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Montag, 28. Juli 2014

Zu den Wasservögeln



Eins der Hobbies von Georg ist die VÖGELEI - nein, nicht die.....! - die Ornitologie, die Vogelkunde!
Deshalb möchte ich versuchen, ihm auf diesem Törn einige heimische Wasservögel in freier Natur zu zeigen.

Wir legen am Montag um 12.00 h in Warns ab und nehmen Kurs auf die Naturschutzinsel De Kreupel im Ijsselmeer zwischen Stavoren und Medemblik gelegen. Hier gibt es Anlegestege für Boote und einen kleinen "Aussichtsturm", von dem aus man die Vogelwelt beobachten kann.
Nachdem wir die Schleuse Stavoren eine 1/2 Std. spater passiert haben setzen wir die Genua. Der Wind weht mit 4-5 bft. aus NE. Als wir die Einfahrt von De Kreupel fast vor uns haben färbt sich der Himmel im Südwesten schwarz - es droht eine Regenfront. Da wir die Vögel nicht unbedingt in strömendem Regen beobachten wollen, entschliessen wir uns, durchzustarten nach Medemblik - Morgen ist auch noch ein Tag! So legen wir dann auch um 15.00 h im Pekelharingshaven in Medemblik an. Nach einer Stärkung (Kaffee und was Süsses) hat auch der Regen wieder aufgehört und wir gehen in den nahegelegenen Minizoo, direkt neben der Burg Radboud und anschliessend einen kurzen Trip in die Stadt.

Am Abend zaubert Georg ein ital. Dinner mit Antpasti und allem drum und dran.





29.7.2014 - Dienstag.

Als wir aufwachen ist der Himmel zwar noch stark bewölkt aber im Westen lockert er schon auf. Die Wetteraussichten für den heutigen Tag sind auch nicht soooo schlecht.-> N-NE 3-4, später 4-5, also für unser heutiges Ziel Urk ideal.
Wir starten auch schon früh um 9 h. Draussen in freiem Wasser setzen wir Groß und Genua und segeln mit lauschigen 5 kn auf der Logge Richtung De Kreupel, denn dieses Ziel steht noch von gestern auf der Liste. Eine gute Stunde später legen wir dort an. Georg bewaffnet sich mit dem Fernglas und sucht die Insel nach für uns Landratten unbekannten Vogelarten ab. Als er zurück ist erzählt er von den verschiedenen Möwenarten und anderen Wasservögeln, die er dort entdeckt hat. Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie er diese an den nur wenigen unterschiedlichen Merkmalen an Kopf, Beine oder Gefieder auseinander halten kann.
Um 11.30 h legen wir bei herrlichem Sonnenschein wieder ab und nehmen Kurs auf Urk. Der Wind weht moderat mit 3-4 bft aus NE und so erreichen wir gemütlich unser Ziel 3 Std. später.
Den Nachmittag geniessen wir im Cockpit bei allerlei Leckereien in fester und flüssiger Form.
Nach dem Abendessen machen wir den obligatorischen Bummel durch die Stadt. Für mich ist es am schönsten am Leuchtturm. Von hier aus hat man einen phantastischen Blick über das Ijsselmeer, bei guter Sicht im Norden bis nach Stavoren oder im Westen bis nach Enkhuizen. In der Vor- oder Nachsaison hat man vielleicht das Glück, ein paar Minuten hier oben alleine auf einer Bank zu verbringen, den Blick nach Westen in die untergehende Sonne und seinen Gedanken freien Lauf lassen - ach HERRLICH!
Nun, es ist August und Hauptsaison und wir sind nicht alleine. Deshalb konzentrieren wir uns voll und ganz auf die untergehende Sonne und machen eine Unmenge von Fotos - mal wieder!





30.7.2014 - Mittwoch

Nach dem guten und gemütlichen Frühstück im Cockpit nehmen wir heute Kurs auf die Lemmerbucht. Im Norden der Lemmerbucht habe ich immer wieder eine riesige Kolonie von Schwänen gesehen. Die möchte ich heute Georg zeigen.
Bei 3 Stärken Westwind kommen wir gut voran und passieren schon 1,5 Std. nach dem Ablegen Rotterdamse Hoek, die südliche Ecke der Lemmerbucht. Bei leicht bewölktm Himmel fahren wir dann auch 1 Std. später auf die erwähnte Vogelkolonie zu. Vor dem Nordufer der Bucht stehen gelbe Tonnen, die das nahe Flachwasser ankündigen. Ein teurer Irrtum, wie sich schon bald herausstellen wird. Nachdem die Segel eingeholt sind, taste ich mich langsam unter Motor unter ständiger Beobachtung des Tiefenmessers bis weit hinter die Linie der gelben Tonnen möglichst nah an die Vögel heran. Bei 1,80 m Tiefe stoppe ich und gebe Georg das Zeichen, den Anker fallen zu lassen. Die MILES & MORE hat 1,35 m Tiefgang. So haben wir noch genug Reserve unterm Kiel beim Schwojen. Wir hatten nämlich überlegt, auch über Nacht hier zu bleiben. So hat Georg den ganzen Nachmittag und Abend Gelegenheit, die verschiedenen Vögel zu beobachten.
Während Georg schon das Fernglas wieder vor den Augen hat, mache ich ein paar Happen zu essen.
In der Ferne aus Richtung Lemmer sehe ich ein graues Schlauchboot mit zwei Personen direkt auf uns zurauschen. "Graues Schlauchboot - 2 Personen - Polizei???? Was hab ich falsch gemacht?" So rasen meine Gedanken durch den Kopf. "Au verdammt, ich habe vergessen, den Ankerball zu setzen." Während das Schlauchboot weiter auf uns zurast setze ich schnell den Ankerball unter das Vorstag. Kaum wieder im Cockpit zurück ist auch das Schlauchboot heran und die beiden Insassen in Uniform stellen sich vor: WASSERSCHUTZPOLIZEI.
Kurz und gut (oder auch nicht gut!). Ich will hier nicht den ganzen Wortwechsel wiedergeben. Die beiden Herren werfen mir vor, tief - viel zu tief - in ein Naturschutzgebiet eingefahren zu sein. Die gelben Tonnen kündigen nicht das Flachwasser an sondern begrenzen das nahe Naturschutzgebiet. Auweia! Jetzt wo sie es sagen....! Da war doch was....? Gelbe Tonnen = Naturschutz! Sollte ich vielleicht meine Segelschein-Theorie nochmal wiederholen??!! Die Herren nehmen meine Personalien auf und sprechen von "Prozess" und "Staatsanwalt". In Gedanken sehe ich mich schon in Alkatraz auf einer Behelfs-Latrine sitzen mit schweren Eisenkugeln an den Füssen gekettet. Die Herren bestimmen, dass wir  s o f o r t  die Ankerstelle zu verlassen haben und tuckern langsam davon. In einiger Entfernung bleiben sie auf Position und warten bis wir den Anker wieder aufgeholt und das Naturschutzgebiet verlassen haben . Mit hochrotem Kopf und sichtlich deprimiert fahren wir Richtung Lemmer, alte Schleuse. In Lemmer halten wir uns diesmal nicht auf, obwohl es immer wieder schön ist, hier mitten in der Stadt zu liegen. Wir fahren unter Motor weiter durch die Kanäle, durch Sloten, Woudsend ins Heeger Meer. Auf der Leeseite (hier im Norden) der Insel Kruzpolle im Fluessen legen wir den Anker um 17.45 h.
Nach einem wieder Mal guten Abendessen - von Georg kredenzt - dezimieren wir bis spät in die Nacht unsere Weinvorräte. Nach 23.00 h beobachten wir einen phantastischen Sternenhimmel. Der läßt uns dann auch schnell die Peinlichkeiten des Tages wieder vergessen.




31.7.2014 - Donnerstag

Um 10.00 h heißt es wieder "Anker auf!" und nach einer guten Stunde liegen wir wieder fest in unserer Box in Warns. Am Nachmittag verabschiede ich Georg, der wieder nach Hause fährt.

Ach ja - ich bin nicht in Alkatraz gelandet und darf auch weiterhin ein komfortables WC geniessen.
Nach 2 Monaten erhalte ich Post von der "Geldeintreib-Behörde" in Holland und bezahle € 200,- Bussgeld plus € 7,-- Gebühren. Strafe muß sein! Ich hoffe nur, dass das Geld auch dem Naturschutz zugute kommt.

Wetten, dass ich nie mehr vergessen werde, was die gelben Tonnen bedeuten?!



Freitag, 11. Juli 2014

Pitter allein unterwegs



7.7.2014       Stavoren – Makkum – Workum

Bevor es los geht muss ich noch den Wassertank füllen und meine neue Fahne am Acherstag setzen = weisses Dreieck mit großem roten Punkt. Sie bedeutet die Zahl EINS im Flaggenalphabet oder auch Einhandsegler. Damit erhoffe ich mir in den Häfen ein wenig Hilfe beim Anlegen von anderen Seglern. Um 10.30 h legen wir bei schönstem Sonnenschein ab. An der Schleuse warten vor uns noch 7 Yachten. Ich nehme das Gas zurück und fahre nur ganz langsam auf die Warteschlange zu, um nicht vorher noch anlegen zu müssen. Ich habe Glück, die Tore öffnen sich und wir fahren nacheinander in die Schleuse, wir als letztes Schiff. Nachdem der Wasserstand  in der Schleuse sich um die fehlenden ca. 25 cm Wasserstand erhöht hat geht es für alle hinaus aufs Ijsselmeer.
Die Wettervorhersage kündigte für den Vormittag noch 3-4 bft aus SW, am Nachmittag abnehmend an. So nehmen wir mit halbem Wind zunächst Kurs auf Den Oever = 315°. Um 12.45 h nimmt der Wind schon merklich auf 1-2 bft ab. Wir nehmen nun Kurs auf Makkum. Da der Wind nun genau achterlich kommt, nehme ich das Großsegel rein. Nun dümpeln wir mit fast 2 kn langsam Richtung Norden. Als der Wind wenig später wieder etwas zulegt, setze ich das Groß wieder und wir segeln nun mit Kurs 40° auf die Schleuse Kornwerderzand zu. Hier liegt auch gleichzeitig die Ansteuerung für Makkum.  Ich nehme das Groß wieder weg und wir segeln ganz gemütlich nur mit Genua ca. 1 Std. bis hinter die große Werfthalle in den Gemeindehafen. An der dortigen Fischbude möchte ich Nieuwe Haring kaufen, den ich heute Abend zusammen mit Bratkartoffeln esse. Leider hat die Fischbude montags zu – Pech! Also keine Matjes!
Ich muss zur Alternative greifen: Pfannekuchen mit Lachs. Zum Pfannekuchen fehlt mir aber Milch – also stiefele ich quer durch die Stadt zum Supermarkt und kaufe Milch und noch eine Packung Espresso-Kaffee (den aber nicht für den Pfannkuchen!). Auf dem Weg überlege ich mir, nach dem Abendessen Makkum wieder zu verlassen und in der kleinen Bucht neben Kornwerderzand für die Nacht zu ankern.
Nachdem Abendessen sind die Batterien auch wieder voll und wir legen wieder ab und fahren wieder raus. Der Abend verspricht sehr schön zu werden, schade eigentlich, um sofort wieder den Anker zu schmeissen. Also neues Ziel Workum, ca. 12 sm im Süden von Makkum. Ein herrliches Segeln bei 2-3 bft. aus NW in der Abendsonne.

