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Mittwoch, 30. März 2022

Für Renovierungen nach Lemmer in die Werft

Bereits letztes Jahr im Sommer hatte ich mir Angebote für die Sanierung des Unterwasserschiffes eingeholt. Mittlerweile fangen die Schichten von Antifouling, die in den letzten Jahren immer wieder drauf gekommen sind, an, abzublättern. Das bedeutet, daß der neue Anstrich von Antifouling auch nicht gut halten würde. Also wird jetzt doch wohl eine Sanierung des Unterwasserschiffes fällig. Die alten Schichten müssen runter, der Untergrund für die neue Deckschicht wieder neu aufgebaut werden und schließlich wieder neues Antifouling drauf. Das sind Arbeiten, die könnte man selbst machen, sind aber sehr sehr zeit- und arbeitsintensiv und auch gesundheitsschädlich. Geeigneter Schutzanzug und Atemmaske sind absolut Pflicht. Also überlasse ich diese Arbeiten lieber den Profis.

Ausserdem zeigen mittlerweile Sprayhood und Kuchenbude ihr Alter von 22 Jahren und der Zahn der Zeit war nicht untätig. Stoff und Fensterfolie werden brüchig und unansehnlich - auch hier muß neues ran.

Beim Einholen der Angebote mußte ich feststellen, daß sowohl für die Unterwassersanierung als auch für die Stoffarbeiten die Preise erstaunlich nahe beieinander waren (ein Schelm, der Böses dabei denkt...), die Vorgehensweise und Ausführung der Arbeiten jedoch unterschiedlich angeboten wurde. Ausserdem zeigte der ein oder andere Anbieter deutliches Desinteresse, ein Angebot auszustellen ("...schon wieder ein Kunde!").  Die Nachfrage nach Arbeiten im und für den Yachtbau sind aktuell sehr hoch.

Eigene Erfahrungen sowie die aus dem Segel-Forum ließen mich so für eine Werft in Lemmer für die Unterwasserarbeiten entscheiden. So kann dann auch zur gleichen Zeit der Segelmacher aus Lemmer die neue Sprayhood und Kuchenbude anfertigen und montieren. Als Überführungstermin wurde Ende März anvisiert.

Ich hoffe, daß mit diesen Investitionen (in 2021 gab es schon eine neue Genua, ein neues Rigg, einen neuen Plotter und einen AIS-Transponder) das Schiff mindestens für die nächsten 20 Jahre wieder - bei entsprechender Pflege - Spaß und Freude bereitet.

Der anvisierte Termin rückte näher und Freund Ulrich will mich auf der Fahrt von Warns nach Lemmer begleiten. Die letzten 2 Wochen hatten wir im Rheinland Frühlingswetter mit Temperaturen bis nahe an die 20° C. Grenze. So ließen wir uns am Mittwoch, den 30.3. von unseren Damen in Warns absetzen. Während wir mit dem Schiff nach Lemmer fahren, konnten sie mit dem Pkw nach Lemmer zurück und dort ihrer Shoppingleidenschaft frönen.

