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Donnerstag, 20. Juli 2017

Mit Finn nach Urk

17.7.2017  Montag

Nun bin ich mit Finn wieder alleine unterwegs. Wir sind gestern Abend bereits angereist und haben geschlafen wie in Abraham's Schoß.

Heute Morgen frühstücken wir erstmal in aller Ruhe bevor wir um 10.30 h ablegen. Während ich auf dem Vorschiff die Leinen klariere, legt Finn selbständig ab und steuert unter Motor Richtung Schleuse Stavoren. Als wir ankommen, stehen die Ampeln auf grün, signalisieren freie Einfahrt.Draußen auf dem Ijsselmeer setzten wir das Großsegel und die Genua.Der Wind weht moderat aus NW. Wir üben einige Wenden. Finn möchte in den Sommerferien den Segel-Grundschein auf dem Forggensee in Bayern absolvieren. Da will ich versuchen, ihm noch einiges beizubringen. Die Ausbildung zum Grundschein erfolgt zwar auf einer Jolle, aber was mit Jolle und Dickschiff identisch ist, werde ich versuchen ihm beizubringen. Zuerst einmal bringe ich ihm einige Grundbegriffe des Segelns bei, hier: der Aufbau und die Bestandteile des Riggs, Bezeichnung der Segelkanten und -ecken.
Die Sonne brennt vom Himmel, es gibt keine Wellen. Wir nehmen zunächst Kurs auf den Strand von Stavoren und legen dort den Anker auf 3,30 m Wassertiefe. Wir schimmen, essen und faulenzen....
Dann kreuzen wir gemütlich Richtung Makkum. Hier werden wir für die Nacht vor der Einfahrt nach Makkum vor Anker liegen. Um 18.15 h erreichen wir den passenden Ankerplatz auf 2,50 m Wassertiefe.
Nudeln sind schnell gekocht und die mitgebrachte Bolognese schnell im Kochtopf erhitzt. Dazu gibt's für Finn Gurken- und für mich Tomatensalat - köstlich!
Nach der Backschaft geniessen wir im Cockpit die untergehende Sonne und zählen die noch nach Makkum einfahrenden Schiffe.




 






18.7.2017   Dienstag

Die Nach war ruhig, wir haben sehr gut geschlafen.Um 10.00 h liften wir den Anker und bereits 10 Minuten später segeln wir mit Großsegel und Genua südwärts Richtung Urk. Der Wind weht mit 3-4 bft aus Nordost, später ab Mittag nimmt er ab und dreht auf Ost. So erreichen wir nach 6 h bei herrlichem Sonnenschein Urk. Wir wechseln uns ständig ab mit dem Steuern. So kann jeder mal im Cockpit chillen oder Kaffee machen oder, oder, oder.....
In Urk angekommen finden wir einen Platz in der Einfahrt direkt am Strand. Finn bereitet am Abend eine leckere Pizza Tonno und Salami zu. Danach liegen wir wieder beim Sonnenuntergang mit der Kamera auf der Lauer. Jeden Abend bei schönem Wetter das Gleiche! Es ist aber auch immer wieder anders und immer wieder schön!
Um 23.00 h geht auch das letzte Licht auf der MILES & MORE aus.










19.7.2017  Mittwoch

Der Wetterbereicht verspricht nichts Gutes - für heute Nachmittag Gewitter mit Hagel und Böen bis 40 kmh. Deshalb legen wir zeitig um 9.00 h ab, um Lemmer noch vor den Gewitter zu erreichen.
Mit 2 Reffs im Groß und Wind 4-5 bft. aus E erreichen wir ohne Stress bereits um 11.00 h die Hafeneinfahrt vor der alten Schleuse. Wir konnten den ganzen Weg "auf einer Backe", also auf
Backbordbug segeln, teilweise mit über 7 kn Speed und wieder alles bei herrlichem Sonnenschein.
In Lemmer liegen wir in der Stadt im Päckchen an einem holl. Hausboot. Nach einem fragenden Blick an den Skipper des Booteswinkte er uns sofort heran. Soviel Freundlichkeit widerfährt einem nicht immer. Zum Dank reiche ich zwei Dosen FRÜH Kölsch aus "Keulen" herüber.
Zu Mittag gönnen wir uns Kibbeling mit Fritten für Finn und einen Matjes mit "Uie" im süßen Brötchen und zum Kaffee den "weltbesten Erdbeerkuchen" und Windbeutel vom Bakker Beimer's.
Nachmittags grummelt es ein wenig über uns und beim Spaziergang zum Strand werden wir auch mal geblitzt. Aber sonst bleibt es sehr schwül und trocken.