Ich kann mich nicht satt sehen an den immer wieder anderen Lichtverhältnissen am Himmel, die auch immer wieder die Wasseroberfläche verändern. Um 20.45 h erreichen wir die Ansteuerungstonne Workum. Hier drehe ich das Großsegel ein und segel mit der Genua noch ½ Std. in den kleinen Hafen vor der Schleuse.
Auch hier springt sofort ein anderer Segler herbei, um mir beim Anlegen zu helfen. Die Fahne am Achterstag erfüllt hervorragend ihren Zweck. Nachdem das Schiff soweit aufgeklart ist, merke ich, dass sich der Himmel im Nordwesten vom Sonnenuntergang blutrot färbt. Ich schnappe mir die Kamera und laufe auf den nahegelegenen Deich. Mal sehen, welche Eindrücke ich noch erwischen kann. Die Sonne ist bereits unter gegangen, jedoch zeigt sich noch ein phantastisches Farbenspiel.

Zurückgelegte Strecke: 35 sm
Motorstunden: 1,7 h


8.7.14      Workum – Warns

Der Windfinder sagt ab Mittag starken Regen und viel Wind voraus. Mein Ziel für heute ist wieder der Heimathafen Warns. Dort möchte ich heute Abend das WM-Spiel Deutschland - Brasilien sehen. Also legen wir schon um 8.00 h ab. Der Wind kommt passend, um ein Ablegen unter Segeln zu versuchen. Es klappt, ganz leise, um niemanden der anderen Yachties zu wecken segeln wir mit der Genua durch den Kanal aufs Ijsselmeer. Hier setzen wir noch das Groß dazu und so erreichen wir um 10.15 h die Schleuse Stavoren. Die Tore öffnen sich sofort. Ob es nun an unserer Einhand-Fahne liegt oder ob es Zufall ist…? Wer weiß es! Pünktlich bei der Ankunft in Warns beginnt es zu regnen. Am Nachmittag in einer Regenpause versuche ich wieder mein Geduldsspiel: TV-Schüssel ausrichten um ein Bild für das heutige WM-Spiel zu bekommen um 22.00 h. Leider habe ich keinen Erfolg mit der Schüssel. Dann setze ich mich ins Auto und fahre nach Stavoren, um mir Matjes zu kaufen. Die wird es heute Abend mit Bratkartoffeln geben – Mmmmh, mir läuft das Wasser jetzt schon im Mund zusammen. Da es mit der TV-Schüssel nicht klappt, versuche ich meine Glück nach dem Essen mit dem Internet. Und ich habe Glück! Kurz vor Anpfiff des Spieles habe ich ein Programm gefunden, was live überträgt. Live heisst hier mit ca. 20 Sek. Verzögerung. Kurz nach dem Anpfiff, ich habe noch garnicht meine endgültige „Lieg bequem und erreiche Wein und Nüsse mit einer Hand“ – Stellung gefunden, trötet es vom Nachbarschiff. 20 Sek. Später sehe auch ich das Tor! Und dann geht es Schlag auf Schlag: Tröööööt------------- Tröööööt----------- Tröööööt------------ Tröööööt------------------ Tröööööt--------------- Tröööööt. Nach einer ½ Std. steht es bereits 6:0 für Deutschland. Unglaublich!! Ich bin ja nicht so der Fussball-Enthusiast, aber wenn ich das nicht gesehen hätte, hätte ich mich wohl doch geärgert. Und draussen geht die Welt unter! Es regnet wie aus Kübeln und ein starker Sturm dazu. In der Halbzeit-Pause checke ich nochmal alle Festmacher. Der Ausgang des Spieles ist bekannt – 7:1 für Deutschland. Mal wieder eine Superlative!


Zurückgelegte Strecke: 11 sm
Motorstunden: 0,6 h


9.7.14    Hafentag

Um 9.00 h werde ich wach, blinzel nach draussen und----------------lege mich wieder hin. Es regnet immer noch und es stürmt immer noch. Nach 10.00 h erhebe ich mich dann doch mal und beginne so langsam den Tagestrott. Ich komme nur sehr schwer auf Touren. Entweder war gestern Abend das Spiel zu anstrengend oder der Wein zuviel? - oder Beides?
Am Nachmittag, in einer Regenpause, gehe ich zu Fuß nach Stavoren, schaue mir dort den neuen Supermarkt an, versuche reines Petroleum für meine Salonlampe zu kaufen – leider ohne Erfolg – und weiter zur neuen Schleuse. Dort komme ich mit zwei älteren Herren ins Gespräch – Segler, die eine Woche ein Schiff gechartert haben und nun schon den zweiten Tag nicht raus können wegen des schlechten Wetters. Im Laufe der Unterhaltung kommt heraus, dass der kleinere der beiden Herren bereits 86 Jahre alt ist. Mir bleibt der Mund offen stehen. Ich hätte ihn ohne Übertreibung bestimmt 20 Jahre jünger geschätzt. Er war körperlich und auch geistig so mobil und fit. Als
ich ihn frage, ob er früher Briefträger war, lacht er und schüttelt den Kopf. Aber er hat sein Leben lang immer Sport getrieben und war immer in Bewegung, den Rest haben seine Gene besorgt. Wahnsinn! Ich bin immer noch sprachlos und denke: “Mensch, dann könnte ich ja auch noch 25 Jahre segeln! Phantastisch!“
Als ich wieder den Rückweg antrete kommt wieder eine Schauer. Ich gehe ins nahegelegene Café und gönne mir ein Appelgebak und Koffie.
Zurück im Hafen bereite ich das Abendessen vor: Käsespätzle mit Zwiebeln und Gouda geschmolzen, dazu ein paar Tomaten.
Am Abend genehmige ich mir noch ein paar Bier in der Pyramide und bleibe auch noch zum Fussballspiel Niederlande – Argentinien. Als nach der regulären Spielzeit noch kein Tor gefallen ist und ich mich bereits 90 Min. gelangweilt habe, verabschiede ich mich und gehe in meine Koje. Wie ich am nächsten Morgen erfahren werde, habe ich es richtig gemacht. Es gab noch Verlängerung und dann Elf-Meter-Schiessen mit dem Ergebnis 4:2 für Argentinien.


Zurückgelegte Strecke: 0 sm
Motorstunden: 0 h


10.7.14      Warns – Andijk – Lemmer

Heute morgen kommt um 8.30 h der Mechaniker und macht die Motorwartung an der Miles & More.
Um 11.30 h passiere ich bereits wieder die Schleuse in Stavoren und nehme Kurs auf die Bucht zwischen Andijk und Medemblik. Wir haben Nordwind mit 10-12 kn. Also wieder ein entspanntes Segeln. Um 14.45 h liegt der Anker auf 3 m Wassertiefe an der Position N 52° 45,3  E 005° 08,1.
Ich nehme schnell ein Bad im Ijsselmeer. Laut Wetteransage soll es 19,3°C haben. Das ist auszuhalten. Danach noch in Ruhe einen Kaffee und dann heisst es auch schon wieder "Anker auf"! Der Nordwind hat inzwischen etwas zugelegt. Wir nehmen Kurs auf die Lemmerbucht um dort für die Nacht zu ankern. Mit 7 – 7,5 kn rauschen wir unserem Ziel entgegen. Segeln pur! Bei herrlichem Sonnenschein, wenig Welle, in kurzer Hose und T-Shirt. „Bikini-Segeln“ wie im Mittelmeer! Nur hier ist leider kein Bikini zu sehen! Stattdessen nehme ich vor mir am Horizont vor dem Landstreifen eine unterbrochene weisse Linie wahr. Durch das Fernglas entdecke ich eine Unmenge an weissen Wasservögeln. Der Größe nach müssen es Schwäne sein. Wenn ich das Glas weiter schwenke sehe
ich noch mehr dieser Vögel. Es müssen mehrere Tausend sein. Ein tolles Bild, selbst auf diese Ferne.
Mit Eingang der Lemmerbucht lässt der Wind plötzlich nach. Wir kommen kaum noch vorwärts. Die Wasseroberfläche ist wie mit Öl bedeckt. Es wird schwülwarm. Im Wetterbericht wird vor böigen Schauern , Gewittern und athmosphärischen Störungen gewarnt – wie auch immer die aussehen mögen! Aber es ist am Himmel nicht zu übersehen. Über dem Festland zwischen Lemmer und Urk baut sich eine riesige Gewitterwolke auf, die aber nahezu unverändert am Himmel steht. Zudem zeigen sich wieder die berüchtigten Ijsselmeer-Fliegen in großen Schwärmen. Diese und das drohende Unwetter am Himmel lassen mich von meinem Vorhaben zu ankern abbringen. Schade!
Segeln ist schön, sehr schön. Segeln ist Abenteuer. Segeln ist Freiheit. Segeln ist manchmal anstrengend, aber auch oft erholend. Segeln ist die Natur geniessen, die Natur zum Fortkommen nutzen. Das alles aber auch nur so lange man den Respekt vor der Natur, den Naturgewalten behält.
Also behalte ich weiter Kurs auf Lemmer, um dort an einem sicheren Kai für die Nacht festzumachen. Mittlerweile grummelt es auch schon am Himmel. Kurz vor der alten Schleuse Lemmer sehe ich links im kleinen Hafen das Schiff eines anderen Forum-Mitgliedes liegen. Dahinter ist noch Platz, also lege ich uns kurzerhand direkt dorthin. Es ist 19.30 h – Motor aus! Noch ein kurzer Klönschnack mit dem Kollegen und seiner Frau bei einem Bier. Dann muss ich endlich was essen. Der Rest Käsespätzle ist schnell in der Pfanne heiss gemacht. Dazu einen leckeren Weisswein – Segler, was willst du mehr??!!
Noch schnell geduscht und den Körper vom Ijsselmeer-Plankton gereinigt, dann geht’s ins Bett.


Zurückgelegte Strecke: 43 sm
Motorstunden: 3,3 h


11.7.14      Lemmer – Warns

„Der frühe Vogel fängt den Wurm!“ Ich lege um 8.15 h ab und setze direkt danach die Genua. Mit ca. 2 kn Fahrt schleichen wir uns von Lemmer raus in die Bucht. Nach 1 Std. ist meine Geduld zu Ende. Ich möchte heute noch nach Hause fahren, also – Motor an! Autopilot an! Die Fliegen wollen mich wieder ärgern. Sie überfallen das vom Fahrtwind geschützte Cockpit und kriechen in alle Löcher. Um dem zu entgehen setze ich mich vorne auf den Bug. Hier habe ich Ruhe – vor Fliegen und Motorengeräusch während der Autopilot stur seinen Kurs hält. Nach einem sorgfältigen Rundumblick gehe ich nach unten, packe schon mal meine Sachen ein, kehre den Boden und säubere das WELLNESS-CENTER (WC). Dann ist das schonmal erledigt! Hinter der Tonne VZ West nehme ich Kurs auf die Schleuseneinfahrt Stavoren und ziehe auch die Genua-Persenning hoch. Dabei fädele ich den Reissverschluss nicht richtig ein. Beim Herunterziehen sehe ich, dass er sich oben am Anfang wieder öffnet. Oje! Ich versuche, ihn wieder hochzuziehen und ganz zu öffnen. Fehlanzeige! Die einzelnen Zähne sind am Anfang nicht ineinander gekommen. Ich lasse es erstmal wie es ist und muss im Hafen nochmal versuchen, dass zu richten.
In Warns angekommen tanke ich erstmal voll bevor ich dann in der Box anlege. Harry, ein Segelfreund vom anderen Steg kommt und schafft es, den Reissverschluss der Persenning zu richten. Gott sei Dank!
Nachdem das Schiff wieder sauber, Kuchenbude aufgebaut und alles gecheckt ist wird das Auto gepackt. Dann muss ich erstmal duschen, bevor ich um 15.00 h abfahre Richtung Heimat.


Zurückgelegte Strecke: 22 sm
Motorstunden: 3,6 h