Die MILES & MORE wurde bereits am Vortag aus der Winterhalle ins Wasser gekrant, jedoch ohne den Mast zu setzen. Der wird nach Erledigung der Arbeiten in Lemmer und Rückkehr nach Warns gesetzt. So konnten wir sofort nach Ankunft in Warns starten und unter Motor über den Johan-Friso- und Princess-Margret-Kanal nach Lemmer fahren. Da die Segel- und Freizeitsaison am 1. April beginnt, hatte ich mich im Vorwege erkundigt, ob die bewegliche Brücke in Warns für uns geöffnet wird. Das wurde mir bestätigt. Da es die einzige Brücke auf unserer Route ist, die geöffnet werden muß, stand einer problemlosen Fahrt nichts im Wege. Die sonst übliche Route für uns über die Kanäle durch Woudsend und Sloten kommt nicht in Frage, da hier die Brücken noch nicht bedient werden.
Kurz vor 12.00 h verlassen wir Warns und Ulrich packt Fleischwurst und Käse am Stück aus. Das stärkt uns für die nächsten 4 Stunden bis Lemmer. Auf dem Heeger Meer kommen uns die 6° C. bei Gegenwind vor als wären wir kurz vor dem Nordpol.  Um 14.00 h haben wir Heeg an backbord querab und biegen kurz darauf in den Princess-Margriet-Kanal Richtung Lemmer ein. Hier haben wir die Berufsschifffahrt zu achten. Die Spannenburgbrug an dem hohen Turm stellt kein Hindernis dar, da wir ohne Mast problemlos unter der Brücke passieren können. Um 15.45 h legen wir pünktlich im Hafen Iselmar an. Von unterwegs habe ich bereits unsere Ankunft bei Johan Heeres angekündigt. 30 Minuten später wird die MILES & MORE hier aus dem Wasser geslipt und zur nahegelegenen Werfthalle gefahren.

Insgesamt waren wir bei 4,4 Motorstunden 18 Seemeilen unterwegs.

Am Abend fahren wir mit dem Pkw nach Woudsend in das Restaurant "Vis & Meer". Hier warten Fischsuppe, Jakobsmuscheln, Steinbutt, Schellfisch, Schokoladencreme und eine Käseplatte, dazu einen Sauvignon Blanc aus Neuseeland auf uns.

Den Absacker nehmen wir danach im Hotel Iselmar bevor wir selig ins Bett fallen.

Am nächsten Morgen genießen wir das vorzügliche Frühstückbüfett. Nach dem Auschecken geht es noch kurz zur Werft und zum Segelmacher um die anstehenden Arbeiten nochmal zu besprechen. 

Auf der Rückfahrt nach Hause werden wir dann bei 1° C. auf der Höhe Apeldoorn von Schneegestöber überrascht.


Unsere Fahrt nach Lemmer habe ich hier im Film festgehalten:

Video zur Tour 


Sonntag, 25. Oktober 2020

Das war die Segelsaison 2020


Nach der ersten Tour im Juni (siehe: Einwassern und erster Törn ) nach dem Einwassern habe ich die Miles & More so oft genutzt, wie das Wetter es zuließ und es mir auch zeitlich möglich war. Wer weiß, wie lange die Segelsaison dieses Jahr überhaupt noch möglich sein sollte. Ich ahnte bereits früh, daß das Thema Corona uns so schnell nicht verlassen sollte. Und ich sollte Recht behalten.


24.6. - 28.6.2020

Der nächste Törn ließ auch nicht lange auf sich warten. Bereits 4 Tage später hieß es wieder „Leinen los!“ mit Ulla und Anne. Bei herrlichstem Wetter und Wind um die 3-4 bft. verlief unser Törn über Woudsend, Lemmer, Enkhuizen, Hindeloopen wieder zurück nach Warns.

 In 5 Tagen legten wir insgesamt 77 sm bei 7,5 Motorstunden.

 

Samstag, 20. Juni 2020

Neues Ruderblatt, neue Genua und Einwassern

Endlich ist es soweit! Das lange warten hat ein Ende! MILES & MORE kommt wieder in ihr Element.

Aufgrund der Corona-Situation war Ostern noch nicht an ein Segeln zu denken. Das habe ich genutzt, um das Ruderblatt sanieren zu lassen. Es hatte in den letzten drei Jahren immer Wasser gezogen. Ergebnis: Nach dem jeweiligen Auswassern zeigten sich kleine Osmose-Blasen. Das musste repariert werden. Nach dem Einholen von verschiedenen Angeboten hatte ich mich für die Reparatur bei Frank Schram entschieden. Er hat seine Werkstatt in der Nähe des Hafengeländes und ist zwar nicht der preisgünstigste, hat aber einen guten Ruf für seine sorgfältigen und genauen Arbeiten.
Er sendete mir Fotos der fortlaufenden Arbeiten und während eines Besuches bei ihm Ende April konnte ich mich von der Qualität auch selbst überzeugen. Nach dem Ausbau des Ruderblattes wurde es der Länge nach auseinander geschnitten, das spröde und durchnässte Innenmaterial herausgekratzt, die Osmose Bläschen aufgebohrt und der Ruderschaft entnommen. Nach dem Entfernen der alten Lager ließ er den Schaft von einer Maschinenfabrik abdrehen, um wieder ein 100% gerades und sauberes Rohr zu bekommen.

Abkratzen der alten Epoxyschicht










 
Trennen der beiden Ruderhälften




Aufbohren der Osmoseblasen









































Der freigelegte Ruderschaft













Von dem Hersteller der Ruderblätter, der Firma JEFA in Dänemark wurden neuere, bessere Nadellager bestellt. Dann hatte er den Ruderkoker wieder in eine Hälfte des Ruderblattes einlaminiert, beide Hälften zusammengeklebt, die Osmoselöcher verschlossen und mit mehreren Bahnen eines Vlies umwickelt und Epoxy aufgetragen. Über ein Loch an der Oberkante wurde dann der Leerraum des Ruderblattes mit Epoxy gefüllt und das Loch verschlossen.

Neu abgedrehter Ruderschaft


Einlaminieren des Ruderschaftes
Zusammenfügen der beiden Ruderhälften






 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

16.6.20 - Einwassern

Als ich am 16.6. zusammen mit Schulfreund Ulrich in Warns ankam, konnten wir uns von dem einwandfreien Ergebnis des sanierten Ruders überzeugen. Frank Schram kam und erläuterte mir nochmal seine einzelnen Arbeitsschritte und zeigte mir einen Riss im alten Lager/Ruderkoker des Ruderblattes. Weiß der Teufel wodurch das gebrochen ist? Eine Grundberührung ist mir nicht bekannt. Ich bin auch nicht der Kamikaze-Segler, der bei Windstärke 10 hoch am Wind die Seereling durchs Wasser zieht und damit enormen Druck auf das Ruder erzeugt.
Die Rechnung von Frank Schram entsprach genau dem kalkulierten Angebot. Somit gab es damit auch keine bösen Überraschungen. Nun muß die tägliche Praxis zeigen, ob sich die Qualität der Arbeiten bestätigt. Ich bin jedenfalls sehr zuversichtlich.

Nach unserer Ankunft bekam das Ruderblatt noch zwei Schichten Antifouling - dann wurde ins Wasser gekrant. An unserem Liegeplatz wurde als erstes der Wassertank gefüllt damit wir einen Kaffee kochen konnten. Leider hatte ich vergessen, den Inspektionsdeckel vom Wassertank wieder zu verschliessen. So lief das Wasser durch den Schlauch in die Einfüllöffnung an Deck und lief....und lief....und lief....lief, lief..... Wie sonst üblich lief aus der Einfüllöffnung garnichts über. Das machte mich stutzig! Nun lief ich runter zum Wassertank und sah das Dilemma: Der Deckel lag daneben und so flutete ich langsam aber sich die Bilge des Schiffes. Wieder Hochspurten und den Wasserschlauch aus der Einfüllöffnung reißen war ein Atemzug! Nach der geplanten Tasse Kaffee gingen Ulrich und ich dann drei Stunden auf die Knie und leerten und wischten die einzelnen Bilgekammern. Somit hatte die MILES & MORE bestimmt die sauberste und von Corona befreite Bilge in ganz Friesland! Ach - das Gute liegt so nah!!!!!
Für eine positive Arbeitseinstellung an diesem Tag schlugen wir noch den Baum und den Rodkicker an. Zu Abend wurde noch der Rest Kartoffelsalat mit Würstchen und Kotelett vertilgt. Dazu gab es ein leckeres kühles KÖLSCH.


17.6.20 - Segel heissen und Deck schrubben

Nach einem gemütlichen Frühstück mit Rührei und Lachs wurden die beiden Segel angeschlagen. Die neue Genua von ZWAAN ZEILMAKKERIJ in Stavoren passte super! Dann räumten wir den Ankerkasten leer: 35m Ankerleine und aus den gedachten 8m Ankerketten-Vorläufer zeigten sich dann auch 40 m verzinkte Kette. Das Holzrost unten im Ankerkasten war total verrottet. Ich notierte die Abmessungen, um dann zu Hause ein neues vorzubereiten. Anschließend wurde alles wieder in den Ankerkasten eingeräumt, das Deck vom Winterdreck befreit und zum Schluß noch die elektrische Verbindung vom Windgeber im Masttop zur Anzeige wieder hergestellt.
Dann wurde gekocht, Spaghetti mit Lachs-Sahne-Sauce und Tomatensalat. Dazu einen kühlen Rosé....oder auch zwei.


18.6.20 - erster Schlag nach Hindeloopen

Der heutige Tag verspricht zunächst bedeckten Himmel mit einer leichten Brise aus SW. Nach dem Passieren der Schleuse in Stavoren wurde die neue Genua ausgerollt und so schob uns der Wind gemächlich Richtung Hindeloopen. Der Gemeindehafen zeigte sich noch wenig frequentiert und wir konnten uns einen Platz an der Ostkade aussuchen. Der Hafenmeister erzählte, daß es bei ihm im Hafen keine weiteren Einschränkungen bezüglich Corona gebe. Im Päckchen liegen war (wieder) erlaubt, eine Maskenpflicht bestand auch nicht. Die Toiletten und Duschen in der naheliegenden Marina waren geöffnet, jedoch nur jede zweite Kabine. Alles war sehr entspannt. Die Spatzen übernahmen das Ruder.
Am Abend gab es eine selbst mit Salami, Thunfisch, Zwiebeln und Käse belegte Pizza. Eine Flasche Rosé von gestern hatten wir auch noch übrig.



 

19.6.20 - Enkhuizen oder Heeger Meer

Am späten Vormittag legten wir ab mit Ziel Enkhuizen, im Süden auf der anderen Seite des Ijsselmeeres. Die leichte Brise aus West hielt nicht lange an. Nach einer knappen Stunde mussten wir den Motor starten und die berüchtigte Ijsselmeer-Fliege zeigte sich wieder in Massen. Das wollten wir uns nicht noch zwei Stunden antun. Wir drehten kurzerhand ab und nahmen Kurs auf die Schleuse Stavoren. Unser Ziel war nun das Heeger Meer. Auf den Kanälen im Binnenland kommen die lästigen Fliegen -  Gott sei Dank - (noch) nicht vor. Am frühen Nachmittag legten wir den Anker in Lee der Insel Nije Kruspolle. Während Ulrich seinen Mittagsschlaf nahm, hielt es mich bei dem stahlenden Sonnenschein nicht länger an Deck. Ich schwamm eine Runde ums Schiff. Die Wassertemperatur sollte ca. 22-23°C haben, da für das Ijsselmeer knapp 20°C angegeben wurde.
Den Abend verschönerten wir uns mit Hähnchen geschnetzeltem, Curry-Ananassauce auf Reis und Gurkensalat. Der restliche Rosé konnte sich auch nicht mehr länger halten. Die Bilder vom Sonnenuntergang beweisen eine idylische Abendstimmung.



20.6.20 - Heimfahrt

Bei 13-16 kn Wind aus West hielt der Anker in der Nacht problemlos im Schlick. Nach dem Frühstück hieß es "Anker auf" und zurück nach Warns. Nach dem Reinemachen ging es wieder zurück gen Heimat, aber nicht ohne einen Halt in Lemmer für einen frischen Matjes mit Zwiebeln.