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Montag, 29. Mai 2017

Zwei ahle Männer auf Tour

Fünf Tage gehe ich mit Mischa auf Törn. Der Plan: zuerst nach Hindeloopen, dann nach Enkhuizen. Von dort rüber nach Urk und weiter über Lemmer durch die Kanäle zurück wieder nach Warns.

7.5.2017  - Sonntag

Nachdem wir in Warns das Schiff bezogen und fertig für den ersten Schlag gemacht haben legen wir auch schon ab. Um 13.30 h passieren wir die Schleuse zum Ijsselmeer. Der Wind kommt wie vorhergesagt aus NW - N, das heisst für unser Ziel einen Kreuzkurs hoch am Wind. Im Laufe des Nachmittags brist es mehr und mehr auf. Ich rolle die Genua ein wenig ein, da die Krängung zu groß wird. Unser Ziel Hindeloopen gebe ich auf, da der Wind dort geradewegs in die Hafeneinfahrt weht und vor allem auch am nächsten Morgen noch wehen soll. Je nach Windstärke kann es dann schwer oder risikoreich werden, aus dem Hafen wieder rauszukommen. Aber auf dem Ijsselmmer ist es nicht schwer eine nahe Alternative zu finden - in diesem Fall Workum. Wir legen vor der Schleuse an. Es ist wenig los so früh in der Saison. Um 17.00 h sitzen wir im Cockpit windgeschützt in der Sonne. Mischa hat zum Einstand eine gute Flasche Sherry mitgebracht. Er - der Sherry, nicht der Mischa - wird geköpft und getrunken.
Schon bald wird es Zeit, das Essen vorzubereiten. Heute gibt es Gyros mit Tzaziki und Krautsalat. Alles kommt aus unserem örtlichen Feinkostladen mit den vier Buchstaben. Es ist schnell zubereitet und immer lecker.
Am Abend machen wir einen Spaziergang zum Strand von Workum. Unterwegs sehen wir auf der Wiese hunderte von Gänsen - ein tolles Bild. Am Strand nutzen einige Kitesurfer den starken auflandigen Wind und drehen ihre Pirouetten in der Luft.
Zurück auf dem Schiff gibt es noch ein gutes Glas Wein, den aktuellen Wetterbericht vom "Royal Meteorologischen Institut"  und dann ab in die Koje.

8.5.2017  - Montag


Um 10.00 h legen wir ab und den kurzen Weg bis raus aufs Ijsselmeer unter Motor. Hier setzen wir die Genua und nehmen zunächst Kurs 220°. Unser heutiges Ziel: Enkhuizen. Der gestrige Wetterbericht hatte Recht: es ist stark bewölkt, aber trocken und es weht sehr kalt mit 5-6 bft aus Nord. Da der Wind uns aber mehr oder weniger von achtern schiebt, kann man es aushalten. Um 12.00 h halsen wir auf Kurs 150°. So kreuzen und geigen wir vor dem Wind. Kurz vor dem Ziel funktionierte bei einem Crewmitglied die Koordination von Augen und Gleichgewichtsorgan nicht mehr optimal und es wurde sehr intensiv in das mehr oder weniger klare Wasser des Ijsselmeeres geschaut. Um 14.00 h erreichen wir aber wohlbehalten Enkhuizen. Kaum angelegt zeigt sich die Sonne. So können wir windgeschützt im Cockpit die warmen Strahlen genießen. Beim anschließenden Spaziergang durch Enkhuizen schauen wir beim Marine-Shop vorbei, ob es hier evtl. einen Ersatz für meinen ausgelaufenen Kompass in der Steuersäule gibt. Ich werde fündig, bin jedoch nicht sicher, ob der Ausschnitt in der Säule groß genug ist, um den neuen Kompass aufzunehmen. Ich muß erst nochmal genau messen, bevor ich hier zuschlage. Ausserdem möchte ich im Internet checken, ob der angebotene Preis den Anbietern in Deutschland standhalten kann. Kann er nicht! Ich bekomme das gleiche Produkt im Versand € 40,-- günstiger. Ja, ja, ich weiß - so machen wir den Einzelhandel kaputt. Aber € 40,-- Differenz sind mir dann doch ein bisschen viel. (Das gleiche Modell konnte ich dann in Ruhe zu Hause noch einmal 30 Euronen günstiger bestellen.) Aber nun weiß ich, daß das Modell in den vorhandenen Ausschnitt paßt.
Zum Abendessen brate ich Maultaschen mit Zwiebeln und Ei in der Pfanne an.
Beim Abendspaziergang versuchen wir noch einige schöne Winkel in Enkhuizen auf Zelluloid  - ach nein, das gibt's ja nicht mehr! - auf den Chip zu bannen.

