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Donnerstag, 2. November 2017

Die Pflicht ruft.....

1. + 2. November

Am heiligen Feiertag fahre ich mit Ulrich nach Holland zum Schiff. Die Pflicht ruft!
Alle Jahre wieder wird der Rumpf gereinigt, poliert und gewachst und das Unterwasserschiff wieder mit Antifouling gestrichen damit sich dort in der Segelsaison keine Muscheln und anderes Seegetier dran festbeißt.

Ich hatte letztes Jahr die Erfahrung gemacht, daß es besser ist, diese Arbeiten am Ende der Saison zu machen als im Frühjahr unmittelbar vor der Saison. Warum?
Im Herbst ist es noch wesentlich wärmer als in der "Nach-Winter-Saison" und die Arbeiten gehen dann besser von der Hand. Im Herbst sind die Erlebnisse der vergangenen  Törns noch frisch im Gedächtnis und deshalb mache ich die Arbeiten auch gerne. Über den Winter habe ich diese Gedanken dann aus dem Kopf und kann mich nur darüber freuen, daß alles bereits getan ist. Im Frühjahr ein Anruf beim Hafenmeister und die MILES & MORE kann wieder ins Wasser gekrant werden. Früher hatte ich im Winter immer die "Pflicht" noch im Kopf, das Boot muß noch fertig gemacht werden. So ist alles erledigt - wunderbar!

Ulrich hatte sich bereits beim ersten Törn diesen Jahres angeboten, mir bei den Arbeiten zu helfen. Er ließ sich absolut nicht davon abbringen - nun ist er verhaftet. Das wird ihm sicher noch leid tun.

Das Schiff steht vor der Halle in der Sonne. Es wurde vor einer halben Stunde aus dem Wasser gekrant und vom Hafenpersonal abgespritzt.
Sofort nach der Ankunft legen wir los.Zwei kurze Leitern raus, zwei Poliermaschinen mit dem entsprechenden Zubehör bestückt. Mit einer Machine wird der Rumpf mit der entsprechenden Creme eingerieben. Die zweite Maschine ist mit einem Fell bestückt, um alles zu polieren. Dann die ganze Prozedur nochmal mit der abschließenden Politur - erst einreiben, dann mit Fell glatt und glänzend polieren. Gute vier Stunden haben wir für diese Arbeiten gebraucht. Die Beine sind schwer vom ständigen auf und ab auf den Leitern und die Arme sind länger geworden. Schon am frühen Nachmittag hört man nur noch das Gestöhne auf dem Hallenvorplatz zwei alter Herren.
Teil 1 - GESCHAFFT!

Ich habe ein Zimmer gebucht im nahen Hotel Galamadammen. Es gab ein gutes Angebot incl. Frühstück und 3-Gang-Dinner. Damit lassen wir uns am Abend verwöhnen und dazu einen guten Sauvignon Blanc aus Neuseeland. Das haben wir uns verdient!
Am nächsten Morgen genießen wir ausgiebig das Frühstücksbufett, bevor wir wieder zum Schiff fahren, um auch den zweiten und letzten Teil abzuarbeiten.
Zuerst wird unter dem Schiff eine große Plane ausgelegt, dann bewaffnen wir uns jeder mit einer Rolle um das Antifouling aufzutragen. Zum Abschluß der Arbeiten wird das Schiff noch von allen Seiten fotografiert und wir klopfen uns gegenseitig auf die Schulter für unseren Fleiß. Nachdem auch das erledigt ist und wir alles aufgeräumt haben, treten wir die Heimfahrt an. In Lemmer stoppen wir noch für einen Appelgebak und Kaffee sowie einige "tote Fische" für uns und die Nachbarn zu Hause.
So kann ich gelassen nach Hause fahren und den Winter genießen - ja, wenn da nicht wieder eine Hiobsbotschaft gekommen wäre: bei der Motorwartung hat der Monteur bemerkt, daß es ein kleines Ölleck gibt. Und dieses Leck tritt an der hinteren Stelle des Motors auf.  Um dieses zu reparieren, muß der Motor gelöst und gekippt werden. Die ganze Prozedur mit Ersatzteilen soll dann ca. € 1200,-- kosten. Ich hatte den leichten Ölverlust auch schon während des Jahres gemerkt. Er ist aber so gering, daß ich nur einmal ein wenig Öl auffüllen mußte.
Ich habe mit dem Monteur vereinbart, daß ich den Ölverlust noch weiter in der nächsten Saison beobachten werde, um dann im nächsten Winter evtl. die Reparatur durchführen zu lassen. So habe ich auch noch 12 Monate Zeit dafür zu sparen.

Ich blicke insgesamt auf eine sehr schöne Segelsaison zurück.  Das Wetter war uns immer hold trotz einiger Starkwindperioden. Aber diese konnten wir vermeiden, da wir unsere Segeltage nun frei einteilen können. Das Highlight war dieses Jahr der Törn mit Ulla nach Texel, wo wir an drei sonnenreichen Tagen mit den Fahrrädern die Insel erkunden konnten - Super!
Auch die Törns mit Finn und den alten Schulfreunden Heinz und Ulrich waren super gelungen. Für mich war es schön zu sehen, wie nun auch insbesondere Ulrich vom Segelvirus infiziert wurde. Er möchte unbedingt nun auch den Segelschein machen, um mich bei den nächsten Törns zu unterstützen.
KLASSE! Dann steht ja meiner weiteren Freizeitoptimierung nichts mehr im Wege und ich kann die Sonne in den Wogen im Cockpit genießen!

Hoffen wir, daß wir noch lange gesund und beweglich bleiben damit wir dieses schöne Hobby weiter in vollen Zügen genießen können.

Statistik 2017

Insgesamt zurückgelegte Meilen:  819 sm
Gesamte Motorstunden:  84 h   - 130 ltr. Diesel verbraucht = 1,5 ltr/h
50 Tage an Bord
längste Tagesetappe: 35 sm


Freitag, 29. September 2017

Miles & More erzählt

Heute komme ich auch mal zu Wort.
Ich bin die MILES & MORE von der ihr hier im Blog schon so viel gelesen habt. Da mein Skipper immer mehr oder weniger das gleiche schreibt, wieviel Wind, welcher Kurs, von wo nach wo, möchte ich jetzt mal schreiben, was ich so alles auf einem Törn erlebe.


Sonntag, 24.9.2017  -  Hafentag

Mein Vorschoter, also die Frau vom Skipper, geht um 11.00 h von Bord und fährt nach Hause. Der Skipper bleibt an Bord und putzt mich fein heraus. Wurde auch mal wieder Zeit! Mein Deck wird mit Seife gewaschen, abgespritzt und nachher auch noch trocken abgewischt - Wow!. Nanu - am Ende eines Törns soviel Aufwand? Was kommt denn da auf mich zu bzw. auf mich drauf? Kaum ist er fertig, weiß ich auch warum! Zwei alte Schulfreunde kommen an Bord. Die waren doch dieses Jahr schon Mal hier (klick hier). Das muß ihnen ja wohl gut gefallen haben, daß sie schon wieder hier sind.
Meine Güte, was bringen sie für eine Menge Gepäck mit - bleiben die länger???
Als sie alles verstaut haben kommt wieder Ruhe an Bord. Die drei sitzen im Cockpit in der Sonne und trinken erstmal einen Welcome-Drink. Der Skipper erzählt von der guten Wettervorhersage und seinem Plan, was er mit der Mannschaft und mir vor hat. Er möchte morgen Richtung Schleuse Abschlußdeich und dann raus aufs Wattenmeer nach Texel. Das Wetter soll gut werden, der Wind aus Süd mit ca. 10 kn. Na, das wird dann wohl ein ruhiger Törn. Das mag ich, wenn es nicht so pustet. Dann werde auch ich nicht so gefordert, brauche mich nicht auf die Seite zu legen und versuchen, das Gleichgewicht zu halten. Auch mein Skipper ist dann ganz entspannt.

Montag, 25.9.2017  -   Kurs Texel

Kaum wird es hell, sehe ich auch schon die dicke Suppe. Auweia! Hoffentlich verzieht die sich bald, sonst können wir nicht los und der Skipper wird ungenießbar. Die Jungs sind auch schon früh auf den Beinen, denn sie wollen früh los, um gegen Mittag an der großen Schleuse in Kornwerderzand zu sein. Dann ist dort der höchste Wasserstand im Watt und es kommt der Ebbstrom. Den möchte der Skipper nutzen, um nach Texel zu kommen. Während die drei frühstücken verzieht sich auch der Nebel - Gottsei Dank! Dann kann's ja losgehen - Kurs Kornwerderzand. Aber vorher segeln wir noch kurz nach Workum rein, um dort an der ersten Tankstelle GTL-Diesel zu tanken. Oje! Will der etwa die ganze Zeit motoren. Das mag ich garnicht. Stundenlang der Lärm hinten im Heck. Ich bin immer froh, wenn das Ding aus ist und ich in Ruhe vor mich hin segeln kann. Als der Tank voll ist, segeln wir in Ruhe Richtung Nord zur Schleuse. Als die Schleuse passiert ist müssen wir noch auf die Öffnung der Autobahnbrücke warten. Dann sind wir endlich im Wattenmeer. Aber wo ist der Wind, der uns doch heute Morgen hier hoch getrieben hat? Nix mehr! Der Skipper startet den Motor. Nein, bitte nicht - wieder so'n Lärm unten drin. Und der Motor läuft und läuft und läuft......Dann, plötzlich schaltet mein Skipper den Motor wieder aus - Gott sei Dank - endlich wieder Ruhe! Die Genua ist auch ausgerollt. Hurra, wir segeln! Aber irgendwie ist es ganz ruhig um mich rum. Wir kommen doch kaum voran. Nur der Ebbstrom schiebt uns ganz langsam unserem Ziel entgegen. Aber wirklich gaaaaanz langsam. Unterwegs wird Ulrich in die Geheimnisse des Fernglases eingewiesen. Dort ist nämlich auch ein Kompass integriert. Nur - er sieht ihn nicht! Mensch Junge! Mach die Klüsen auf!

Brrrrrrrrrrrrr....da geht der Lärm schon wieder los. Der Motor ist wieder an! Da - endlich ist die Hafeneinfahrt in Sicht. Der Lärm hat dann wohl bald ein Ende.
Nix los auf Texel! Der Hafen ist fast leer, aber warum muß ich denn ausgerechnet in die Box zwischen einem anderen Schiff und dem Fingersteg? Mensch ist das eng! Der Alte weiß doch wie dick ich bin, warum muß der mich ausgerechnet hier rein zwängen? Naja, aber hier liegen wir wirklich fest - ganz fest!
Am Abend kommen die Leute vom Nachbarschiff aus der Stadt und es dauert nicht lange, da klopfen sie auch schon auf mein Vorschiff. Als mein Skipper dann nach oben kommt wird er von dem anderen Alten aber richtig angemacht - warum wir uns ausgerechnet neben ihn in die enge Box noch gezwängt haben, es ist doch Platz genug im Hafen. Seine Fender sind ganz platt gedrückt! Das muß doch nicht sein! Da hättet ihr mal sehen sollen, wie dumm mein Skipper aus der Wäsche geschaut hat. Da konnte er zuerst nichts mehr sagen, hat sich dann mit rotem Kopf entschuldigt und kam wieder nach unten.
Mensch, der andere war aber auch ein Meckerkopp! Oder ob er Angst hatte, daß meine Mannschaft heute Abend hier auf mir krakeelen? Die doch nich! Die sind doch ganz ruhig und bestimmt um 8.00 h schon wieder in den Kojen. Na ja, als sich die Gemüter wieder beruhigen essen die drei erstmal zu Abend und schleichen sich dann noch eine Runde durch den Hafen und anschließend - wie vermutet - schön früh in die Kojen. Siehste! Kein Lärm, keiner krakeelt. Vorher wirft mein Skipper aber noch einen Blick auf die plattgedrückten Fender vom Nachbarn. Nix ist plattgedrückt! Und beide Schiffe haben auch noch Luft zwischen Steg und Bordwand. Mensch, der hat sich ja vielleicht angestellt.

Dienstag, 26.9.2017   -   Hafentag

Als meine Jungs frühstücken stiehlt sich der Nachbar ganz leise aus der Box. Tschöööö, und paß immer gut auf, dass sich keiner zu dick macht neben dir! Die Fender......und so.....!
Dann gehen meine drei von Bord. Obwohl es noch sehr nebelig ist wollen sie sich Fahrräder leihen und damit über die Insel fahren. Und ich? Was mache ich in dem schei.... Wetter? Nix! Ich muß den ganzen Tag hier dumm rum liegen und aufpassen, daß kein anderer kommt und unsere Fender platt drückt....hihihi!
Am späten Nachmittag kommen die drei zurück - total platt! Die drei Jungs - nicht die Reifen und auch nicht meine Fender! Mensch, was hauen die auf den Putz! Über 40 km sind sie angeblich gefahren und sie stöhnen als kämen sie von der Tour de France. Und das Größte: die hatten sich E-bikes geliehen. Die mußten noch nicht mal was tun - die faulen Säcke! Und hier geben sie an wie Blücher, was sie alles geschafft haben....! Vom erzählen höre ich, daß sie alle halbe Stunde in einem anderen Café waren. Und abgenommen haben sie auch nicht - ich kann jedenfalls nix sehen! Wovon auch - hier eine Suppe, da ein Appelgebak und beim nächsten Stop ein Bier......... Das wird ja wieder ein ruhiger Abend. Nach den 40 km und vielen Cafés sind sie wieder früh in den Kojen.

Mittwoch, 27.9.2017   -  Hafentag oder?

Als der Morgen dämmert sehe ich schon wieder dicke Suppe. Och nee! Nicht schon wieder! Die wollen doch heute wieder zurück ins Ijsselmeer. Und ich will segeln! Das wird wohl nix. Ein paar andere Yachten legen ab und fahren raus - in dem dichten Nebel? Na ja - sie haben wohl Radar! Trotzdem ist das Risiko einer möglichen Kollision mit anderen ziemlich groß. Das muß ich nicht haben - und mein Skipper auch nicht. Er entscheidet auch Gott sei Dank genauso. Im Laufe des Vormittags lichtet sich der Nebel nach und nach. Gegen 11.00 h fahren wieder ein paar Schiffe raus. Die Sicht wird immer besser. Um 11.30 h gibt unser Skipper dann das Startsignal. Auch wir legen ab. Nun wird es aber auch Zeit, sonst kommen wir nicht mehr mit dem letzten Flutstrom nach Den Oever, der Einfahrt zum Ijsselmeer.  Wenn die Strömung dann erstmal umschlägt und kommt uns entgegen, dann dauert es nochmal so lang. Es ist immer noch ziemlich diesig, aber die Sicht reicht aus, um die nächsten und auch die übernächsten Fahrwassertonnen zu sehen. Das ist ok! Nicht ok ist, daß der Jockel wieder die gesamte Strecke bis zur großen Schleuse läuft. Einfach kein Wind zum Segeln. So nach und nach überholen wir zwei andere Yachten und kommen vor ihnen an der Schleuse an.
Wir haben wieder Glück! Als letztes Boot dürfen wir noch ohne Wartezeit zusammen mit zwei großen und einigen kleineren Seglern in die Schleuse. Kaum sind wir in der Schleuse kämpft sich auch die Sonne durch den dunstigen Himmel und macht den Blick frei auf einen blauen Himmel. Na also - geht doch!
Hinter der Schleuse steuert der Skipper direkt steuerbord in den Jachthafen Den Oever. Ich habe mitbekommen, daß er hier heute Abend beim "Dikken Bries" essen gehen will. Der "Dikke Bries" bringt nicht nur leckere Portionen auf die Teller, auch das gesamte Restaurant ist etwas für's Auge. Hier gibt es auch wohl allerlei kurioses an Decken und Wänden zu sehen.
Ich werde längsseits am Meldesteiger angelegt und festgemacht. (Niemand kann sich beschweren, daß seine Fender platt gedrückt werden!) Da der Hafenmeister noch in der Mittagspause ist, gehen Peter und Ulrich zum nahen Restaurant, um einen Tisch für heute Abend zu bestellen. Leider ist alles verschlossen. Ein Zettel am Eingang klärt darüber auf, daß das Restaurant in der Nebensaison nur an den Wochenenden geöffnet ist. Mit langen Gesichtern kommen die zwei zurück auf's Schiff. Aber der Skipper hat schon zwei Alternativen in petto: entweder eine Stunde weiter motoren nach Medemblik, um dort beim Portugiesen zu essen oder 2 1/2 Stunden nach Hindeloopen segeln und dort in dem schon bekannten Restaurant "2Haringjes" einkehren.

Da es noch früh am Tag ist, entscheiden sich alle drei für die zweite Alternative.Gott sei Dank! Dann darf ich segeln! 
Also ist flugs wieder abgelegt und Kurs 90° auf Hindeloopen angelegt. Der Wind kommt aus S-SE. Als wir das Fahrwasser verlassen können setzt mein Skipper Genua und Großsegel, der Motor geht aus und wir haben einen herrlichen Schlag in der Nachmittags- und frühen Abendsonne Richtung Hindeloopen. Heinz liegt im Cockpit und genießt die Sonne während Ulrich und Peter über's Segeln fachsimpeln. Gegen 18.30 h legen wir in Hindeloopen längsseits am Steg an. Als die drei von Bord gehen, werde ich nochmal getätschelt und gelobt, wie toll ich heute gesegelt bin! Naja - dafür, daß heute Morgen noch so eine dicke undurchdringliche Suppe auf Texel herrschte, hat sich der Tag doch noch von seiner besten Seite gezeigt. So kommen die drei auch wieder fröhlich und gut gelaunt aus dem Restaurant zurück zu mir. Bevor sie aber in ihre Kojen verschwinden, müssen sie sich wieder "vertragen". Immer wenn sie sich "vertragen", klirren die Gläser, meistens die kleinen für die Kurzen.

Donnerstag, 28.9.2017  -  Enkhuizen

Der Morgen begrüßt mich heute recht klar und windstill. Als meine Leinen losgeworfen sind und wir draußen auf dem Ijsselmeer die Segel setzen geht es zunächst noch sehr bedächtig hoch am Wind zunächst auf die Ansteuerungstonne von Stavoren zu. Hier müssen wir rum, um an der Untiefe Vrouwezand vorbei dann mit Kurs Süd Enkhuizen anzulegen. Es ist wieder ein herrliches Segeln und als der Wind noch ein wenig zunimmt kommen wir mit zwei langen Kreuzschlägen nach Enkhuizen. Hier bricht die gute Stimmung meiner drei Segler ein wenig ein. Heinz hat mit zu Hause telefoniert und erfahren, daß er dort gebraucht wird. So ist schnell entschieden, daß es morgen wieder zurück nach Warns in den Heimathafen geht, damit die drei dann am Samstag morgen wieder nach Hause kommen.

Freitag, 29.9.2017  -  Warns

Der Frühnebel lichtet sich recht bald und so werde ich gegen 10.00 h wieder losgelassen auf Wind und Wellen Richtung Nord. Der Wind (der nicht weht) kommt weiterhin aus südlichen Richtungen und so kommen wir mehr schlecht als recht, teils mit Schmetterling gesegelt, teils nur mit Genua in aller Ruhe in Warns wieder an. Die Segel blähen sich kaum auf in dem bischen Wind und die Toupets bleiben auch alle auf ihren Köpfen.
Kaum in Warns angekommen ist die Ruhe aber auch vorbei. Die beiden Gäste bekommen Schrubber und Wasserschlauch in die Hände gedrückt und schrubben mir fast die Farbe vom Deck während der Skipper im Inneren klar Schiff macht.
Am späten Nachmittag ist wieder Ruhe an Deck. Die drei haben ihre Taschen wieder gepackt und mich verlassen. Es war wieder schön mit den Dreien. Sie hatten viel Spaß und ich war wieder unterwegs. OK, es hätte ein bischen mehr Wind sein können, dann wäre ich mehr gesegelt und der Jockel hätte nicht so viel gebrummt. Aber insgesamt hatte ich sechs ruhige, stressfreie Tage.
Schade - nun bin ich wieder alleine hier und muß auf das nächste Mal warten.
Ob es dieses Jahr noch ein nächstes Mal gibt? Der Skipper hat nicht gesagt, wann er wieder kommt. Es ist doch erst Ende September - da wird es doch bestimmt noch ein paar Segeltage im Oktober geben. Das hoffe ich doch sehr, dann ist der Winter nicht ganz so lang.


Und hier wie immer noch ein paar Eindrücke vom Törn:








Sonntag, 24. September 2017

Ijsselmeer, Markermeer und Friesland's Kanäle

18.9.2017  -  Montag

Wir reisen am Nachmittag an und räumen erstmal unsere Sachen ein. Etwas später fahren wir mit dem PKW nach Stavoren für einen Spaziergang über'n Deich. Das Licht in der frühen Abendsonne ist einfach phantastisch. Drei Wochen war ich nicht mehr hier; mir kommen Gedanken von Entzugserscheinung. Die Wolkengebilde über dem glatten Ijsselmeer lassen wirklich Glücksgefühle aufkommen. Der freie Blick übers Wasser bis zum Horizont - einfach traumhaft schön! Die Fotos können die Wirklichkeit lange nicht wiedergeben.

19.9.2017  -  Dienstag  Kurs Enkhuizen

Wir lassen es langsam angehen. Um 8.00 h stehe ich auf und setze erstmal unser Heizkraftwerk in Gang. Dann nochmal für eine Stunde ins warme Bett, dann ist auch der Innenraum angenehm warm. Der Herbst kündigt sich an, ob wir wollen oder nicht. Draußen sind es 6° C - sehr gewöhnungsbedürftig! Ein gutes Frühstück heizt auch den Körper von innen an - wir kommen so langsam in Bewegung. Um kurz nach 11.00 h legen wir ab und können ohne Wartezeit die Schleuse passieren. Es weht nur eine sehr schwache Brise aus NW. Trotzdem setzen wir Groß und Genua und versuchen jedes Lüftchen einzufangen. Wir dümpeln so vor uns hin und erreichen trotzdem völlig relaxed unser Tagesziel Enkhuizen. Die Saison neigt sich wirklich dem Ende zu. Im großen Gemeindehafen ist noch viel Platz und wir suchen uns einen aus, der lange Abendsonne verspricht.
Am späten Nachmittag zieht dann doch noch starke Bewölkung auf und die erhoffte Abendsonne zeigt sich nicht. Draußen wird es schnell zu kalt und wir gehen runter in den warmen Salon.




20.9.2017  -  Mittwoch  Kurs Hoorn

Wieder haben wir fast einmal rund um die Uhr geschlafen. Unglaublich! Der Himmel ist stark bewölkt und lockt uns nur langsam aus den Federn. Aber nach einem ausgedehnten Gang zum "warmen Bakker" bin auch ich wach. Nach dem Frühstück werfen wir die Leinen los und fahren zur nahegelegenen Schleuse ins Markermeer. Dort empfangen uns 8-10 kn Wind aus SW bei herrlichem Sonnenschein - "Kaiser-Segelwetter"! Mit drei langen Kreuzschlägen erreichen wir um 14.30 h unser heutiges Ziel Hoorn. Bei der Einfahrt in den Hafen sehen wir links eine gewaltige Arche liegen. Mmmmh! Überall an den Küsten werden die Deiche verstärkt und erhöht und nun liegt hier die Arche Noah - das gibt mir zu denken! Geht die Abschmelzung der Polkappen doch schneller voran als wir alle vermuten?
Wir bekommen im Gemeindehafen auf der Südseite direkt am Park einen Platz an der Sonne. Während Ulla in die Stadt geht, mache ich ein paar kleinere Basteleien am Schiff. Am späten Nachmittag machen wir einen Rundgang um den Hafen und schauen uns die Arche Noah an, die wir beim Einfahren in den Hafen gesehen haben. Was es auf sich hat mit dieser Arche Noah könnt ihr hier erfahren http://www.diearchenoah.com/ und hier die Arche Noah in Youtube
Nach dem Essen lassen wir den Abend langsam und gemütlich bei einer Partie Rummy Cup ausklingen.

21.9.2017  -  Donnerstag  Kurs Leystad / Urk

Gestern Abend kam der Havenmeister die Liegegebühren nicht kassieren. Das läßt mich heute morgen unruhig werden und treibt mich schon um 8.00 h aus den Federn. Ich möchte nicht, daß er mich aus den letzten Träumen reißt. Den Brötchenkauf im nahegelegenen "Havenwinkel" verbinde ich mit einem kurzen Spaziergang durch den Park. Als ich dann das Frühstück vorbereite kommt eine junge Havenmeisterin längsseits um die Gebühren zu kassieren.
Schon vor 10.00 h legen wir ab mit Ziel Lelystad. Noch im Vorhafen setzen wir das Großsegel. Der Wind bläst mit 12-14 kn aus Süd. Unser Ziel liegt im Südosten, das bedeutet wir müssen hoch an den Wind, gfs. sogar mit einigen Kreuzschlägen. Draußen auf dem Markermeer hat sich auf dem langen Weg aus Süd eine Welle aufgebaut und auch der Wind brist noch ein wenig auf. Nun haben wir die Wahl: entweder wir reffen die Segel oder wir ändern den Kurs Richtung Nordosten zurück nach Enkhuizen. Ich entscheide mich für Abdrehen nach Enkhuizen. Das ist wesentlich komfortabler als hart gegenan zu bolzen. Meine Crew unterstützt diese Entscheidung gerne.
Um 12.00 h haben wir die Schleuse ins Ijsselmeer passiert. Das Ijsselmeer zeigt isch hier auf der Nordseite des Deiches wesentlich ruhiger. Aber auch hier müssen wir hoch an den Wind, um unser neues Ziel Urk anliegen zu können. Lelystad haben wir aufgegeben. Um das zu erreichen müssten wir noch einige Kreuzschläge mehr in Kauf nehmen. Das ersparen wir uns und fahren deshalb gerade auf Urk zu. Die Logge zeigt 6-7 kn und das bei herrlichstem Sonnenschein. Um 14.30 h liegen wir längsseits fest an der Kade vor dem Strand. Nach einem kleinen Imbiss erwartet mein Körper die Waagerechte. Zum Abendessen bereitet mein Smutje frische Scholle mit Speck und Chikoree-Salat zu - sehr lecker!

22.9.2017  -  Freitag  Kurs Lemmer

Für heute verspricht uns der Wetterbericht wenig Wind aus E-SE. Nach dem Ablegen setzen wir Groß und Genua und kommen leider kaum voran. Dann muß eben der Motor helfen. Beim Tritt von der Cockpitbank auf den Boden verknackst sich Ulla den rechten Fuß. Auweia! Sowas darf nicht passieren. Sie traut sich nicht aufzutreten und legt den Fuß hoch. Das war's dann wohl! Ein abruptes Ende unseres Törns. Ich nehme Kurs auf Stavoren zurück in unseren Heimathafen, um noch heute Nachmittag nach Hause zu fahren. Nach ca. einer Stunde dann die Wende: Das Belasten des Fußes verursacht kaum noch Schmerzen. Es wird besser. Eine Schmerztablette hilft weiter, den Schmerz zu vertreiben.
Wir nehmen wieder Kurs auf Lemmer. In Lemmer angekommen, ist die gesamte Kade in der Stadt reserviert. = REDDINGSVLOTDAGEN. An diesem Wochenende treffen sich hier die Veteranen der KNRM mit ihren - zum Teil alten, aber auch aktuellen - Rettungsbooten. Wir legen uns kurzerhand im Becken vor der Schleuse an einer Motoryacht längsseits. Um den Tag zu einem guten Abschluß zu bringen gehen wir abends in die BRASSERIE NO. 14. Wirklich sehr gutes Essen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: weil es so gut ist, ist es immer brechend voll und somit sehr unangenehm laut. Beim Bezahlen gebe ich die Komplimente für das gute Essen gerne weiter, nicht jedoch ohne auch den Negativpunkt des Lokals zu erwähnen - (Zuckerbrot und Peitsche!) Das Personal kennt aber diese Einschränkung und verspricht, über den Winter eine Besserung zu installieren - Mal sehen!

23.9.2017  - Samstag  zurück nach Warns


Wir verlassen Lemmer gegen 11.00 h. Wieder überhaupt kein Wind, wieder 4 Std. motoren. Aber wenigstens lacht die Sonne. Wenn schon motoren, dann können wir auch durch die Kanäle fahren. Im Heeger Meer lasse ich den Anker fallen für eine 2-stündige Siesta. Was sollen wir schon so früh im Heimathafen? Hier draußen genießen wir die Ruhe mit Zeit für ein kleines Nickerchen.



Zurück im Hafen packt Ulla schon einen Teil ihrer Sachen. Morgen fährt sie nach Hause und ich erwarte meine alten Schulfreunde Heinz und Ulrich.

Unser Törn:




Wieder waren es sehr schöne Tage in unserem Nachbarland. Wir haben sie genossen trotz des kleinen Unfalls. Wie immer habe ich versucht, unsere Eindrücke in einem kleinen Film wiederzugeben.











Freitag, 25. August 2017

Segeltörn über's Ijsselmeer

Nachdem unser kurzer Törn im Juli Ulrich so gut gefallen hat, will er nun auch seiner Frau Gaby das Segeln und eine der schönsten Seiten Hollands, die Provinz Friesland zeigen. Natürlich kommt dann auch meine Ulla mit. Ein passender Termin für alle war schnell gefunden und so geht es vom 20.8. bis 25.8. wieder ab Warns los.

20.8.2017   Sonntag

Heute Mittag werden wir von Gaby und Ulrich abgeholt und wir können gemeinsam Richtung Holland starten. Die Autobahn zeigt sich von ihrer angenehmen Seite und so erreichen wir gegen 16.00 h Lemmer für einen Kaffeestop. Hier überrascht uns ein Rummel. Lemmer ist voll mit Leuten, eine Kirmes ist aufgebaut und dementsprechend auch der Lärmpegel entsprechend hoch. Das ist nicht das ruhige Friesland was wir kennen und zeigen wollten. Wir finden in einem Cafè direkt an der Kade einen freien Tisch und lassen uns erstmal das Nationalgebäck "Appelgebak met Slag" und einen Kaffee bringen. Die Aussicht auf den Kanal mit seinen vielen Schiffen lassen wir erstmal auf uns wirken.
Auch wenn es heute sehr laut ist hier in Lemmer, zeigt es doch seinen besonderen Flair. Als dann noch der große Ausflugsdampfer "Waterpoort" sich durch das Gewühl auf dem Kanal kämpft und direkt vor unserer Nase anlegt sind unsere Gäste doch stark beeindruckt. Ulrich hat der Apfelkuchen nicht gereicht. Er bestellt sich noch in der nahen Fischbude eine weitere Spezialität: Kibbeling met Patat.
Gut gesättigt setzen wir unsere Fahrt zum Heimathafen Warns fort. Nachdem die MILES & MORE von ihrer Crew erklommen wurde und die Kabinen und Kojen bezogen sind machen wir es uns im Cockpit gemütlich und lassen den Abend mit Kartoffelsalat und frischen Matjes mit Zwiebeln ausklingen. Ein (oder zwei) Kölsch dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen.

21.8.2017  Montag

Die Sonne treibt uns aus den Kojen. Wir lassen uns Zeit. Ulrich und ich holen im Supermarkt in Stavoren frische Brötchen für's Frühstück. So heißt es um 11.15 h "Leinen los". Wir haben Superwetter, nur leider keinen Wind. Mit Motor über's Ijsselmeer zu fahren ist nicht sonderlich überwältigend. Also nehmen wir für heute Kurs über Friesland's Kanäle - heute über den Fluessen ins Heeger Meer. Im Westen der Insel Langehoekspolle legen wir einen Ankerstop ein, um einen Sprung ins kühle Nass zu wagen. Ulrich und ich nutzen es aus, aber unsere Damen können wir dafür nicht begeistern. Wieder Anker auf, biegen wir nach backbord ab Richtung Workum, wo wir zunächst unseren Dieseltank füllen.. Dann folgen wir dem Kanal durch Workum zur Schleuse. Hier ist des Skipper's ganze Geduld gefragt. Vor uns trödelt mehr als langsam ein Plattbodenschiff und vor der Schleuse hat sich bereits ein kleiner Stau gebildet und in der Enge des Kanals ist es nicht leicht, die Position zu halten. Nach zwei Schleusungen sind wir an der Reihe. Wir passen noch so gerade hinter dem Plattboden in die Schleusenkammer als sich das Tor schließt. Durch den Stichkanal geht es weiter nach draußen auf's Ijsselmeer. Das zeigt sich glatt wie ein Kinderpopo. Wir biegen wieder ab ins nahe Hindeloopen. Im Gemeindehafen bekommen wir den letzten Platz am Steg - wir hätten nicht 10 Minuten später kommen dürfen! Gaby und Ulrich, aber auch Ulla und ich lassen wieder das Treiben im Hafen auf uns wirken. Auch wenn wir schon öfters hier waren, so ist es doch immer wieder schön hier, immer wieder anders und immer wieder interessant. Hindeloopen ist einfach ein Muß für jeden Friesland-Besucher.
Bereits gestern Abend hatte ich einen Tisch für heute Abend im "3 Haringjes" bestellt, das Restaurant, was uns beim letzten Törn Anfang Juli so gut gefallen hat. Hier hat man uns wieder einen Tisch im ersten Stock reserviert mit Blick auf's Ijsselmeer und der untergehenden Sonne. Dazu delicaat eten en drinken - Mensch, was brauchst du mehr?!
Bei einem kurzen Spaziergang durch den Ort sehen wir die kleinen Kapitänshäuser und den schiefen Kirchturm. Zurück an Bord ist aus allen "die Luft raus". Um 22.30 h gehen die Lichter aus.

22.8.2017  Dienstag

Ich werde wach, öffne die Augen und mein Blick fällt nach oben durch die Decksluke in einen strahlend blauen Himmel - Kaiserwetter! Dazu wehen die Flaggen an den Masten leicht aus Richtung Nordost. Das bedeutet feinstes Segelwetter! Nach dem Frühstück im Cockpit verlassen wir um 10.15 h ab den Hafen und setzen draußen auf dem Ijsselmeer Großsegel und Genua. Unser heutiges Ziel heißt Urk, das kleine Fischerstädtchen im Südosten des Ijsselmeeres. Mit leichtem raumen Wind nehmen wir zunächst Kurs auf die Ansteuerungstonne von Stavoren. Hier müssen wir erst um den Vrouwezand rum bevor wir den Kurs auf Urk anlegen können. Vor der Lemmerbucht legt der Wind mal kurz um eine Windstärke zu, um dann eine halbe Stunde vor Urk ganz einzuschlafen. Die letzten Meilen muß wieder unser Jockel (Motor) ran. Kurz vor 16.00 h legen wir mit der Backbordseite längsseits in unmittelbarer Nähe des Strandes an. Gaby schmeisst sich in den Badedress und verschwindet Richtung Strand, kommt aber bald wieder zurück - zu kalt! Nun ja, der Revierfunk meldete heute tagsüber: Wassertemperatur 18,8 °C.
Das Abendessen gibt`s heute an Bord: Käsespätzle mit Salat. Leeeeeeecker......!
Nachdem der Abwasch erledigt ist, zeige ich der Mannschaft bei einem Rundgang das Städtchen Urk. Hier ist der Leuchtturm immer ein besonderer Anziehungspunkt.

23.8.2017   Mittwoch

Heute geht's um 10.00 h los. Nachdem wir Kurs Lemmer entlang des Windparks aufgenommen haben segeln wir flott bei östlichen Winden mit 3-4 bft. Richtung Norden. Als wir das Rotterdamse Hoek passieren und etwas höher am Wind segeln müssen, erreichen wir auf der Logge sogar 7 - 7,5 kn. Das Schiff legt sich bedächtlich auf die Backbordseite und unsere Gäste lernen auch diese Art des Segelns kennen. So stehen wir schon nach 2,5 h vor der alten Schleuse Lemmer und bekommen auch noch einen schönen Liegeplatz im Päckchen an einem Motorboot gegenüber des Café's, in dem wir am Sonntag den Appelgebak gegessen hatten. Der Nachmittag wird - wie vom Wetterbericht angekündigt - sehr warm. Die Mädels gehen - na was wohl? - shoppen. Uli verzieht sich in die Koje und muß noch Schlaf nachholen und ich döse im Cockpit. Zum Abendessen holen wir für alle Kibbeling, Lekkerbek und Patat (Fritten) an Bord. Ein Spaziergang entlang des Kanals zum Strand tut uns gut. um 22.30 h - zur gewohnten Zeit - gehen auf der MILES & MORE wieder die Lichter aus.

24.8.2017  Donnerstag

Nach dem Frühstück gehen die Mädels schon wieder sho......! Sie hatten doch gestern glatt noch ein paar Shops übersehen. Uli und ich machen klar Schiff. Um 11.30 h legen wir ab und segeln, nachdem wir Lemmer hinter uns gelassen haben, gemütlich nur mit der Genua durch die Wiesen Frieslands über Sloten nach Woudsend - unser heutiges Tagesziel. Was zieht uns nach Woudsend?  Das kleine aber feine und urige Restaurant "T'ponktje", zu deutsch Klingelbeutel. Das t'Ponktje ist eine ehemalige Menonitenkirche in der (nicht nur die königliche Familie) man nun sehr gut essen (und trinken) kann. Es ist immer einen Besuch wert.
Hier habe ich bereits gestern einen Tisch für heute Abend reservieren lassen.
Aber bevor wir uns diesen Gelüsten frönen können besichtigen wir am Nachmittag die alte Kornmühle im Dorf. Hier wird immer noch von einem Müller das Korn durch die Windmühle gemahlen. Wir klettern über Leitern bis in den zweiten Stock und erfahren, dass die Mühle noch bis 9 bft. ihre Arbeit aufnehmen kann. Na, dann geht es aber rund da drinnen! Das Mehl wird selbst bzw. in den umliegenden Ortschaften vermarktet.
An diesem letzten Abend unseres Törns lassen wir uns dann - wie gesagt - im "t'Ponktje" verwöhnen, nehmen draußen vor dem Lokal in der Abendsonne einen Aperitif bevor dann innen die besondere Athmosphäre bei gutem Essen und gutem Wein auf uns einwirken kann.

25.8.2017  Donnerstag

Heute Morgen geht es - leider unter Motor, da der Wind uns direkt auf die Nase weht - zurück über's Heeger Meer und den Fluessen zurück nach Warns.




Insgesamt wurden 92 sm zurückgelegt und 10,4 h motort, das meiste davon am ersten und am letzten Tag.



Es waren wieder sehr schöne Tage mit unseren neuen Gästen an Bord. Auch ihnen hat es in Friesland sehr gut gefallen. Es war ein abwechslungsreicher Törn, geruhsam über die Kanäle, bei leichten Winden ganz leise, nur mit dem Gurgeln der Heckwelle begleitet, über's Ijsselmeer, aber auch hoch am Wind mit ordentlich Krängung und Speed in die Lemmerbucht zu segeln.

Der ein oder andere Leser meines Blogs wird vielleicht denken: "Das ist ja immer das gleiche, gleiche Route, gleiche Orte, gleiche Kanäle....!"
Ja, stimmt! Es ist größtenteils das gleiche, und dennoch ist es immer wieder anders, immer wieder andere Erlebnisse mit anderer Crew oder auch alleine, andere Begegnungen, anderes Wetter, andere Winde.
Aber eines ist sogar dasselbe!
Es ist immer wieder schön in Friesland - sehr schön!

So, jetzt höre ich auf zu schwärmen, sonst kommen immer mehr und dann wird es zu voll in Friesland!

Und mit einem Klick kommt ihr zum Film.


Donnerstag, 10. August 2017

Shopping-Törn durch Friesland

7.8.17   Montag

Nun habe ich zwei Damen an Bord. Das bedeutet, ich habe zwar Verantwortung für die Crew und das Schiff aber ich muß die Wünsche der Mannschaft nicht nur respektieren, sondern wenn irgend möglich erfüllen. Bei zwei Damen an Bord kann sich jeder vorstellen, welche Wünsche nun in den absoluten Vordergrund gestellt werden.

Shopping - shopping - ................und shopping!


Segeln war vor 14 Tagen mit Finn - nun ist Shopping angesagt!

Gestern, am Sonntag Nachmittag sind wir bereits angereist und hatten einen gemütlichen Abend.
Heute Morgen, als ein Teil der Mannschaft sich nicht vom Plumeau und Kopfkissen trennen kann, mache ich das Schiff schon Mal segelfertig, also Genua-Persenning runter, Wasser tanken, Motorcheck.

Um 10.00 h starten wir bei leicht bewölktem Himmel über den Johan-Friso-Kanal zur Schleuse raus auf's Ijsselmeer. Der Montag Morgen ist ideal zum Starten - keine Warteschlange vor der Schleuse. Zusammen mit vier anderen Schiffen können wir ohne Wartezeit direkt in die alte Schleuse einfahren.
10 Minuten später, draußen auf dem Ijsselmeer setzen wir die Genua. 'Der achterliche Wind aus Südwest bläst uns mit 3-4 Stärken Richtung erster "City" = Workum. Trotz Sonnenschein können Anne und ich uns nicht überreden in die Fluten zu springen. Der Revierfunk verkündet zwar eine Wassertemperatur fürs Ijsselmeer von 19,1°C, aber der kalte Wind hält uns von einem Sprung in die Fluten ab. Um 12.30 h legen wir vor der Schleuse in Workum an und faulenzen - es ist schließlich Urlaub. Das "Schleusenkino" bietet hier viel Abwechslung. Wir amüsieren uns auch über die mehr oder weniger intelligenten Gesichtsausdrücke der Schafe auf dem nahen Deich. Dann plötzlich - hält die Mädels nichts mehr auf dem Schiff. Unser WC (Wellness-Center) ist für 30 Minuten gesperrt, dann ziehen sie los in die nahe Stadt - Ort. Nun habe ich Ruhe, poliere ein wenig das Deck und faulenze in der Sonne. Am späten Nachmittag ist die Ruhe vorbei, meine Mädels kehren zurück - ohne Tüten. Sie hatten leider (oder Gott sei Dank) keinen Erfolg. Wo sollte der auch her kommen? Bei den drei Geschäften!
Nach dem Abendessen spielen wir noch eine Runde Rummy Cup. Um 23.05 h höre ich auf CH 83 das Wetter für morgen und dann geht's ab in die Koje.

8.8.2017   Dienstag

Nach einer ruhigen Nacht legen wir um 9.40 h ab. Draußen auf dem Ijsselmeer setzen wir das Groß und die Genua und nehmen zunächst Kurs auf die Ansteuerungstonne von Stavoren, dann noch ca. 1 sm weiter zur Tonne SB 8. Hier biegen wir nach backbord ab und können zunächst noch hoch am Wind mit einem Kurs von 100 - 110° Richtung Lemmer segeln. Der Wind kommt fast aus Ost. Wir kommen nicht ganz bis zum ersten Windrad vor Lemmer, dann müssen wir den Motor starten. Wir verlieren mit weiterm Kreuzen bis Lemmer zu viel Zeit. (Sonst kommen wir zu spät und die Boutiquen sind geschlossen). Gerade als wir in die alte Schleuse in Lemmer einfahren beginnt es, wie angekündigt, zu regnen. Das frühe Eintreffen in Lemmer hat auch noch einen Vorteil: wir bekommen noch einen Liegeplatz in der Stadt. Wie war das mit dem frühen Vogel....? Kaum haben wir im Päckchen an einer Motoryacht angelegt stehen meine Damen auch schon in den Stiefeln und verschwinden mit einem Regenschirm bewaffnet in die Einkaufsmeile. Nach dem Desaster gestern in Workum gibt es deutliche Entzugserscheinungen bezüglich der geplanten Shopping-Erfolge. Ich nutze den restlichen Nachmittag um ein paar Gedanken zu den letzten beiden Tagen für den Blog festzuhalten. Draußen regenet es sich langsam ein.
Am Abend kommen wir zu der Erkenntnis, daß bei dem miesen Wetter der Körper einen angemessen Ausgleich braucht - wir gehen gegenüber ins "No. 19" lecker essen.

9.8.2017    Mittwoch

Wir schlafen aus und legen um 10.30 h ab. Der Himmel ist bedeckt und verspricht für den heutigen Tag nichts Gutes. Unser Ziel: Sneek - der Höhepunkt unseres Shopping-Törns, zumindest was die Anzahl der Boutiquen angeht.....Von unserem Nachbarlieger erfahren wir noch, daß in Sneek die "SNEEK-WEEK" gefeiert wird. Oh Schreck! Das bedeutet Jubel, Trubel, Lärm, Menschenmassen...Ob wir da noch einen Liegeplatz in der Stadt bekommen?
Zur Sneek-Week kommen Liebhaber des Segelsports, aber auch Tausende Festteilnehmer in Strömen, um sich die größte Segelveranstaltung auf europäischen Binnengewässern anzuschauen.
In die Sneek-Week sind wir vor zwei Jahren schon mal reingeraten, auf der Rücktour meiner Schwedenreise.
Unterwegs bekommen wir nochmal eine kleine Dusche von oben. Um 14.00 h erreichen wir Sneek. Als gerade eine Motoryacht auf dem Zuweg zum Waterpoort ihren Liegeplatz verläßt, überlegen wir nicht lange und übernehmen diesen Liegeplatz - Glück muß der Mensch haben!
Der Gang ist für mich nur kurz - zuviel Trubel, zuviel Menschen! Ich gehe schnell wieder zurück aufs Schiff. Ulla und Anne halten es drei Stunden aus und haben Erfolg! Bepackt mit einigen Einkaufstüten kommen sie glücklich und strahlend zurück.
Nach dem Abendessen gehen wir nochmal raus in die Stadt über den Kirmesplatz und die Fußgängerzone. Die ist voller Leute und an jeder Ecke dröhnt ein anderer DJ seine Favoriten durch die dicken Lautsprecher. Nix für uns! Zurück auf dem Schiff lassen wir den Abend bei leiser Musik und ausreichend Lesestoff ausklingen.

10.8.17   Donnerstag

Die Wetteraussichten für die nächsten beiden Tage lassen die Entscheidung reifen, heute zurück nach Warns zu fahren, um dann morgen vormittag wieder Richtung Heimat zu kommen. Unter Motor fahren wir bis hinter die Brücke von Osingahuzen. Hier setzen wir die Genua und segeln gemütlich bei Nordwestwind über Heeger Meer und Fluessen nach Warns. Der Himmel zeigt sich mittlerweile freundlicher. So genießen wir den Nachmittag noch im Cockpit bis ich meine Crew überzeugen kann, heute Abend noch nach Hause zu fahren. Mit einem Stop in Lemmer für Kibbeling mit Fritten und Matjes mit Zwiebeln im süßen Brötchen beenden wir unseren Shopping-Törn und starten durch Richtung Autobahn.

Wir hatten wieder vier schöne Segeltage in Friesland. Zugegeben - das Wetter hätte ein bisschen besser sein können (es hätte aber auch schlimmer sein können!) Meine Crew war letztendlich zufrieden, sie hat ihren Shopping-Törn doch noch erfolgreich abschließen können.


Zum Film klick hier:




Donnerstag, 20. Juli 2017

Mit Finn nach Urk

17.7.2017  Montag

Nun bin ich mit Finn wieder alleine unterwegs. Wir sind gestern Abend bereits angereist und haben geschlafen wie in Abraham's Schoß.

Heute Morgen frühstücken wir erstmal in aller Ruhe bevor wir um 10.30 h ablegen. Während ich auf dem Vorschiff die Leinen klariere, legt Finn selbständig ab und steuert unter Motor Richtung Schleuse Stavoren. Als wir ankommen, stehen die Ampeln auf grün, signalisieren freie Einfahrt.Draußen auf dem Ijsselmeer setzten wir das Großsegel und die Genua.Der Wind weht moderat aus NW. Wir üben einige Wenden. Finn möchte in den Sommerferien den Segel-Grundschein auf dem Forggensee in Bayern absolvieren. Da will ich versuchen, ihm noch einiges beizubringen. Die Ausbildung zum Grundschein erfolgt zwar auf einer Jolle, aber was mit Jolle und Dickschiff identisch ist, werde ich versuchen ihm beizubringen. Zuerst einmal bringe ich ihm einige Grundbegriffe des Segelns bei, hier: der Aufbau und die Bestandteile des Riggs, Bezeichnung der Segelkanten und -ecken.
Die Sonne brennt vom Himmel, es gibt keine Wellen. Wir nehmen zunächst Kurs auf den Strand von Stavoren und legen dort den Anker auf 3,30 m Wassertiefe. Wir schimmen, essen und faulenzen....
Dann kreuzen wir gemütlich Richtung Makkum. Hier werden wir für die Nacht vor der Einfahrt nach Makkum vor Anker liegen. Um 18.15 h erreichen wir den passenden Ankerplatz auf 2,50 m Wassertiefe.
Nudeln sind schnell gekocht und die mitgebrachte Bolognese schnell im Kochtopf erhitzt. Dazu gibt's für Finn Gurken- und für mich Tomatensalat - köstlich!
Nach der Backschaft geniessen wir im Cockpit die untergehende Sonne und zählen die noch nach Makkum einfahrenden Schiffe.




 






18.7.2017   Dienstag

Die Nach war ruhig, wir haben sehr gut geschlafen.Um 10.00 h liften wir den Anker und bereits 10 Minuten später segeln wir mit Großsegel und Genua südwärts Richtung Urk. Der Wind weht mit 3-4 bft aus Nordost, später ab Mittag nimmt er ab und dreht auf Ost. So erreichen wir nach 6 h bei herrlichem Sonnenschein Urk. Wir wechseln uns ständig ab mit dem Steuern. So kann jeder mal im Cockpit chillen oder Kaffee machen oder, oder, oder.....
In Urk angekommen finden wir einen Platz in der Einfahrt direkt am Strand. Finn bereitet am Abend eine leckere Pizza Tonno und Salami zu. Danach liegen wir wieder beim Sonnenuntergang mit der Kamera auf der Lauer. Jeden Abend bei schönem Wetter das Gleiche! Es ist aber auch immer wieder anders und immer wieder schön!
Um 23.00 h geht auch das letzte Licht auf der MILES & MORE aus.










19.7.2017  Mittwoch

Der Wetterbereicht verspricht nichts Gutes - für heute Nachmittag Gewitter mit Hagel und Böen bis 40 kmh. Deshalb legen wir zeitig um 9.00 h ab, um Lemmer noch vor den Gewitter zu erreichen.
Mit 2 Reffs im Groß und Wind 4-5 bft. aus E erreichen wir ohne Stress bereits um 11.00 h die Hafeneinfahrt vor der alten Schleuse. Wir konnten den ganzen Weg "auf einer Backe", also auf
Backbordbug segeln, teilweise mit über 7 kn Speed und wieder alles bei herrlichem Sonnenschein.
In Lemmer liegen wir in der Stadt im Päckchen an einem holl. Hausboot. Nach einem fragenden Blick an den Skipper des Booteswinkte er uns sofort heran. Soviel Freundlichkeit widerfährt einem nicht immer. Zum Dank reiche ich zwei Dosen FRÜH Kölsch aus "Keulen" herüber.
Zu Mittag gönnen wir uns Kibbeling mit Fritten für Finn und einen Matjes mit "Uie" im süßen Brötchen und zum Kaffee den "weltbesten Erdbeerkuchen" und Windbeutel vom Bakker Beimer's.
Nachmittags grummelt es ein wenig über uns und beim Spaziergang zum Strand werden wir auch mal geblitzt. Aber sonst bleibt es sehr schwül und trocken.

Abends serviert die Bordküche Kässpätzle mit Zwiebeln und Gurken- und Tomatensalat. Wir leben aber auch wieder Mal wie "Gott in Frankreich".


20.7.2017  Donnerstag

Heute geht es recht unspektakulär mal mit Motor, mal unter Segel bei stark bewölktem Himmel durch die Kanäle vorbei an Sloten und Woudsend wieder zurück nach Warns zu unserem Ausgangshafen. Während Finn steuert, mache ich bereits das Schiff innen sauber. Nach dem Anlegen decken wir schnell die Genua mit der Persenning ab bevor es heftig anfängt zu regnen. Unter der Kuchenbude gibt es noch die letzten Reste aus der Bordküche. Dann hechten wir wieder in einer Regenschauer ins Auto und treten die Heimreise an.

Wir hatten wieder tolle Tage, der Wind kam immer in der richtigen Stärke aus der richtigen Richtung. Wir konnten im Ijsselmeer baden, lange Strecken segeln und eine Nacht ankern und........

......Finn wird nie mehr vergessen wo sich Vor-, Achter- und Unterliek befinden, wie die Ecken der Segel genannt werden und mit welchen Abspannungen der Mast gehalten wird. So wird er bei seinem Segellehrer in Bayern glänzen.....!

Insgesamt wurden 74 sm zurückgelegt, davon 6,9 h unter Motor.



 Eine kurze Zusammenfassung im Film seht ihr hier: