legen wir den Anker in der Bucht von Porto Pollo zum Badestop.




Porto Pollo
Das Wetter ist herrlich, der Wind passt hervorragend. Das nehmen wir wahr, um noch am Nachmittag mit Kurs auf Bonifacio zu segeln. Die Straße von Bonifacio ist berüchtigt für viel Wind, der durch den Düseneffekt zwischen den beiden Inseln Sardinien und Korsika noch verstärkt wird. Heute ist er jedoch gnädig mit uns. Gegen 17.00 h biegen wir ein in die fjordähnliche Bucht von Bonifacio. Schon bei der Ansteuerung waren wir beeindruckt von dem Panorama, wie die Altstadt mit ihren Häusern hoch oben direkt bis an die Abbruchkante der Felsen gebaut wurde. Der Marinero weist uns einen Liegeplatz zu und drückt uns mit seinem Schlauchboot ruckzuck in die Lücke. Mit Heckleinen zum Kai und der Muringleine über das Bug liegen wir fest.
Blick auf Bonifacio
Ansteuerung Bonifacio
Nach dem üblichen Procedere: Strom legen, Schiff klarieren, Manöverschluck trinken oder auch zwei, landfein machen geht es los zu einem kurzen Spaziergang über die Promenade, um ein Restaurant zu sondieren für das Abendessen. Müde und faul wie wir sind, entscheiden wir uns natürlich für ein Lokal in unmittelbarer Nähe unseres Liegeplatzes. Zwei von uns arbeiten in der Logistik, deshalb sind wir Freunde kurzer Wege. Die Nacht schlafen wir wie in Abrahams’s Schoss.
Marina Bonifacio
Den nächsten Tag (Montag, den 22.9.08) reservieren wir uns komplett, um Bonifacio zu erkunden. Von der Uferstraße führt eine breite Treppe hinauf zur Ville haute, zur Oberstadt. Die liegt auf einer schmalen Landzunge, die den Naturhafen von der offenen See trennt. Die Stadt  hat ca. 3000 Einwohner und liegt ca. 70 m hoch auf den weißen Kreidefelsen, die wir bereits von See kommend am Vortag gesehen hatten. Da wundert es nicht, dass die Eroberer in früheren Jahrhunderten es schwer hatten, diese Stadt einzunehmen. Durch die Altstadt zu flanieren, ist ein Erlebnis. Es geht durch enge, kopfsteingepflasterte Strassen, die durch 4 bis 5-geschossige Häuser begrenzt werden. Steht man direkt am durch eine Mauer oder Zaun geschützten Klippenrand und wirft man einen phantastischen Blick nach links und rechts, so sieht man deutlich, wie das Meer im Laufe der Jahrhunderte am Felsen genagt hat. Die Wohnungen in den Häusern direkt am Klippenrand sind allerdings nur für Schwindelfreie geeignet – also nichts für mich. Von dieser grandiosen Aussicht auf die Straße von Bonifacio bis hinüber nach Sardinien wenden wir unseren Blick nach Norden in die Bucht. Hier hat heute Morgen die Sea Cloud I angelegt.

Die Sea Cloud lief 1931 als letzte private Viermastbark in Kiel unter dem Namen HUSSAR vom Stapel. Sie galt damals als die prunkvollste Segelyacht der Welt. Die weitere Geschichte der Sea Cloud findet ihr hier:


Wir laufen weiter zum westlichen Zipfel der Landzunge und zurück vorbei an alten Geschützen und neuen Hotels. Nach einer Erholung bei Crepes und Kaffee strapazieren wir unsere Beinmuskeln auf der Treppe des Königs von Aragon. Diese Treppe wurde schräg in den senkrecht abfallenden Felsen gehauen und bildet über 187 großen Stufen einen Zugang zum Meer. Der Legende zufolge soll sie während der vergeblichen Belagerung durch die Spanier 1420 angelegt worden sein. Tatsächlich ist die Treppe aber deutlich älter.
187 Stufen runter zum Meer
Müde gelaufen an diesem kulturellen Tag sitzen wir am Abend im Restaurant und genießen Meeresfrüchte und Vin blanc.

Am nächsten Morgen (Dienstag, 23.9.) verlassen wir Korsika mit Kurs auf die Isola Lavezzi. Vor der Bucht von Bonifacio liegt eine weiterer Kreuzfahrer, jedoch modernerer Art: die Club Med II von dem gleichnamigen Reiseveranstalter.

Club Med II

Lavezzi ist eine aus vielen kleinen Inseln und Granitriffen bestehende Inselgruppe in der Meerenge von Bonifacio und zugleich der südlichste Punkt Frankreichs in Europa. Zu Zeiten Napoleons III zerschellte hier die Fregatte Sémillante 1420 mit 702 Mann. Aus Zeitgründen wollte der Kapitän nicht den längeren Weg um die Südspitze Sardiniens nehmen sondern riskierte bei schwerem Sturm und Nebel Mannschaft und Schiff.


Vor Anker in der Bucht von Budelli
Ich habe keine Lust, weder Mannschaft noch Schiff zu verlieren. Deshalb segeln wir an diesem sonnigen Tag bei leichtem achterlichem Wind auf Lavezzi zu und gehen in einer kleinen Bucht vor Anker. Die von Wind und Meer glatt geschliffenen Felsen erinnern an die Felsformationen auf den Seychellen. (Habe ich leider selbst noch nicht gesehen, die Fotos aus Prospekten und Fernsehen sind aber sicher jedem bekannt.

Mahnmal der Semillante auf Lavezzi
Nach einem ausgiebigen Bad geht es weiter zu der nur 5 sm entfernten Insel Razzoli in die Cala Lunga. Über türkisblauem Wasser graben wir den Anker tief ein, um sicher für die Nacht zu liegen.. Razzoli und die Nachbarinseln Budelli und Santa Maria gehören bereits zum Maddalena-Archipel.

Bucht auf Santo Stefano
Nach dieser ruhigen Nacht haben wir uns als Tagesziel (Mittwoch, 24.9.) die Stadt La Maddalena auf der gleichnamigen Insel gesetzt. Zunächst setzen wir aber den Kurs ab vorbei an der Insel La Maddalena an die Südspitze der Insel Santo Stefano. Diese Bucht bietet uns ausser nach Süden in alle Richtungen guten Schutz, um gegen Mittag eine ausreichende „Siesta“ zu machen und das glasklare Wasser per Schnorchel zu erkunden. Am Nachmittag erreichen wir dann die Stadt Maddalena. Ausser viel Lärm und Hektik hat diese Stadt uns nicht viel zu bieten.

Ansteuerung auf Maddalena
 Donnerstag, 24.9.08
Nach den relativ kurzen Etappen der letzten Tage nehmen wir uns heute einen langen Schlag vor. Unser Etappenziel soll Baia Caddinas im Golfo Aranci sein. Zunächst mit achterlichem Wind geht es wieder vorbei am Cabo Ferro unter den wachsamen Augen des Orso – ein Felsen hoch oben auf dem Gebirgsmassiv, der aussieht wie ein Braunbär. Nachdem wir den Leuchtturm von Capo Ferro an steuerbord liegen lassen drehen wir auf südlichen Kurs.


La Tramontana
Vorbei geht  es an der Isola Mortorio; um Capo Figari herum segeln wir zwischen der Halbinsel Figarolo und Tramonto mit 270° Grad auf Baia Caddinas zu. Hier machen wir mit Heckleinen und Muring in einem kleinen Hafen fest, der unseren Tiefgang soeben zulässt. In der Marina liegen hauptsächlich kleinere Motorboote. Der Ort selbst ist ein modern angelegtes Urlaubsdomizil und besteht hauptsächlich aus Ferienbungalows und Hotels, die sehr geschickt in die felsigen Hügel eingebettet sind – wie überall auch an der nördlich gelegenen Costa Smeralda. Wir finden noch eine kleine geöffnete Pizzeria, in der wir endlich eine echte italienische Pizza bekommen – die erste in dieser Segelwoche.

Den letzten Segeltag (Freitag, 25.9.08) müssen wir so terminieren, dass wir am Abend in der Marina Portisco mit vollem Diesel-Tank unsere Yacht wieder zurückgeben können. Nach dem Ablegen geht es wieder mit Kurs 90° Grad vorsichtig vorbei am Porto Aranci. Hier müssen wir die Fährlinie kreuzen, die diesen Teil Sardiniens mit dem Festland verbindet. Am Kai sehen wir riesige Fährboote liegen, die Lkw und ganze Züge aufnehmen können. Nach der Umrundung von Cabo Figari nehmen wir Kurs auf die Isola di Mortorio, wo wir mittags noch einen Badestop einlegen wollen. Es liegen schon einige Boote in der kleinen Bucht vor Anker.

Mit den Fischen schwimmen
Es wird zwar eng, aber auch wir finden noch einen Platz und lassen den Anker über glasklarem türkisem Wasser fallen. Oh Wunder, hier gibt es auch noch einige kleine Fische. So gibt es auch noch etwas unter Wasser mit Schnorchel und Brille zu sehen. Kleine Reste unserer Pasta, die es zu Mittag gab, geben wir in das Wasser und beobachten hautnah wie sich die Fische darüber hermachen.
Ankern in der Bucht der Isla Mortorio
Wir geniessen diesen letzten Aufenthalt an diesem tollen Fleckchen. Am Nachmittag geht es die letzten 4 sm zurück nach Portisco wo wir uns indie Schlange vor der Tanksäule einreihen. Nachdem der Dieseltank wieder gefüllt ist legen wir mit der Muringleine an unserem Steg an.

Das letzte Abendessen auf Sardinien geniessen wir in dem Restaurant im ersten Stock mit einem wundervollen Blick über den kleinen Hafen und das dahinterliegende Meer. Die Nacht zum Samstag dürfen wir noch auf dem Schiff verbringen.

Am nächsten Morgen (Samstag, 26.9.08) erfolgt wieder eine fast reibungslose Schiffsübergabe. Unsere Reklamation, dass der Aussenborder bereits am ersten Abend (in Porto Cervo) versagte und wir deshalb die Kosten dafür zurück erstattet haben wollen, wird nicht anerkannt. Wir hätten diesen Mangel sofort melden können, dann wäre der Motor auch sofort ausgetauscht worden. Nach langen Verhandlungen bezahlen wir nur die Hälfte der Kosten. Das Problem wird abgehakt mit den Worten: “Ein bisschen Schwund ist immer!“

Da unser Flug erst am späten Nachmittag zurück nach Düsseldorf geht, müssen wir jetzt den ganzen Vormittag die Zeit in dem kleinen Ort totschlagen. Wir laufen ein paar hundert Meter weiter am Ufer entlang und entdecken einen kleinen Sandstrand. Hier breiten wir uns aus und träumen von den Erlebnissen der letzten Tage.

Fazit: Das Gebiet im Nordosten Sardiniens um das Maddalena-Archipel ist sicher eins der schönsten Segelreviere im Mittelmeer und sollte ein Segler unbedingt besuchen. Von den wilden Geschichten um die Strasse von Bonifacio sollte er sich nicht abschrecken lassen. Um diese zu überqueren ist sicherlich eine sorgsame Wetterbeobachtung nicht zu vernachlässigen. Den Besuch von Bonifacio am Südende von Korsika sollte man sich aber auf keinen Fall entgehen lassen. Auch die kleinen Inseln Lavezzi, Budelli, Razzoli mit ihren beeindruckenden Felsformationen und dem glasklaren Wasser sind in jedem Fall einen Besuch wert.
Die Yacht hatte ich nun bei Boomerang in Portisco schon das zweite Mal gechartert. Diesen Vercharterer kann ich auch weiter empfehlen. Die Yacht war beide Male tip top in Ordnung und sauber. Das Problem mit dem Aussenborder kann es immer mal geben. Das wir hier nicht schnell genug reagiert haben, war unsere Schuld.