9.5.2017 - Dienstag

Heute Morgen um 8.00 h sind es draußen  6°Cel. - brrrrrrrrrr! Aber die Sonne scheint! Um 9.00  h legen wir schon ab mit Kurs auf die Ostseite des Ijsselmeeres - nach Urk. Der Wind weht weiterhin aus Nord, jedoch nur mit 8 - 10 kn. Bei halbem bis raumen Wind kommen wir zunächst recht zügig voran. Je näher wir jedoch unserem Ziel kommen, umso mehr läßt der Wind nach. Bei 5 kn achterlichem Wind kommen wir nur noch mit 2 kn Speed voran. Das nutze ich und turne an Deck rum, um einige neue Kameraeinstellungen zu probieren während Mischa das Schiff auf Kurs hält.
Es zeigen sich auch schon die ersten Fliegen auf dem Schiff, und das bei der Kälte. Die Viecher werden wohl auch immer resistenter! Sonst traten sie nur im Sommer bei warmen Temperaturen auf.
Um 12.30 h legen wir an der Hauptkade in Urk an. Hier bietet die Häuserzeile guten Schutz vor dem kalten Nordwind. Nach einem kleinen Mittagssnack machen wir erstmal Siesta bevor wir zur Putz- und Flickstunde läuten. Micha nimmt sich der Sprayhood an und näht den Rand nach, ich versuche, die Fliegenleichen von Deck zu entfernen. Zur Verstärkung der Verbindung setze ich noch ein Takeling an der Endlosleine des Rollgroßes.
Abends gibt es Peter's Bratkartoffeln mit frischen nieuwe Haring (neue Matjes) mit Uie (Zwiebeln) und Gurkensalat. Ein Spaziergang rund um den Hafen und durch den idyllischen Ort zum Leuchtturm runden den kalten, aber herrlichen Tag ab. Zurück an Bord gibt es einen "kölschen Abend". Wir trinken KÖLSCH, hören und singen kölsche Lieder. Naja, ein professionelles Duett wird wohl nicht daraus. Aber einen Polizeieinsatz gibt es auch nicht! Unsere Stimmen sind wohl sehr verhalten. Es stört niemanden.

10.5.2017 - Mittwoch

Heute ist Sonntag. Nein, nicht wirklich. Aber auf der MILES & MORE. Warum? Zum Frühstück gibt es Rührei mit Zwiebeln, Speck und frischen Hollandse Garnalen (Nordeekrabben) auf Schwarzbrot. Na, das ist doch ein Sonntagsfrühstück! So sind wir gut gestärkt und bereit, uns neuen Herausforderungen zu stellen. Mal sehen, wie wir heute gefordert werden. Bisher hielten sich die Anforderungen ja noch in Grenzen. Wir sind sozusagen im STRESSLESS-Boot unterwegs. Um 9.30 h legen wir bei bedecktem Himmel ab und setzen Groß und Genua kurz nachdem wir den Hafen verlassen haben. Der Wind weht mit 3 bft aus NW. So können wir anfangs noch hoch am Wind parallel zum Windpark segeln. Je näher wir aber zur Ecke Rotterdamse Hoek kommen, umso mehr läßt der Wind nach und wir müssen unseren Jockel (Motor) um Hilfe bitten. Leider wird mein Wunsch, in der Lemmerbucht bei raumen Wind wieder segeln zu können nicht erfüllt. Stattdessen sucht uns eine neue Invasion von Fliegen heim und besetzen Deck, Heckspiegel und die ausgerollte Genua. Unglaublich bei dieser Witterung!
Um nach Lemmer reinzukommen nutzen wir die alte kleine Schleuse. Sie ist schöner, kleiner und für uns Freizeitskipper wesentlich einfacher zu passieren als die große Berufsschleuse zum Princess-Margriet-Kanal. Kaum liegen wir um 13.30 h in Lemmer am Stadtkai hat sich die Sonne wieder durchgeboxt. So haben wir es doch gerne. Bevor wir jedoch wieder ans Genießen denken, ruft die Pflicht. Das Deck muß gründlich geschrubbt und von den Fliegen befreit werden. Dann kommt der gemütliche Teil des Nachmittags: zum Kaffee gibt's ein lecker Stück Kuchen vom Beimer's. So läßt es sich aushalten! Was sage ich dazu? "Herr Doktor, ich spüre Linderung!"
Den anschließenden Spaziergang am Strand entlang kombinieren wir mit anschließendem Abendessen im Beachclub. Von einer großen Portion Spare-Ribs und frischem Bier vom Faß lassen wir uns gerne verwöhnen.
Zurück an Bord wird die Foto- und Filmausbeute des Tages begutachtet, dann geht's ab in die Koje.