Abends serviert die Bordküche Kässpätzle mit Zwiebeln und Gurken- und Tomatensalat. Wir leben aber auch wieder Mal wie "Gott in Frankreich".


20.7.2017  Donnerstag

Heute geht es recht unspektakulär mal mit Motor, mal unter Segel bei stark bewölktem Himmel durch die Kanäle vorbei an Sloten und Woudsend wieder zurück nach Warns zu unserem Ausgangshafen. Während Finn steuert, mache ich bereits das Schiff innen sauber. Nach dem Anlegen decken wir schnell die Genua mit der Persenning ab bevor es heftig anfängt zu regnen. Unter der Kuchenbude gibt es noch die letzten Reste aus der Bordküche. Dann hechten wir wieder in einer Regenschauer ins Auto und treten die Heimreise an.

Wir hatten wieder tolle Tage, der Wind kam immer in der richtigen Stärke aus der richtigen Richtung. Wir konnten im Ijsselmeer baden, lange Strecken segeln und eine Nacht ankern und........

......Finn wird nie mehr vergessen wo sich Vor-, Achter- und Unterliek befinden, wie die Ecken der Segel genannt werden und mit welchen Abspannungen der Mast gehalten wird. So wird er bei seinem Segellehrer in Bayern glänzen.....!

Insgesamt wurden 74 sm zurückgelegt, davon 6,9 h unter Motor.



 Eine kurze Zusammenfassung im Film seht ihr hier:




Donnerstag, 6. Juli 2017

Mit Buddha und Deichgraf untrwegs

Dieses Mal habe ich mich mit alten Schulfreunden verabredet, um einige Tage segeln zu gehen.
Wir fahren bereits sonntags mittags, begleitet von einigen Regenschauern, nach Warns, damit sich die beiden schon in der Nacht an das Schiff gewöhnen können.

Wir, das sind:

Heinz, auch genannt "der Buddha von Steinbüchel", im richtigen Leben Realschullehrer für Sport, Geographie und gelegentlich auch Biologie.





Ulrich, der "Deichgraf von Köln" sorgt dafür, das die Kölner Kneipenszene nach der Schneeschmelze keine nassen Füße bekommt.





und ich, Pitter, der "Missionare navigare", der nimmermüde versucht, die ganze Weltbevölkerung zur christlichen Seefahrt zu bekehren.




Nach der Ankunft auf der MILES & MORE werden die Kojen verteilt. Dann gibt es Abendessen - das friesische Nationalgericht Gyros mit Tsatziki und Krautsalat. Wir sitzen bis tief in die Nacht und klönen über alte Zeiten.

Montag, 3.7.2017

An diesem Morgen kommen wir nur schwer auf Touren. Der gestrige Abend war wohl etwas zu lang. Während Heinz frische Brötchen im nahen Stavoren holt, bereite ich das Frühstück vor. Alles dauert etwas länger als sonst. Aber egal - wir haben Zeit. Niemand drängelt uns und niemandem stehlen wir die Zeit.
Vor dem Ablegen erkläre ich das Schiff, die verschiedenen Schoten und Fallen. Ulrich ist sehr interessiert, ist er doch Modell-Segler. Die Grundbegriffe der Segelführung und -stellung sind ihm geläufig.
Bereits hier im Hafen zeigt der Windmesser 5 bft. an. Dann können wir für draußen auf dem Ijsselmeer noch ein paar Knoten dazu addieren. Wir gehen kein Risiko ein. Wir sind hier zur Erholung - kein Stress! Ich lasse meinen ursprünglichen Plan, in Stavoren aus der Schleuse aufs Ijsselmeer und dann nach Hindeloopen zu segeln, fallen. Wir bleiben binnen und segeln nur mit der Genua den Johan-Friso-Kanal nordostwärts Richtung Heeg. Im Heeger Meer biegen wir nach backbord ab Richtung Workum. Mittlerweile hat der Wind gedreht auf W-NW - wir müssen motoren. In Workum legen wir an zum Tanken. Da passiert es: ich passe nicht auf, bin zusehr auf meine Mitsegler konzentriert, da touchiere ich ein kleines altes Motorboot an seinem dicken hölzernen Steven. Gott sei Dank ist kein Schaden zu sehen, weder an dem Motorboot noch bei an unserem Boot. Dafür macht der Skipper des Motorbootes einen Riesenaufstand. Es ist wohl ein Charterboot. Ich mache einige Bilder von beiden Booten und gebe ihm meine Adresse. Dann scheint er zufrieden und legt ab. Nach dem Tanken genießen meine Mitsegler und ich die langsame Fahrt durch Workum.

Die anschließende Schleusung zum Ijsselmeer passiert reibungslos. Unser Deichgraf ist sehr an der Beschaffenheit der hier gebauten Deiche interessiert. Schade nur, daß das seinen stressigen Alltag in den grauen Zellen wieder hervorruft.

Meinen Plan, heute Hindeloopen zu erreichen, habe ich noch nicht aufgegeben. Einmal aus der schmalen Zufahrt nach Workum raus, biegen wir auch sofort backbord ab in das Fahrwasser nach Hindeloopen. Hier haben wir Windgeschwindigkeiten von 20-26 kn und ca. 1 Meter Welle. Aber wir werden nur kurz duchgeschaukelt, dann legen wir auch schon wieder im Gemeindehafen von Hindeloopen an. Es ist nichts los hier, jede Menge Liegeplätze sind noch frei. Bei dem Wetter ist auch jeder gut beraten, nicht seinen schützenden Hafen zu verlassen.
Ich nutze schnell die Gelegenheit, einen Tisch auf der ersten Etage im "3 Haringjes" für heute Abend zu reservieren. Nachdem wir uns "landfein" gemacht haben, besetzen wir unseren reservierten Tisch und freuen uns über den tollen Ausblick hinaus aufs Ijsselmeer. Die untergehende Sonne stimmt uns ein wenig melancholisch.
Das Essen bietet keinen Grund zu reklamieren - im Gegenteil, es ist ausgezeichnet. Hauke Ulrich lobt seine Scholle in den höchsten Tönen, Heinz und ich machen uns über die frischen Muscheln nach portugiesischer Art her. Miesmuscheln gekocht zusammen mit einigen Spareribs und Chorizo - mal etwas anderes, aber sehr sehr lecker! Ulrich überredet mich noch zu einer verführerischen Nachspeise - Eis mit Crepe und heißen Kirschen. Ein Gedicht!!!! Zudem war ich auch noch von Ulrich eingeladen. Nochmals herzlichen Dank dafür - lecker gekocht!
Ein wenig Bewegung finden wir noch beim Schlendern durch den idyllischen Ort. Zurück im Cockpit erfahren wir von Heinz's weitschweifenden Bekanntschaften, von seinen Verbindungen zur Eis-Camorra von Schlebusch und den Unterwelten von Opladen und Wiesdorf. Auch Deichgraf Ulrich erzählt von seinen teils unglaublichen Erlebnissen beim Bau des neuen Rhein-Boulevards.


Dienstag, 4.7.2017

Nach einer anfangs sehr unruhigen Nacht - wir schaukeln ordentlich - aber nicht vom Alkohol sondern in den immer noch heftigen Windboen - wachen wir bei wenig Wind und herrlichem Sonnenschein auf. Nach einem wieder entspannten Frühstück in der Sonne legen wir am späten Vormittag ab mit Kurs hinaus aufs Ijsselmeer Richtung Makkum. Der Wind hat mittlerweile fast komplett nachgelassen. So bleiben auch unsere Toupets auf Kopf und Brust an ihren Stellen kleben. Gaaaaaaanz langsam tüdeln wir Richtung Norden während uns die Sonne verwöhnt. Heinz und ich wagen einen Sprung ins Wasser. Mit 19°C ist es angenehm erfrischend. Nach 7 Stunden auf dem Wasser legen wir vollständig relaxed um 18.00 h in Makkum an. Kurz frisch gemacht, talpen wir in den Ort zum Abendessen. Ich bin schon wieder eingeladen! - Ein Leben wir Gott in Frankreich! Auch hier wieder ein herzliches Danke schön, diesmal an Heinz!
Zurück auf dem Schiff, sitzen wir noch lange im Cockpit und erzählen von den gemeinsamen alten Zeiten, von unseren ehemaligen Lehrern, Schulkameraden und -kameradinnen, von der Clique, von gemeinsamen Treffen an unserem Stammplatz im Freibad Auermühle und...und .....und... Musik aus den 60er und 70er unterstützt uns dabei. Wir sind uns einig: es war eine tolle Zeit. Wir waren ja gerade in dem Alter als wir merkten, dass es nochwas anderes gab ausser Fußball und Karl May.

Mittwoch, 5.7.2017

Zum Frühstück gibt es heute frische Krabben mit Rührei auf Schwarzbrot. Wieder ein Gaumenschmaus! Dann starten wir bei 0 (in Worten NULL) Wind aus Ost Richtung Stavoren. Die Sonne brennt wieder vom Himmel und wir warten nicht lange mit dem Sprung ins kühlende Nass! Diesmal läßt sich auch Ulrich überreden. Ob er so langsam loslassen kann von seinen stressigen Gedanken......? Danach trödeln wir wieder mit gesetztem Groß und Genua weiter Richtung Süden. Zum Zeitvertreib führen wir einige Manöver unter Segel durch - Wenden, Halsen, Beiliegen. Aber die meisten Manöver verhungern mangels Wind. Zur Stärkung - von uns, nicht vom Wind - serviert der Smutje eine Komposition aus Salami und Käse. Dazu ein gut gekühltes Kölsch - es ist nach
12.00 h!
Kurz vor Stavoren noch ein weiteres Manöver: wir lassen den Anker fallen auf 4,80 m Wassertiefe und nehmen nochmal ein kurzes Bad bevor wir duch die Schleuse in den Johan-Friso-Kanal einfahren. Um 17.30 h liegen wir wieder in unserem Heimathafen - die Runde ist komplett. Nun gilt es, die Mannschaft zum Deckschrubben zu animieren. Der Smutje verzaubert uns mit Pasta à la tonno. Dann wird es wieder spät, bis wir uns von unseren Erinnerungen aus der Schulzeit trennen können. Die Koje ruft.

Morgen früh geht es wieder zurück nach Hause.

Insgesamt haben wir 61 sm zurückgelegt.

Die Mannschaft bestätigt, es waren superschöne Tage. Wir hatten viel zu erzählen und haben uns köstlich amüsiert. Ich hoffe,  mein Versprechen eingelöst zu haben, den stressigen Alltag wenigstens für ein paar Stunden zu vergessen und einfach nur ans Segeln zu denken, ans Wasser, an die Sonne, ans gute Essen und Trinken, an nette Menschen, natürlich an unsere Frauen zu Hause, an das Gute in der Welt - kurz:

                                    AN ALL DAS, WAS WIR LIEBEN !


Ich freue mich auf viele weitere schöne Segeltage mit Euch!


Einen kurzen Film über unseren Törn seht ihr mit einem Klick hier: