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Dienstag, 29. Mai 2012

Mit Freunden auf Frieslands Meere

Pfingsten verbringen wir mit unseren Freunden auf Frieslands Kanäle und Meere. Auf einem kurzen Trip geht es den Fluessen hoch über die Kanäle nach Workum. Am nächsten Tag dann bei herrlichem Wetter auf dem gleichen Weg wieder zurück. Die Strecke war kurz, der Spaß dafür aber umso größer.











Freitag, 18. Mai 2012

Mit Ulla ins Wattenmeer und auf die Inseln




 Freitag, 18.5.12

Nach einem Besuch in Hamburg kamen wir - das sind meine "Ex-Verlobte" Ulla und ich - gegen 20.00 h in Warns an. In der Pyramide wurde erstmal ein Scholle mit Fritten verzehrt bevor dann die Sachen alle aus dem Auto ins Schiff gepackt werden mussten. Dann wurden die neuen Fenster in der Sprayhood begutachtet. Die hatte ich in Auftrag gegeben, da die alten Fenster ziemlich blind u. teilweise eingerissen und mit Tape geklebt worden waren.
Der Abend wurde dann bei einem Glas Rosé abgeschlossen.

 Samstag, 19.5.12
Bereits zu Hause hatten wir ein grobes Ziel festgelegt. Endlich war Ulla bereit, einmal die Inseln im Wattenmeer anzusteuern. In den beiden vergangenen Jahren hatte sie sich vehemend geweigert auf die Nordsee raus zu fahren. Die Insel Terschelling kannten wir von früheren Fahrten mit der Fähre dorthin. Nun schlug sie selbst vor, bei moderaten Winden, den Törn dorthin zu wagen. Jedoch schlug ich vor, Vlieland als Ziel anzulaufen, was sie noch nicht kannte. Ich kannte Vlieland und Texel bereits aus früheren Chartertörns.

Nach dem Frühstück wurde noch etwas Proviant eingekauft und das Deck gereinigt. Ganz gemütlich starteten wir dann Richtung Schleuse Stavoren wo wir uns in die Warteschlange einreihten. Während wir dort warteten fuhren zwei Jungs in einem Schlauchboot durch die wartenete Reihe und machte uns darauf aufmerksam, dass kein Kühlwasser am Auspuff austrat. Gut die Jungs, die waren echt gut drauf! Erst bei erhöhter Drehzahl spukte das Kühlwasser. Nachdem wir uns so langsam an die Spitze der Warteschlange geschoben hatten drehten wir um, zurück zum Liegeplatz. Das war mir doch zu unsicher, unseren Törn weiter fortzusetzen. Es sind Gott sei Dank nur 15 Min. zurück. Von unterwegs informierte ich bereits telefonisch den Motormechaniker Jos den Teuling, der dann auch schon auf uns wartete. Der Probelauf des Motors dort im Leerlauf zeigte keinerlei Störungen mehr. Das Motor spuckte wie immer in kurzen Schüben das Kühlwasser aus. Die Erklärung hierfür konnte nur sein, dass sich ein Stück Plastik vor die Ansaugöffnung des Saildrive gelegt hatte und so den einwandfreien Nachschub von Kühlwasser zum Motor störte. Das musste sich dann bei der Fahrt zurück nach Warns wohl wieder gelöst und das Problem beseitigt haben. Zur Sicherheit wurde aber noch der Impeller gecheckt, der jedoch keinerlei Beschädigung zeigte. Jedoch bemerkte Jos eine erhebliche Menge Motoröl in der Motorbilge. Nach einger Untersuchung erklärte er dieses mit einer defekten Dichtung hinter der Wasserpumpe, die erneuert werden musste. Ich als Sesselpupser habe null Ahnung von Mechanik und zuckte nur mit den Schultern. Eine Fortsetzung des geplantten Törns stand aber nichts im Wege. ich sollte nur regelmässig den Ölstand kontrollieren und evtl. Öl nachfüllen. Nachdem das Öl aus der Bilge ausgesaugt war starteten wir dann am frühen Nachmittag erneut Richtung Schleuse Stavoren. Der Andrang hatte sich inszwischen aufgelöst und so konnten wir nach Öffnung der Tore sofort einfahren.
Hinter der Schleuse wurde das Großsegel und die Genua ausgerollt und bei leichtem Wind aus Nordost ging es dann Richtung Makkum, was wir nach einer Wende kurz vor dem Abschlussdeich erreichten. Wir fahren immer durch bis in den Gemeindehafen hinter der großen Werfthalle. Dort gab es auch noch ein freies Plätzchen.
Nach dem Abendessen erklärte ich Ulla, dass wir um 8.00 h früh die Schleuse Kornwerderzand passieren müssen, um noch mit dem letzten Hochwasser um ca. 10.00 h Harlingen zu erreichen. Somit hiess es am nächsten Morgen um 7.00 h aufstehen. Das wurde auch ohne Klagen angenommen; es sollte aber auch das letzte Frühaufstehen in diesem Urlaub sein.

Sonntag, 20.5.12


Pünktlich um 7.00 h klingelte der Wecker und um 7.30 h starteten wir Richtung Kornwerderzand. Mit uns schleuste in der kleinen Kammer noch ein anderer Segler während in der größeren Kammer zur gleichen Zeit ein Frachter ins Wattenmeer entlassen wurde. Da der Wind weiter mit ca. 3 Bft. aus Nordosten wehte, mussten wir bis Harlingen motoren. Der Flutstrom unterstützte uns mit 1-2 Knoten und so erreichten wir Harlingen noch vor 10.00 h. Unser Lieblingsplatz in Harlingen ist im Jachthafen HSW hinten durch die Brücke im Park. Dafür mussten wir jedoch nochmal nach binnen schleusen. Da wir auch schon mal in Harlingen waren kennen wir dort die Örtlichkeiten und dank unseren geringen Tiefgangs von 1,35 m ist es kein Problem beim HSW zu liegen. Um in den Park zu gelangen, öffnete der Hafenmeister noch die Brücke und so konnten wir bereits um 11.00 h an einem ruhigen Liegeplatz faul in der Sonne liegen. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Am Nachmittag spazierten wir dann durch Harlingen und spendierten uns im Café am alten Stadthafen einen "Kaffee verkeert" (=Kaffee mit viel Milch) und ein Appelgebak (=Apfelkuchen). Danach wechselten wir das Lokal und beobachteten beim Bier die einkommenden Plattbodenschiffe bei ihren Anlegemanövern im Vorhafen von Harlingen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass uns das Wetter bereits seit unserer Ankunft am Freitag Abend in Warns aufs Feinste verwöhnte - pure Sonne und moderate Winde. Das versprach uns auch der Wetterbericht für die ganze nächste Woche - und er hielt es auch - Windstärken 3-4 aus Nordost bis Nord bei wolkenlosem Himmel. Das klang ideal für unseren Törn nach Vlieland und Texel.


Montag, 21.5.12

Nach Vlieland segelt man am besten und schnellsten mit ablaufendem Wasser, d.h. nach dem Hochwasser in Harlingen, wenn die Ebbe beginnt. Da um 11.00 h das Wasser in Harlingen am höchsten steht, konnten wir den Tag gemütlich und ohne Stress angehen. Um 10.30 h ließ uns der Hafenmeister vom HSW wieder durch die Brücke und kurz danach wurden wir ca. 1,5 m in der Schleuse nach oben "gefahren". So starteten wir pünktlich um 11.00 h in Harlingen. Gleich hinter der Schutzmole ging ich in den Wind, um das Groß zu setzen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und so wurde es direkt mit einem Reff gesetzt damit auch unterwegs kein Stress aufkommen konnte, falls es doch noch weiter aufbrisen sollte. Danach wurde noch die Genua rausgezogen. Denkste! Halb draussen tat sich nichts mehr! ich drückte Ulla schnell das Steuer in die Hand, um nach vorne zu sehen, was dort klemmte. Schei.....! Die Holeleine hatte sich um das Pütting unterhalb der Trommel gewickelt. Da Ulla in Sachen Steuern noch etwas unerfahren ist, übergab sie mir lieber wieder das Rad und ging nach vorne , um die Leine zu klarieren. Sie musste die Holeleine komplett aus den Führungsrollen ziehen, alles um das Pütting loswickeln und anschliessend wieder in alle Rollen einziehen bis nach hinten - und das bei nicht unerheblichem Stampfen des Schiffes. Aber das hatte sie wirklich tapfer gemeistert. Nun hatte ich lautes Veto erwartet "Zurück in den Hafen, ich will nicht auf die Insel!" Weit gefehlt, keine dieser Worte. Aber was war passiert? Hatte ich vergessen, die Holeleine nach dem Dichtholen zu beklemmen? So richtig überzeugt war ich davon nicht! Nachdem alles klariert war ging es mit dem Strom entlang des Tonnenstrichs Richtung Vlieland. Die eine oder andere Kurve mussten wir etwas schnibbeln, da wir sonstzu sehr in den Wind geraten werden. Auch mit unserem gerefften Groß konnte eine folgende Hallberg Rassy in Vollzeug uns nicht einholen. Mit stolzer Brust ging es weiter. Als wir die Sandbank Richel querab hatten, mussten wir dann doch für eine kurze Strecke den Motor starten, da es direkt gegen den Wind ging. Vor der Hafeneinfahrt von Vlieland musste ich dann kräftig vorhalten, um den starken Strom, der vor der Einfahrt liegt auszugleichen. Im Hafen selbst wartete der Hafenmeister bereits im Schlauchboot und wies uns einen Liegeplatz zu. Entgegen den vielen Unkenrufen, gab es Platz in Hülle und Fülle. Das hatte sicher an dem vergangenen langen Wochenende anders ausgesehen. Nachdem Klar-Schiff gemacht wurde genehmigten wir uns ein Bier, ein Kaffee und eine Portieon Calamares im Hafen-Restaurant. Danach spazierten wir in den Ort Vlieland. ich war zwar vor einigen Jahren mal auf Vlieland, aber so emsig wie an diesem Tag hatte ich ihn nicht in Erinnerung - oder war ich noch nie soweit in den Ort hineingelaufen? Jedenfalls auch aufgrund des schönen Wetters hatten alle Café's und Restaurant ihre Stühle draussen an der Straße stehen und diese waren auch gut besetzt.
Nach einer kurzen Überlegung, ob wir einen weiteren Tag auf Vlieland verbringen und mit Leihrädern die Insel erkunden sollten entschieden wir uns dagegen. Weder Ulla noch ich hatten keine Lust gegen starken Wind anzufahren. Also entschied Ulla, am nächsten Tag Kurs auf Texel zu nehmen und zwar aussen rum um jeglicher Gefahr des Auflaufens zu begegnen. Ich habe da so meine Erfahrungen aus den vergangenen Chartertörns. Auf mich wirkt die Erdanziehung immer kollossal, sie zieht förmlich an mir und dem Schiff!
Nach dem Abendessen mit gebratenem Kip (Hähnchen) und Salat und natürlich dem üblichen Glas Wein (oder zwei) machten wir noch einen ausgedehnten Strandspaziergang im Sonnenuntergang um die Ostecke der Insel.

Dienstag, 22.5.12


Der Plan der Experten sagt, dass man 1/2 h vor Hochwasser in Vlieland starten soll, um dann mit auflaufendem Wasser an der Westspitze von Texel herum nach Oudeschild einzulaufen.
Gesagt - getan: Start 9.00 h - 1/2 std. vor HW in Vlieland segelten wir die erste Stunde um die Ostecke Vlielands herum, bis wir dann auf einen Vorwind-Kurs gingen. Auch hier ging ich wieder auf Nummer sicher, um eine ungewollte Halse zu vermeiden und rollte das Großsegel ein und weiter ging es vorbei an Vlieland. Nun ist so ein Vorwindkurs nicht gerade der stabilste und ruhigste Kurs. Das ständige Schlingern und Geigen wollte ich dem Autopiloten nicht zumuten. So stand ich schliesslich am Ende des Tages 9 Std. am Ruder zumal Ulla mich auch nicht ablösen konnte - ihr war etwas "blümerant".
Plötzlich kamen wir aus heiterem Himmel an eine Stelle an der das Wasser unheimlich kabbelig war. Es war genau zwischen Vlieland und Texel. Nur ca. 300 Meter weiter steuerbords erkannte ich, dass dort wieder das normale Wellenbild war. Gleichzeitg zeigte der Tiefenmesser anstatt wie bisher 16,18, 20 Meter nun nur ca. 8 Meter an. Ich konnte mir das nur erklären, dass hier aufgrund des Anstiegs des Meeresgrundes und dem Ebbstrom der aus dem Eierlandse Gatt zwischen Vlieland und Texel strömte die verschiedenen Strömungen aufeinandertrafen. Das mussten die berüchtigten Grundseen sein, die schon so manchem Schiff zum Verhängnis wurden?? Gott sei Dank nicht uns. Das war nun nicht besonders problematisch aber das nächste Mal halte ich mich weiteren Abstand und fahre weiter draußen - wieder was gelernt! Ein paar hundert Meter weiter normalisierte sich das Wellenbild wieder und es ging weiter am Leuchtturm von Texel vorbei Richtung Molengat. dies ist ebenfalls eine Meerenge zwischen der Südspitze von Texel und einer vorgelagerten Sandbank. Hier gab es wieder ein betonntes Fahrwasser, was jedoch immer enger wurde. Sicherheitshalber startete ich den Motor um gegebenenfalls kräftige Unterstüzung zu haben denn auch hier baute sich eine unangenehme Welle auf.
Kurz nach dem passieren des Eierlandse Gatts bemerkte ich hinter uns eine Segelyacht, die nicht platt vorm Wind wie wir, sondern mit Groß und Genua vor dem Wind kreuzte. Wie ich später erkannte eine Hanse. Sie machte somit zwar mehr Strecke, konnte uns aber doch langsam aber sicher einholen. Sie segelte dann mit direktem Vorwindkurs ganz tapfer durch das kabbelige Molengat. An der Spitze, wo es nach backbord Richtung Oudeschild geht holte sie uns dann ganz ein und segelte weiter mit südöstlichem Kurs evtl. Richtung Den Oever. Wir aber hatten nun den Wind direkt gegenan und mussten den Motor starten. Ca. 1 Std. ging es noch so nach Oudeschild. Kurz vor der Hafeneinfahrt näherte sich von steuerbord unsere bekannte Hanse wieder. Im Gegensatz zu uns hatte sie den phantastischen Wind weiter ausgenutzt und war Richtung Oudeschild gekreuzt mit viel mehr Strecke aber dennoch zum gleichen Zeitpunkt am gemeinsamen Zielpunkt. Wieviel schneller mußte die Fahrt unter Segel gewesen sein als wir unter Motor direkt gegen den Wind?
Gegen 18.00 h legten wir im Yachthafen Oudeschild an. Aus den geschätzten 6 Std., die ich Ulla am Vortag versprach waren es 9 Std. geworden. Das blümerante bei ihr verflog auch relativ schnell wieder, so dass sie nicht die ganze Fahrt in waagerechter Stellung verbrachte und die letzten Stunden auch noch etwas geniessen konnte. Im Nachhinein fand sie es auch einen schönen Schlag, zwar etwas lang, aber doch schön. Na bitte.... geht doch!
Da der Hafenmeister schon Feierabend hatte, konnten wir das Bezahlen auf den nächsten Tag schieben.
Nach dem Abendessen gab es einen Spaziergang über den Deich durch den kleinen Ort. Dieser war aber lange nicht so attraktiv wie Vlieland.

 Mittwoch, 23.5.12

Diesen Tag hatten wir zur freien Verfügung, da wir erst am Nachmittag starten sollten, um den optimalen Strom Richtung Den Oever zu nutzen. 
Laut Plan sollten wir 1/2 Std. vor Niedrigwasser in Oudeschild starten was wir auch brav befolgten. Am Morgen ging ich erstmal unser Liegegeld bezahlen. Oh Wunder, die Hafenmeisterin hatte schon eine MILES & MORE in ihrem Computer, aber nicht unsere. Den weiteren Vormittag nutzen wir dann noch, um etwas Proviant zu bunkern, bevor es um ca. 14.30 h los ging. So konnten wir noch eine 1/2 Std. das Niedrigwasser nutzen durch das Gat van der Stier um anschliessend mit kommender Flut Richtung Den Oever "zu fliegen". So flogen wir auch mit fast 8 Knoten durchs Wasser und.........Ulla steuerte. WOW! Wieder ein Erfolgserlebnis! Ich betone das hier so, weil sie - wie gesagt - in der Vergangenheit nicht den Mut hatte, das Steuer zu übernehmen. Hier hatte es ihr plötzlich auch richtig Spaß gemacht. Mich machte das richtig glücklich! Vielleicht war auch unser heutiges Ziel der Grund? Ich hatte ihr nämlich für heute ein gutes Steak versprochen! Aus dem Segel-Forum hatte ich den Tip vom "Dikke Bries" bekommen, ein Restaurant direkt am Hafen von Den Oever. Unterwegs sahen wir dann noch drei Seehunde, die dicht bei der Fahrrinne auf einer Sandbank dösten. Kurz vor der Schleuse wurde es dann nochmal kurzzeitig ernst. Im sehr schmalen Fahrwasser zeigte das Lot plötzlich nur noch 2 m Tiefe an. Ein Blick rundum versicherte mir, dass wir uns tatsächlich im Fahrwasser befanden und nicht etwa 5m rechts oder links daneben. Das soll ja auch schon vorgekommen sein.
Das Schleusenmanöver sollte ich besser nicht erwähnen; das ging nämlich zunächst ordentlich in die Hose! Vor der Schleuse mussten wir ca. 20 Min. warten auf einen Frachter, der zuerst in die Schleuse einfahren konnte. Wir als einziger Segel kamen dann noch hintendran. Mit ausreichend Abstand fuhr ich in die Schleuse. Hier gab es an den Seite bereits Halteleinen. So brauchten wir uns keine Gedanken machen, wie wir einen Poller mit unseren Festmachern ereichten - dachte ich! Nachdem das Schleusentor geschlossen war, gab es so heftigen Strom, dass wir beide das Schiff nicht mehr mit den Händen halten konnten und trieben haltlos in der Schleusenkammer. Der Schleusenmann hatte aber Geduld mit uns! Kein Meckern, keine Anweisungen! Er liess uns in Ruhe wieder an dei Schleusenwand fahren, wo wir uns mit den Festmachern dann halten konnten. Auch hier musste ich wieder Mal feststellen - in der Ruhe liegt die Kraft. Während ich früher in solchen und ähnlichen Situationen in totalen Stress und Hektik verfiel, konnte ich mich immer mehr auf die Ruhe besinnen, in der wirklich bei vielen Situationen die Kraft liegt. Ja, ja, mit dem Alter kommt die Ruhe!
Aus der Schleuse raus ging es direkt nach steuerbord in den langgestreckten Hafen. Hier machten wir am Meldesteiger fest und konnten dort auch bleiben, da der Hafenmeister bereits Feierabend machte. Nachdem wir das Problem Chip-Karte für Strom gelöst und geduscht waren, fielen wir drei Schritte weiter ins "Dikke Bries" und das war ein echter VOLLTREFFER! Es war wenig los und wir fanden einen Platz auf der Terrasse mit Blick auf die Ijsselmeer-Bucht und schwimmenden Schwänen - im Sonnenuntergang - einfach nur traumhaft! Und das Essen erst! Für Ulla gab es zur Vorspeise eine Fischsuppe, für mich 5 gebratene Jacobsmuscheln an Salat, genannt de wahre Jacob, danach für beide ein Steak mit den üblichen Beilagen in Hülle und Fülle, Gemüse, Fritten,. Bratkartoffeln, Salat....... Das Personal war sehr freundlich und auch der Chef kam an die Tische und fragte nach der Zufriedenheit seiner Gäste. OK, es war etwas teurer als Kibbeling, aber bei so einer Qualität und so einem "Platz an der Sonne" lohnt sich diese Investition für die Zunge und das Gemüt. (Ich bin mit dem Wirt nicht verwandt oder verschwägert.)
Diese Lokal ist übrigens auch bei nicht so sommerlichen Temperaturen eine Reise wert denn der Gastraum ist an Wänden und Decke mit allen möglichen Bildern und Utensilien bestückt und egal in welcher Ecke man sitzt - es gibt immer jede Menge zu betrachten. Eine sehr interessante Athmosphäre. Selbst auf der Toilette hat man die Möglichkeit seinen nächsten Törn zu planen, da dort die Wände mit alten Seekarten bestückt sind.
Wohl genährt und mit jede Menge neuer Eindrücke legten wir uns zur Ruhe. Aber die Rollanlage der Genua, die Furlex, ging mir nicht aus dem Kopf. Sie lief nicht so einwandfrei wie ich es gewohnt war. Das Blech, was die Trommel abdeckt war auch nicht mehr richtig fest. Ich konnte aber noch nicht richtig erkennen, wo das befestigt sein soll. Es fehlte nichts.



 Donnerstag, 24.5.12

Den Morgen nutzten wir zum Ausschlafen, waren wir doch jetzt wieder in unserem Heimatrevier und konnten unabhängig von Gezeiten die nächsten Tage auf dem Ijsselmeer angehen. Unser heutiges Ziel war Enkhuizen. Diesmal sollte es aber nicht in den Compagnieshaven gehen siondern in den alten Hafen, falls wir dort noch Platz bekommen.
Mit einem raumen Kurs ging es mit einem Schlag direkt dorthin. Um 15.00 h waren im alten Hafen längseits am Kai fest. Zu unserer Ankunft spielte eine Leierkastenmaschine alte Seemannsweisen und auch neuere Hits wie Waka-Waka. Sowas aus dem Leierkasten hatte ich bisher auch noch nicht gehört. Nachdem er aber seine Läden geschlossen kehrte Ruhe im Hafen ein. Später kam noch eine holl. Hanse bei uns längsseits. Nachdem Ulla von ihrer Shopping-Runde in Enkhuizen zurück war gab es eine Portion Kibbeling mit Fritten für beide - irgendwann muss ja wieder zur Normalität gelangen.



  Freitag, 25.5.12

Mit unseren Liegeplatz-Nachbarn vereinbarten wir, gegen 10.00 h ablegen zu wollen. So konnten wir in Ruhe frühstücken und den Tag langsam angehen - wir hatten schliesslich Urlaub. Um 10.30 h legten wir dann gemeinsam ab, unsere Nachbarn Richtung Makkum, wir Richtung Lemmer. Da sich der Wind weiterhin konstant aus Richtung Nordost eingeblasen hatte, konnten wir Lemmer nicht direkt anliegen sondern mussten zunächst Kurs auf etwas südlicher Stavoren halten. Mit 4 oder 5 Kreuzschlägen segelten wir dann bei zunehmendem Wind nach Lemmer. Hier nutzen wir immer die alte Schleuse in der Stadt, nie die große des Princess-Margriet-Kanals. Durch die alte Schleuse durch ist es immer wieder ein nettes Erlebnis in der Stadt anzukommen und dort festzumachen. Die direkten Liegeplätze waren fast ausnahmslos mit "Arschmakrelen" belegt. Dies ist mein Schimpfwort für Motorboote. Mein Augnmass signalisierte mir aber noch eine frei Stelle für 10,80 m Länge. Da wollte ich hinein. Mit dem Bug - aber auch leider mit dem Wind - bog ich in die Lücke zwischen zwei Arschmakrelen ein, Ulla sprang mit dem Festmacher an Land. Ich konnte aber leider nicht aufstoppen und gleichzeitig auch die Heckleine an Land werfen. So packte sder Wind mein Heck und schob es wieder ab vom Kai. Die heckleine, die ich hastig warf, erreichte das Land nicht, wo bereits fleissige Helfer warteten. Ulla musste die Vorleine loslassen, damit ich einen neuen Anlauf nehmen konnte. Ich fuhr erstmal in die Mitte des Kanals - natürlich ging gerade die Brücke auf u. es kamen weitere Boote entgegen. Trotzdem eilte ich schnell nach vorne, nahm die Vorleine auf und anschliessend auch die Hecklein. Zum Glück sind alle Festmacher Schwimmleinen, so dass diese nicht in die Schraube geraten konnten. Nun drehte ich komplett und furh gegen den Wind in meine Lücke. Nun klappte es. Dank der hilfsbereiten Passanten lagen wir schliesslich in unserer Lücke - nach vorne 50 cm Platz, nach hinten 70 cm Platz verzurrte ich unsere MILES & MORE mit 4 Leinen an Land.
Nach dem Anleger holte Ulla für uns bei unserem Lieblingsbäcker Leckerli, leckere Teilchen mit Früchten. Anschliessend ging sie (mal wieder) shoppen, während ich mir (mal wieder) die Furlex genau betrachtete. Warum schwabbelte das Blech da so rum? Zum Abend ging es nochmal in den SPAR-Markt, um nochmal Proviant zu bunkern. Morgen Abend erwarteten wir 4 Gäste in Warns, um mit ihnen eine Kaffeefahrt über Pfingsten zu machen.


Samstag, 26.5.12

Morgens holten wir bei Ladenöffnung noch frischen Matjes für den Abend. Dann ging es, meistens unter Segel - durch die Kanäle über Sloten, Woudsend ind Heeger Meer. Von dort den Flüssen weiter unter Segel bis nach Warns. Hier wurde wieder kla Schiff gemacht, das Deck geschrubbt und auch innen alles neu sortiert. Mit 2 Personen schleppt man doch eine Menge Zeugs mit sich rum. Für 4 weitere Personen müssen wir jedoch die eine oder andere Ecke freimachen, damit dann deren Sachen dort gestaut werden können. 2 Personen kamen in die Achterkabine, die anderen beiden schlafen dann auf den Salonbänken. Diese bieten, wenn die Lehne hoch geklappt wird, auch noch zwei recht breite Liegeflächen. Ulla bereitete ein paar Willkommens-Häppchen vor und war gerade fertig, als der Besuch um 18.30 h eintrudelte. Den Abend haben wir dann zu Sechst bis 1.00 h nachts im Cockpit verbracht. Das ich das noch erleben durfte - nach dem letzten Sommer! Ziemlich lustig haben wir uns dann alle in unsere Betten sortiert.

 Sonntag, 27.5.12


Nach dem Frühstück starteten wir dann unsere Kaffeefahrt nach Workum. Der Wind kam genau von vorne und so mussten wir leider den Flüssen bis ins Heeger Meer motoren. Dort ging es dann links ab durch den Kanal bis Workum. Nach einem kurzen Aufenthalt vor der Eisenbahnbrücke zeigten wir unseren Gästen Workum von seiner Kanalseite aus. Alle waren begeistert von dem idyllischen Städtchen. Wir waren erstaunt, dass Workum am Pfingst-Sonntag - zumindest auf dem Wasser - so leer war. Ohne weitere Aufenthalte ging es glatt durch die Schleuse. Hinter der Schleuse haben wir dann im Stadthafen direkt vorne an einen Liegeplatz in der ersten Reihe bekommen und hatten so einen erlebnisreichen Nachmittag vor dem "Schleusenkino". Am Nachmittag spazierten wir in den Ort und suchten uns einen gemütlichen Platz im Café unter Sonnenschirmen. Hier kamen jede Menge Radfahrer und Leute mit Tret-Renn-Rollern vorbei. Wenn wir da richtig verstanden haben, legten diese seit morgens eine Strecke von 230 km zurück?? Mit nem Tretroller?? Kann ich kaum glauben.
Nun nahm ich nochmal einen Anlauf, um die Furlex der Rollgenua zu untersuchen. Auf dem Bauch liegend schob ich meinen Schädel unter die Trommel und siehe da: dort gab es noch eine verborgene Schraube, die mit der Befestigung des Bleches zu tun hatte. Die wurde jetzt ordentlich angezogen - und - Ursache gefunden - Problem erledigt! Nun konnte ich auch wieder ruhig schlafen.
Der Abend gestaltete sich etwas weniger "feucht" und weniger lang als der letzte und so war kurz nach 23.00 h schon Bettruhe angesagt.



 Montag, 28.5.12

Nach einem kräftigen Frühstück mit Rührei und Schinken bunkerten wir noch Wasser und fuhren dann den Kanal weiter zum Ijsselmeer. wir wollten unseren Freunden doch noch "das große Wasser" zeigen. Kurz raus, eine scharfe Wende und wieder zurück zur Schleuse. Zurück durch Workum setzten wir dann hinter der Eisenbahnbrücke die Genua und liessen uns langsam im Sonnenlicht wieder Richtung Warns wehen. Neben der Kanincheninsel gingen wir für den Nachmittagskaffee vor Anker und ich wollte auch noch ins Wasser. Als wir dann ruhig im Wind lagen merkte ich dann doch, dass der Wind etwas kühler blies als am Vortag. Also liess ich es - Warmduscher! Wir liessen uns Zeit, denn wir wollten nicht in den Pfingst-Rückreiseverkehr kommen und die Staus am frühen Abend umgehen.
Zurück in Warns wurde das Boot direkt bei Jos den Teuling festgemacht. so konnte er die nächste Woche nach dem Ölleck schauen und es reparieren. Nachdem alle Klamotten wieder aus allen Ritzen des Schiffes in PKWs geladen waren nahmen wir in der Pyramide noch einen Appelgebak und Kaffee und starteten gegen 18.30 h Richtung Heimat.
am letzten Kreisverkehr vor Lemmer wurden wir umgeleitet Richtung Sloten. Lemmer war "apgesloten". Ich vermutete wegen der Radrennfahrer, die wir überall sahen
Von da an nahm das Dilemma seinen Lauf. Nicht im Schritttempo, nein, im Gänsefüsschen-Tempo ging es über 1 Stunde bis zur Autobahn. Vor der großen Ijsselbrücke bei Kampen dann der nächste Stau. Den konnte ich noch etwas umfahren, indem ich die alte Strecke an Kampen vorbei nutzte.
Nach 4,5 Std. kamen wir dann schliesslich um 23.00 h zu Hause an.

 Resummée

Alles in allem waren das gelungene 10 Tage - angefangen mit unserem Besuch in Hamburg und dem Musical "Sister Act" und vor allem unser Törn zu den Watteninseln bei Kaiserwetter und phantastischem Wind. Das muß unbedingt wiederholt werden. Erste Pläne reifen schon im Kopf. Auch das Wochenende mit unseren 4 Freunden hat auf dem begrenzten Raum im Schiff sehr gut geklappt, sicherlich auch Dank des Wetters da wir uns so immer draußen im Cockpit aufhielten. Jede Menge Spaß war sowieso vorprogrammiert. Ein Segeltörn zu sechst ist sicherlich nicht so prickelnd.
und natürlich das Ulla sich immer mehr ans Ruder traut ist für mich natürlich ein ganz besonderes Highlight!