11.5.2017  - Donnerstag

Mit der ersten Öffnung der Brücken verlassen wir um 9.00 h Lemmer über die Kanäle Richtung Heimathafen. Der Wind aus NE gestattet uns ein ruhiges Segeln nur mit der Genua. Nur für das Passieren der Brücken in Sloten und Woudsend müssen wir die Genua einrollen und den Motor kurz starten. Auf dem Heeger Meer und Fluessen segeln wir gemütlich Richtung Warns. Während Mischa steuert, demontiere ich unterwegs eine Relingsstütze. Sie hat zu Anfang der Saison ein wenig "ihre Form verloren" und muß wieder gerade gebogen werden. Dazu nehme ich sie mit nach Hause und übergebe sie dort vertrauensvoll dem Nachbarn, der sie wieder richten wird. Man muß nicht alles können. Hauptsache man kennt jemand, der es kann! Bei stahlend blauem Himmel fahren wir wieder in die Box an der Pyramide. Es wird Zeit, daß wir nach Hause kommen. Für den Nachmittag und Abend wurden aus Südwesten wieder heranziehende Regenfälle angesagt.

Wir hatten auf alle Fälle 5 herrliche Segeltage.

 Und hier der Film zum Text:

Montag, 1. Mai 2017

Dusche oder Schiff?

Warum kauft man sich ein Segelschiff?

Es ist die die teuerste Art, unbequem zu reisen!

Eine weniger zeitintensive Alternative ist auch, sich unter die Dusche zu stellen und Geldscheine zu zerreißen.


Aber der Reihe nach:

Freitag, 28.4.2017

Wir fahren am letzten Freitag im April zum Schiff, da ein langes Wochenende winkt - Montag ist 1. Mai und Feiertag. Zur Eingewöhnung dieses Jahr legen wir aber nicht sofort ab, sondern verbringen den Nachmittag im Hafen. Abends gehen wir in die Pyramide essen. Dort gibt es seit diesem Jahr eine neue Küche, die gilt es zu testen. Die Speisekarte ist nicht mehr so lang wie beim alten Wirt im letzten Jahr, aber es fehlt trotzdem an nichts. Es gibt Kip (Hähnchen), Varkenshaas (Schweinefilet), Visschotel (Fischplatte), Beefstuk (Rindersteak), Hamburger und wechselndes Tagesangebot - heute Spareribs, alles jeweils mit Pommes, Gemüse oder Salat und zu fairen Preisen.
Ulla ist mit Kipnuggets und Pommes zufrieden, ich schlage bei den Spareribs zu. Dazu ein paar Bierchen und schon ist der Magen wieder zufrieden gestellt. Es ist nasskalt, den Abendspaziegang sparen wir uns heute.
Zurück auf dem Schiff machen wir es uns gemütlich. Die Heizung macht es schnell wohlig warm. Es wird gelesen und Musik aus dem eigenen Repertoire gehört. Ich versuche, die neue ActionCam und deren WIFI-Verbindung zum Smartphone zu verstehen. Abschließend wird noch der Wetterbericht für den morgigen Tag gehört: sehr wenig Wind aus NW, wechselnd bewölkt, Sonntag Wind 6 bft. aus Ost, aber sonnig.

Samstag, 29.4.2017

Wir lassen es langsam angehen.  Am späten Vormittag starten wir Richtung Lemmer über die Kanäle. Da es keinen Wind gibt, müssen wir eh mit Motor fahren und dann ist es über Frieslands Kanäle wesentlich interessanter als übers Ijsselmeer zu motoren.

Ich hatte gestern Abend schon den Batteriemonitor ständig im Auge: obwohl die Batterien eigentlich am Landstrom voll geladen sein sollten, zeigte er immer noch ein ständiges Laden an. Auf meiner Stirn sieht der aufmerksame Beobachter große Fragezeichen.

Unter Motor geht es den Johan-Friso-Kanal Richtung NE. Im Heeger Meer kommt ein kleines Lüftchen auf und ich setze die Genua (Vorsegel).

Im Schiffskompass bemerke ich plötzlich, dass dieser seine Flüssigkeit verloren hat, wohin auch immer? Er funktioniert zwar noch und kreiselt so still vor sich hin aber so kann er nicht bleiben. Da muß wohl ein neuer her. Das darf doch nicht wahr sein! Jedes Jahr eine neue Baustelle -  MINDESTENS EINE Neue!

Wir können ca. eine Stunde segeln bis zum Abzweig nach Woudsend. Ab hier muß der Jockel wieder ran bis nach Lemmer.
Unterwegs bemerken wir im Salon einen leichten Geruch nach faulen Eiern im Salon - - Batterie??!!
An einer Verbraucherbatterie fühle ich eine zunehmende Wärme. Das gefällt mir ganz und garnicht.
Meine Stimmung schlägt um ins Negative weil das Negative wohl wieder ins Portemonnaie schlägt! Ich glaube, ich stelle micht zukünftig doch besser unter die Dusche und zerreisse die Geldscheine (falls noch welche übrig sind).

In Lemmer treffen wir Forumskollege Dirk. Den schickt der Himmel! Er ist Elektrik-Fachmann allererster Güte und misst mir die Batterie durch. Seine Expertise: Schrott! Sicherheitshalber bauen wir die Batterie aus und stellen sie draußen auf den Kai zum Abkühlen.

Ich versuche, die negativen Gedanken zu verdrängen und das alles als Normal abzuspeichern.
"Schiff oder Duschen?" Ich hatte mich vor 7 Jahren für's Schiff entschieden!
Ulla hilft mir dabei, indem sie ein köstliches Steak nach Balkan-Art zaubert.Wir sitzen windgeschützt im Cockpit und gniessen so lange wie möglich die Abendsonne. Danach kommt Dirk und Martin mit seiner Frau zu Besuch und wir klönen noch ein bischen, natürlich über's Segeln. Netter Abend!

In der folgenden Nacht wird unser Schlaf einige Male wie erwartet - es ist Samstag - unterbrochen als die Disco-Besucher gröhlend nach Hause gehen. Wenn ich wach bin kreisen meine Gedanken ständig um das Schiff, die Batterien, den Kompass........

Sonntag, 30.4.2017

Ein herrlich sonniger Morgen. Aber schon in der Stadt merkt man den zunehmenden Wind. Der Wetterbericht bestätigt für's Ijsselmeer Windstärke 5-6 aus Ost, aber sonnig! Wir entscheiden, in Lemmer zu bleiben und einen faulen Tag zu verbringen. Naja, nicht ganz so faul. Am späten
Vormittag machen wir einen ausgedehnten Spaziergang zum Strand und Deich. Den Nachmittag verbringen wir mehr oder weniger bewegungslos im Windschatten der Sprayhood und lassen uns eine rote Nase braten.
Nach dem Abendessen (gebratene Maultaschen mit Ei und Gurkensalat) vertreiben wir uns die Zeit bei einer Partie Rummy Cup.

Montag, 1.Mai 2017

Der gestrige Wetterbericht prophezeite für morgens starke Bewölkung und ab Mittag Dauerregen. Wir legen um 9.30 h ab, um so schnell und weit wie möglich trocken zurück Richtung Heimathafen zu kommen. Etwa auf halber Strecke kommt dann der Regen. Na endlich! Geht doch! Wie war das? Duschen oder Schiff? Jetzt habe ich beides! Wasser von oben, Wasser von unten - dazwischen das Schiff (für die Geldscheine zwei neue Batterien und ein neuer Kompass)! HURRA! Da kommt wieder Freude auf! - F R U S T !
An der Pyramide angekommen legen wir zunächst längsseits an, um die defekte Batterie an Land zu hieven. 47 kg lassen sich so besser bewegen als sie über den Bugkorb auf den Steg zu heben. Ausserdem kann ich hier schnell den grünen Lack am Rumpf wegpolieren. Da muß sich doch vorgestern auf der Fahrt nach Lemmer ein grüne Fahrwassertonne vor das Schiff geworfen haben !
Zurück in der Box gibt's noch ein bisschen Siesta bevor das Schiff wieder gesäubert wird. Wir wollen erst am späten Nachmittag  zurück nach Hause, um dem Wochenendverkehr aus dem Wege zu gehen.
Das hat auch gut geklappt! Um 21.30 h sind wir staufrei wieder zu Hause!

Und morgen werde ich überlegen, wie klein oder groß ich meine Geldscheine zerreiße!

Und ich weiß auch, daß der Frust nach zwei Tagen wieder vorbei ist und ich mich auf den nächsten Törn mit der MILES & MORE freue.


Hier die Bilder vom Wochenende: