30.8.2003

31.8.2003





1.9.2003



2.9.2003
Der nächste Tag führt uns nach Centuri im äussersten NW von Korsika. Centuri ist ein sehr kleiner und enger Fischerhafen. Schon in der Hafeneinfahrt müssen wir aufpassen, denn hier lauern unter der Wasseroberfläche gefährliche Felsklippen.
Wir experimentieren nicht lange und legen vor Buganker mit dem Heck - das sog. römisch-katholisch - an den nächsten freien Platz an einer kleinen Betonpier. Nach dem üblichen Anlegerbier machen wir eine kleine Stadtbesichtigung. Auch hier spielt das Hauptgeschehen direkt am Hafen, bzw. an der schmalen Straße entlang des kleinen Hafenbeckens. Hier reihen sich ein paar Geschäfte und wenige Restaurants nebeneinander.
Als wir zum Schiff zurückkehren hat gerade ein weiteres Boot, ein Motorboot angelegt. Auf dem offenen Heckbereich des Bootes befindet sich ein großes rundes Gerät welches in zeitlichen Abständen seltsame Geräuche vo sich gibt, als wenn es Luft ablassen würde. Nach einigen Überlegungen kommen wir zu dem Schluß, dass es sich um eine Dekompressionskammer handeln muß wie sie von Berugstauchern benutzt wird. Später am Abend öffnet sich plötzlich diese Kammer und tatsächlich steigt ein Mann heraus. Neugierig wie wir sind fragen wir ihn über sein Woher, Warum und Wohin aus. Und tatsächlich - es handelt sich um einen Berufstaucher, der in großer Tiefe längere Zeit getaucht war und sich anschliessend in der Kammer wieder langsam an den gewohnten Luftdruck gewöhnen musste.
Der Wetterbericht kündigt für die Nacht eine Gewitterfront aus Westen heranziehend an. Während
des Abendessens sind auch schon einzelne Wetterleuchten am Himmel erkennbar. Nur sehr unruhig gehe ich schlafen.
3.9.2003
Kurz nach Mitternacht macht sich ein erstes Donnergrollen bemerkbar. Als es näher kommt nimmt auch der Wind spürbar zu. Das Schiff beginnt an der Ankerkette zu ziehen. Ich schäle mich aus der Koje, um die Lage draußen zu checken. Der Wind drückt das Schiff mit dem Heck vor die Betonpier. Nur der Kugelfender schützt es vor größeren Schäden. Nach und nach kommt auch die Crew aus ihren Kojen. Zunächst versuchen wir durch Anziehen der Ankerkette den Druck von dem Fender zu nehmen doch der Wind nimmt weiter zu. Mittlerweile haben sich drei Gewitter direkt über Centuri getroffen. Warum auch nicht! Es gibt ja bestimmt keinen schöneren Ort im ganzen westlichen Mittelmeer für das Stelldichein mehrerer Unwetter. Es blitzt und donnert was das Zeug hält. Dazu regnet es in Strömen. Der Windmesser zeigt Böen von bis zu 50 kn an. Der Druck des Schiffes auf die Pier vergrößert sich immer mehr. Mittlerweile haben wir schon weitere Fender von der Seite zum Heck geholt und halten diese mit der Hand immer an die Stellen, die gerade am meisten gefährdet sind. Dazu versuchen wir ebenso mit unseren Beinen das Heck wegzudrücken. So verbringen wir die ganze Nacht zu viert auf auf dem Heck unseres Schiffes.


Nachdem das Schiff aufgeklart ist und wir unseren obligatorischen "Anleger" getrunken haben, machen wir uns "landfein" und spazieren den Kai entlang Richtung Stadtmitte.
An der Aussenmole des Fährhafens liegt in voller die "Royal Clipper", ein Fünf-Mast-Vollschiff, welches als Vorbild die legendäre PREUSSEN hat. Die Royal Clipper ist als Kreuzfahrtschiff unterwegs und trägt heute ihre eletären Gäste mit allem Luxus über die Weltmeere, ohne jedoch das Flair eines großen Seglers zu verbergen.
Unser Spaziergang dauert nicht langee; der Hunger treibt uns in ein Restaurant auf der Promenade unweit des Großseglers. Hier sitzen wir in der ersten Reihe und haben Gelegenheit, die Leute zu beobachten, die dieses imposante Schiff verlassen oder wieder besteigen. Die Aussicht ist zwar top, das Restaurant aber leider nicht. Gefühlte zwei Stunden müssen wir warten, bis ein Kellner sich unserer erbarmt und die Bestellung aufnimmt. Nach dem Aperitf-Bier ordern wir eine Flasche Rosé. Der Kellner deckt nun neben en Bier-, Rotwein- und Wasser-Gläsern, die schon an jedem Platz stehen, auch Rosè-Gläser ein.So hat jeder von uns jetzt 4 verschiedene Gläser auf dem Tisch stehen und wir verlieren schon den Überblick. Das Essen schmeckt, wie der Kellner sich gibt - nur unwillig zu geniessen. Bei der zweiten Flaschen bekommen wir nochmal jeder ein neues Rosè-Glas. Das wird nun dem Kellner, bzw. dem Restaurant zum Verhängnis. Da uns am ersten Segeltag bereits ein Glas auf der AMICA zerdeppert ist, sollten wir dieses unbedingt ersetzen. Wenn nicht jetzt - wann dann?! Da bei den unzähligen Gläsern auf unserem Tisch sowieso keiner mehr den Überblick hat, der Kellner sowieso nicht, findet auch noch ein zweites Glas auf seltsame Weise auf der AMICA eine neue Heimat. Man weis ja nicht, was unterwegs noch alles passiert.....
Der weitere Abend verläuft unspektakulär. Zwar nicht g u t aber v o l l gefressen und halb voll getrunken findet jeder wieder rechtzeitig seine Koje.
4.9.2003
Der heutige Tag soll uns von Bastia wieder zurück zur Insel Elba bringen. Ca. 35 sm müssen wir über das Tyrhennische Meer überwinden. Bei halbem Wind = Nordwind und leichter Bewölkung starten wir um 10.00 h von Bastia. Kurz nach der Hafenausfahrt setzen wir Großsegel und Genua und folgen dem Kurs 90°. Mit diesem Wind bedeutet das, wir können mit einer Segelstellung die gesamte Strecke überwinden - wenn derWind nicht dreht. Die Sicht ist gut und wir erkennen schon nach zwei Stunden vor uns die Silhouette von Elba während das Hochland von Korsika in dicken dunklen Wolken eingeschlossen ist.

Wo wir sind, ist es am schönsten - das wissen nicht nur wir, sondern offensichtlich die mediteranen Unwetter auch. Am Horizont bildet sich aus einer tiefschwarzen Wetterfront ein ebenso dunkler Schlauch - bis zur Wasseroberfläche. Ein Squall oder Windhose. Das ist nicht das, was ein Segler unbedingt braucht. Mir rutscht das Herz in die Hose.... Während Stefan steuert, sitzen wir anderen im Cockpit, den Blick stur nach Westen gerichtet. Das Unwetter kommt näher - zunächst zwar langsam, dafür aber immer bedrohender. Wie soll das weitergehen......? Wie wird das enden......? Horrorgeschichten von anderen Seglern schiessen mir durch den Kopf, die Erlebnisse eines Geschäftsfreundes, der während seiner Atlantiküberquerung solche Squalls erlebt hat. Seine Schilderungen habe ich förmlich aufgesogen als er mir seine Gedanken, seine Emotionen darüber erzählte.
Vorsichtshalber reffen wir beide Segel, wir reduzieren beide um die Hälfte. Schon bald holen wir sie ganz ein und starten den Motor. Wir wollen den kommenden Böen möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Die schwarze Wand kommt immer schneller... Kosrsika ist schon lange verschwunden. Der Horizont auch. Die Wellenhöhe ist moderat -ca. 0,5 m. Wenn wir zurückblicken, so weit das Auge reicht, eine einheitliche schwarzgraue Wand - das Wasser, der Himmel - wo ist oben, wo ist unten? Wie müssen wir uns in einer solchen Situation verhalten? Keiner von uns hat eine ähnliche Situation jemals erlebt - nicht an Land, geschweige denn auf dem Wasser. Wir ziehen alle unser Ölzeug an, obwohl man es auch gut im T-Shirt aushalten kann. Rettungsweste und Lifebelt ziehen wir wieder über, was wir vorher über dem T-Shirt anhatten. Das andere Ende des Lifebelts wird in eine Öse im Cockpitboden eingehakt.
Mittlerweile haben wir den Monte Capanne, Elbas höchste Erhebung mit seinen gut 1000 m Höhe an backbord. Auch er wird schon teilweise von einer schwarzen Gewitterwolke eingehüllt. Um seinen Gipfel blitzt und donnert es gewaltig.Wir notieren die aktuelle Position ins Logbuch: 42°42,14 N, 10°11,0 E, ca. 2 sm südlich der Insel. Es hat schon lange angefangen zu regnen, bisher noch verhalten, aber jetzt....was jetzt losgeht kann ich nicht wirklich beschreiben. Es wird schlagartig dunkel. Ich bitte Peter, unsere Positionslampen einzuschalten, (hätte ich schon länger dran denken können) aber wer soll uns in diesem Wetter hier sehen? Ich kann ja noch nicht mal unseren eigenen Bugkorb sehen. Ach neee, Segeln ist soooooooo schön......

Mit nur wenig Gas tuckern wir in dem Geprassel des Regens langsam vorwärts. Der nächste - einigermassen vertrauenserweckende Hafen - ist wohl Marina de Campo. Aber den können wir bei der momentanen Sicht auf keinen Fall anlaufen. Also halten wir uns weiter in gebührendem Abstand von fester Landmasse draussen auf See. Irgendwann muss das Wetter ja auch weiter ziehen - auf Italiens Festland gibt es auch noch schöne Orte, die Regen benötigen!


5.9.2003


6.9.2003



7.9.2003

