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Donnerstag, 18. August 2016

Segeln, Sonne, Spaß und Schwimmen mit Finn

15.8.2016, Montag    Warns - Lemmerbucht   24 sm

Gestern Abend sind wir, das sind Finn, der 13-jährige Sohn meines Neffen, und ich nach Warns gekommen, haben schnell unsere Sachen und den Proviant eingeräumt und dann noch einen Willkommenstrunk im Cockpit in der Abendsonne genossen. Anschliessend ging es auch schon ins Bett.

Heute Morgen nach dem Frühstück wird das Deck schnell geschrubbt, Wasser getankt und das Schiff segelfertig gemacht. Ich erkläre Finn ausführlich das Ablegemanöver und auch wie sich das Heck bei Rückwärtsfahrt durch den Schraubeneffekt verhält. Nachdem ich die Vorleinen gelöst habe fährt er ganz langsam aus der Box heraus und ich eile ans Heck um auch die Heckleinen zu lösen. Wie ein Profi stösst er weiter zurück in die Boxengasse um dann mit einem kurzen Vorwärtsschub aufzustoppen und weiter um 11.10 h den Hafen zu verlassen.

Vor der Schleuse in Stavoren werden wir aufgehalten. Die Schleusenkammer ist gerade mit Booten voll. Wir müssen auf den nächsten Schleusengang warten. Es ist Ferienzeit, dementsprechend sehr viel los. Für die Schleusen ist in den Ferienmonaten Hilfspersonal eingestellt, die die Schleusenmanöver der Freizeitkapitäne unterstützen sollen um damit auch die Schleusenmanöver zu beschleunigen. Aber irgendwie klappt das nicht ganz. Nachdem wir in der Schleuse im Päckchen als zweites Schiff an einem Plattbodenschiff fest sind, steht hinter uns ein Boot quer in der Schleusenkammer. Nun denn - es gibt schlimmeres! Als sich dann vor uns das Schleusentor für die Ausfahrt öffnet, müssen sich alle Boote wieder der Reihe nach lösen. Aber bitte wirklich der Reihe nach! Zuerst müssen die beiden Schiffe neben uns raus bevor wir uns von dem Plattbodenschiff lösen können. Das dauert unserem lieben holländischen Nachbarn zu lange und will schon unsere Festmacher lösen. Als ich das aber vehemend ablehne, kümmert er sich einfach nicht darum und schmeisst die Leinen rüber. Nun können wir sehen, wie wir ohne größere andere Schiffsberührungen die Schleuse verlassen. Aber: "Et hätt noch immer joot jejange...!" Wieder um eine Erfahrung reicher mit unseren geografischen Nachbarn!
12.20 h. Noch im Vorhafen der Schleuse setzen wir bei herrlichstem Sonnenschein das Großsegel. Draußen auf dem Ijsselmeer ist gerade das "Skutjesijlen" im Gange, eine Regatta, die an
verschiedenen friesischen Orten mit speziellen Plattbodenschiffen - den Skutjes - stattfindet. Bei leichtem Wind aus NE können wir das Regattafeld bequem umfahren. Auf verschiedenen Kursen zum Wind mit 2 - 3 bft. steuert uns Finn in die Lemmerbucht. Nördlich der Einfahrt vom Princess-Margriet-Kanal legen wir um 16.20 h den Anker auf 2 Meter Wassertiefe. Während ich den Anker langsam ablasse, steuert Finn das Schiff langsam achter-
aus - Perfekt!

Im Windschaten eines kleinen Waldes liegen wir hier ruhig für die Nacht. Aber wir bleiben nicht lange alleine. Im Laufe des frühen Abends kommen noch 4 weitere Segelyachten zum Ankern. Nach dem Abendessen (Spaghetti mit Lachs-Sahne-Sauce und Tomatensalat) gibt es für Finn noch eine Lehrstunde Kartennavigation. Dann widmen wir uns einem phantastischen Sonnenuntergang bevor es ins Bett geht.

16.8.2016, Dienstag  - Lemmerbucht - Makkum   38 sm

Um 9.30 h heist es "Anker auf!" Als Ziel haben wir uns heute Makkum gesetzt. Das liegt in der äussersten NE-Ecke des Ijsselmeeres, sozusagen kurz vor der Nordsee. Die Windvorhersage von gestern Abend - NE 3-4 - wird von der Besatzung stark angezweifelt. Mit Kurs 270° unter Groß und Genua kommen wir nur ganz langsam voran, was ja nicht grundsätzlich zum Tagesanfang falsch ist. Unser Tagesziel ist aber mit dieser Geschwindigkeit nicht zu erreichen und ganz bestimmt nicht Friesland's beste Kibbeling-Bude, die um 18.00 h schließt. Also holen wir die Segel ein und starten den Motor, zumindest bis zur Südwest-Ecke des Vrouwezands. Das ist eine Untiefe, die wir umfahren
müssen. Hier setzen wir wieder das Groß und die Genua und nehmen Kurs auf hoch am Wind Richtung N. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen und es weht mit 3 bft, leider aber ein wenig zu weit aus N. Wir können das Ziel Makkum nicht direkt anliegen, sondern müssen auf der Höhe Brezaandijk nochmal einen Kreuzschlag machen. Nun rauschen wir mit über 6 kn in Richtung fries. Ijsselmeerküste - natürlich steuert Finn - als plötzlich von einer Sekunde auf die andere der Wind wegbleibt. Wir warten nicht weiter ob er wiederkommt, sondern starten den Motor - wir haben Hunger und die Kibbeling rufen ganz laut nach uns. So liegen wir gut in der Zeit und machen um 17.00 h in einer Box im Stadthafen Makkum fest. Von Bord aus sehen wir dass nichts los ist an der Kibbelingbude. Als ich hingehe sehe ich, dass Tische und Stühle aussen verkettet sind. Auf der Eingangstür steht GESLOTEN! Hurra! Was sagte Rudi Carell? "Das wäre ihr Preis gewesen!" Mit langem Gesicht gehe ich zurück auf's Boot. Also Plan B: Kipfilet (Hähnchen) einkaufen, die anderen Zutaten sind an Bord. Es gibt Hähnchen-Streifen in Currysauce mit Ananas auf Reis. Dazu einen Rosé aus Südfrankreich. Nachdem auch die Backschaft erledigt ist drehen wir noch eine Runde durch die Stadt und dann wird ausgiebig geduscht. Bevor es zu dunkel wird spielen wir im Cockpit noch eine Runde "Rummy Cup".


17.8.2016 Mittwoch   Makkum - Insel Langehoekspolle 14 sm

Wir sind schon früh auf den Beinen - zu früh. Finn geht in den Ort, um frische "haarde Brötjes" und Croissants zu holen. Leider ein bisschen zu früh, die Bakkerij macht erst um 8.00 h auf. So dreht er noch eine Ehrenrunde durchs Dorf. Nicht schlimm - es ist wieder Superwetter, die Sonne lacht jetzt vom Himmel. Als ich um 6.30 h mal kurz auf war, konnte ich die nächste Stegreihe nicht im dichten Nebel sehen.
Nach dem Frühstück geht es wieder raus aufs Ijsselmeer. Bei Wind aus E mit 3 bft. segeln wir geradezu auf die Ansteuerungstonne Workum. Hier geht es unter Motor in den Kanal und wir können gerade vor der 12.00 h - Pause die Schleuse passieren, müssen dann aber vor der ersten Brücke im Ort 1 h warten. Nachdem wir auch diese passiert haben, legen wir im neuen Stadthafen an und genehmigen uns ein Eis. Dann geht es wieder weiter durch drei Brücken und einer Eisenbahnbrücke Richtung Heeger Meer. Leider können wir hier durch den Kanal nicht segeln, der Wind kommt zu weit vorlich. Wir umrunden die kleine Insel Langehoekspolle und legen den Anker um 15.00 h im Windschatten der hohen Bäume wieder auf 2 m Wassertiefe. Als eingespielte Crew bediene ich den Anker während Finn langsam mit Rückwärtsfahrt den Anker eingräbt. Hier genießen wir die Sonne, faulenzen und gehen Schwimmen. Finn versucht sein Anglerglück, leider ohne Erfolg. Abends gibts es Käsespätzle. Finn haut rein wie "Blücher" - es muss wohl schmecken!
Nachdem auch der Abwasch erledigt ist sitzen wir im Cockpit und lauschen den umliegenden Geräuschen, die aber schnell nachlassen.








In der Abenddämmerung ist es eine tolle Stimmung auf dem Wasser!






18.8.2016 Donnerstag  Langehoekspolle - Warns 8 sm

Um 9.10 h werden Anker und Ankerball eingeholt. Ich möchte ausloten, nördlich der Insel herumzukommen. Das wäre schon eine große Abkürzung für zukünftige Fahrten von oder nach Workum. Langsam tasten wir uns unter Motor vorwärts. Als das Lot 1,40 m Tiefe anzeigt, gebe ich auf und drehe um. Unser Kiel ist 1,35 m tief - ein Auflaufen möchte ich auf jeden Fall verhindern. Nun geht es unter Genua und Vorwindkurs gemächlich mit 3 kn Richtung Heimathafen Warns. An der Warnser Brug begegnet uns noch die PRINCESS - Segelfreunde, die wir aus den Aktionen mit den SunshineKids kennen. Auch sie sind auf dem Heimweg.  Um 11.20 h sind die Leinen fest. In aller Ruhe machen wir "Klar Schiff" bevor es dann wieder Richtung Heimat geht.

Wir hatten tolle 4 Tage. Der Wind war morgens etwas dünn, wurde dann aber im Laufe des Vormittags etwas mehr, so dass wir bei herrlichem Sonnenschein ohne Stress segeln konnten. Finn stand unermüdlich am Ruder und führte das Schiff souverän zu unseren jeweiligen Zielen. Er hat sichtlich Spaß und Interesse am Segeln und auch die Kartennavigation war für ihn kein Problem. Wir beide genossen das Flair beim Ankern. Die Sterne am Himmel blieben uns allerdings verborgen. Zum einen hatten wir Vollmond, der mit seinem Halogenlicht jedes Funkeln der Sterne zunichte machte, zum anderen waren wir von der Helligkeit so geblendet, dass sich schon um 22.00 h unsere Augenlider schlossen...........



Und hier noch ein kurzer Film von unserem Törn: