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Samstag, 15. Juni 2019

Hoffnungsflotte 7.6 - 14.6.2019



Auch dieses Jahr nehmen wir wieder an der Hoffnungsflotte im Ijsselmeer teil. Diese einwöchige Segelfreizeit wird von dem Verein sunshine4kids organisiert und soll Kindern und Jugendlichen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, wieder ihre Lebensfreude wiedergeben. Weitere Informationen und Ziele des Vereins findet ihr auf der oben verlinkten Website.

Dieses Jahr besteht die Flotte aus 9 Eigner- und 5 Charter-Yachten und startet am 7.Juni in Lemmer und endet auch wieder eine Woche später am 14.Juni in Lemmer.

Freitag, 7.6.19

Ulla und ich haben heute nur eine kurze Anreise. Wir sind bereits gestern von Warns nach Woudsend gefahren, haben dort lecker Fisch gegessen (Ulla leider weniger) und dort übernachtet. So haben wir heute nur noch 2 h zu fahren und sind bereits gegen Mittag in Lemmer. Die Liegeplätze für die Boote sind bereits im Hafen Iselmar reserviert und Erich, ein freundlicher Stegnachbar nimmt unsere Leinen an. Im Laufe des Nachmittags erreichen so nach und nach auch alle andere Schiffe der Flotte den Hafen. Als Gaby, die Chefin des Vereins mit einem Anhänger voll Proviant ankommt, werden alle Skipper und Betreuer zusammengetrommelt , um die Lebensmittel auf 14 Schiffe zu verteilen. 30 Erwachsene und 34 Kinder sollen in der kommenden Woche weder verhungern noch verdursten. Und wie wir sehen, sind wir davon auch weit entfernt. Um ca. 18.00 h kommt auch unsere Crew an, ziemlich gestresst durch die lange Busfahrt mit vielen Staus (Pfingstverkehr). Wir haben wieder die beiden Geschwister Anna-Lena (bald 17) und Carolina (bald 14), die bereits letztes Jahr mit uns fuhren, sowie Anna's Freundin Jolina (bald 17) an Bord.
Bereits seit vorgestern beobachten wir alle die Wetterentwicklung und insbesondere die für den
morgigen Tag. So fällt denn auch bald die Entscheidung, daß wir auch morgen den ganzen Tag im Hafen bleiben. Wind aus SW mit 35 kn und Boen bis 40 kn sind vorhergesagt. Das sind bis zu 9 bft., die ein Auslaufen aus Sicherheitsgründen unmöglich machen.

Am Abend sind alle im nahen Hotel Iselmar auf der Bowling-Bahn eingeladen. Für das leibliche Wohl ist a

uch gesorgt. Es gibt Fingerfood - Pommes, Frikandel und Bitterballen. Die Kids haben einen Mordsspaß beim Bowlen und die Skipper und Betreuer haben sich viel zu erzählen, kennen sich doch alle noch von der Hoffnungsflotte aus letztem Jahr. Zwischendurch setzen sich Skipper und Betreuer zusammen und werden über den Ablauf der kommenden Woche unterrichtet.



Samstag, 8.6.2019

Am frühen Vormittag nimmt der Wind schnell zu und erreicht auch bald die angekündigte Stärke. Wie geplant - oder auch nicht geplant - bleiben alle Schiffe im Hafen. Für die Kids wird schnell eine Alternative angeboten: Schwimmen im nahegelegen Hallenbad oder Spaziergang in die Stadt.
Abendessen gibt es auf den jeweiligen Booten. Am Abend stellt das Hotel den Medienraum zur Verfügung. Hier zeigt Gaby für die Kids Kinofilme. Für die Erwachsenen läuft in der Hotelbar das Fussballspiel Deutschlend : Russland.

Sonntag, 9.6.2019




Nachdem ich aus der Koje gekrochen bin, gilt mein erster Blick dem Wetter. Der Wind weht mit 10-15 kn aus SW. Lockere Bewölkung ist angesagt. So steht dem heutigen Start nach Enkhuizen wohl nichts mehr entgegen. Gegen 10.30 h legen alle Boote ab und fahren zur nahegelegenen Prins-Margriet-Schleuse. Der lebhafte Berufsverkehr der Binnenschiffer läßt es nicht zu, daß alle 14 Schiffe zusammen ins Ijsselmeer geschleust werden. So dauert es schließlich bis kurz vor 12 h bis wir alle geschleust sind. Während andere noch ein Stück rausmotoren, um sich von dem nahegelegenen Naturschutzgebiet fernzuhalten,  setzen wir sofort die Segel und nehmen zwei Kreuzschläge in Kauf. Unser weiterer Kurs führt uns dann hoch am Wind Richtung Enkhuizen. Die letzte halbe Stunde nehmen wir den Motor zu Hilfe, um so direkt die Hafeneinfahrt zu erreichen. Dieses Jahr liegen wir alle zusammen dichtgedrängt in vier Päckchen im Binnenhafen. Die

KIA liegt bereits und wartet auf uns. Die Mädels der beiden Schiffe hatten sich verabredet und möchten in die Stadt zum Eis essen.


Heute wird an Bord gekocht: Ulla serviert Spiralnudeln mit Tomatensauce, verfeinert, mit Paprika, Zwiebeln und Speck. Der gesamten Besatzung schmeckt es hervorragend. Demnach sollte das Wetter morgen keine Wünsche übrig lassen. Kaum sind wir fertig und haben gespült, kommt von der benachbarten KIA die Hiobsbotschaft: "Das Klo ist verstopft, es läßt sich nicht abpumpen! Wer hat Ahnung? Wer kann helfen?" Das ist so ziemlich der Supergau auf einem Segelboot. Es gibt kaum einen größeren Schaden, auf den ein Skipper verzichten kann. Während 5 Leute bei uns im Cockpit sitzen, den Wein genießen und natürlich blöde Kommentare über diesen Schaden austauschen, steckt Skipper Arndt kopfüber und mit dunkelgrünem Gesicht auf seiner KIA, um das Malheur zu beseitigen. Ich denke nur: " Oh, oh, hoffentlich nehmen unsere Mädels sich das zu Herzen und denken immer daran, kein Klopapier in die Toilette zu werfen." Skipper Derk von der AVALON kommt schließlich zu Hilfe, nimmt die Übelkeit fachmännig auseinander und baut sie wieder zuammen. Anschließend wird der schlechte Geschmack in Mundhöhle und Atemwegen mit den Produkten höchster holländischer Braukunst beseitigt.


Montag, 10.6.2019

Ursprünglich sah der Plan vor, noch einen zweiten Tag in Enkhuizen zu verbringen und das Freilichtmuseum zu besuchen. Da wir aber bereits den Samstag aufgrund des schlechten Wetters in Lemmer festgehalten wurden, müssen wir heute weiter zu unserem nächsten Ziel: Makkum - am äußersten nördlichen Ende des Ijsselmeeres. Scheveningen Radio meldete gestern Abend um 23.00 h für das Ijsselmeer: Wind 4-5, in Boen 6 bft aus NE. Na super! Das bedeutet: die gesamte Strecke über 25 sm hart gegenan mit einigen Kreuzschlägen - bei dieser Windstärke sicherlich kein Vergnügen.
Von der Vereinsführung erhalten wir den Marschbefehl für 9.00 h da für 15.00 h in Makkum ein PR-Termin angesetzt ist. Kurz nach 9.00 h verläßt die gesamte Flotte den Hafen von Enkhuizen und nimmt Kurs auf Makkum. Kaum auf offener See, empfängt uns die ekelige Ijsselmeerwelle bei 16-18 kn Wind aus NE voll gegenan. Mit unserem kurzen Kiel können wir leider nicht so hoch am Wind segeln wie die anderen Kollegen. So Motoren wir erst eine knappe Stunde. Dann haben wir die Nase voll! Das Schiff stampft sich bei jeder Welle fest und wir kommen nur mit 3 - 3,5 kn Geschwindigkeit voran. Wir setzen die Segel. Das ist nicht nur komfortabler, da sich das Schiff wesentlich ruhiger durch die Wellen schiebt, sondern auch schneller mit 5-6 kn. Allerdings führt der dann mögliche Kurs am Wind uns nicht nach Makkum sondern ans Ostende des Abschlussdeiches. So segeln wir ca. 3 h auf backbord bis hoch kurz vor den Abschlussdeich. Hier fahren wir eine Wende und der neue Kurs bringt uns jetzt nach Hindeloopen. Wer sich auskennt: das liegt ca. 7 sm südlich von Makkum und ist heute bei der Windrichtung nur mit weiteren Wenden zu erreichen. Der Wind hat zwischenzeitlich zugelegt auf bis zu 26 kn (= 7  bft). Meine Mannschaft hält sich wacker. Sie liegt nebeneinander, übereinander verschlungen im Cockpit und döst vor sich hin. Mir als Ungeduld in Person platzt der Kragen und ich schimpfe laut in den heulenden Wind hinein. Caro bemerkt ganz richtig: "Ich glaube, Peter ist ein wenig gestresst!" Leider erwischt sie dann kurz vor Hindeloopen doch noch die Seekrankheit. Schade! Beinahe hätte sie es geschafft. Um die Mannschaft nicht weiter zu quälen, entschließen wir, auf weitere Wenden in stürmischer See zu verzichten und fahren in Workum durch die Schleuse in die Kanäle. Auf diesen Wegen erreichen wir dann kurz vor 19.00 h unser Tagesziel, den Hafen WSV Makkum. Den PR-Termin mit der Bürgermeisterin von Sprockhövel haben wir zwar verpasst, dafür sind wir aber alle wieder wohlauf und frohen Mutes. Alle anderen (bis auf Ole auf der MOMO) sind natürlich längst da und vom Grill gesättigt. Wir erreichen noch so gerade die letzte Wurst und für Ole und seine Crew wird noch eine Pizza besorgt. Nach dem Essen ziehe ich mich aufs Schiff zurück und genieße die Ruhe. Ich habe 10 h am Steuer gestanden und bin "stehend k.o".


Dienstag, 11.6.2019

Die gesamte Mannschaft der MILES & MORE bleibt bis 10.00 h im Bett. Erst dann kommt so langsam Leben ins Schiff. Wir geniessen den First-Class-Service der Sunshine-Organisation und können unsere Brötchen fürs Frühstück auf dem Steg abholen. Der weitere Tag steht zur freien Verfügung: einige Kids gehen trotz des widrigen Wetters zum Strand, andere spielen auf dem nahen Spielplatz und einige üben für ihre Vorstellung am letzten Abend für das Hoffnungsflottenfest.
Am frühen Abend werden die  auf den verschiedenen Schiffen gebunkerten Grillsachen zusammengesucht und der Grill wieder angeschmissen. Die einzelnen Crews haben Salate vorbereitet, die einen ungezügelten Appetit aufkommen lassen.


Mittwoch, 12.6.2019

Wir haben Zeit heute Vormittag, da wir für den kurzen Schlag nach Hindeloopen erst am frühen Nachmittag ablegen wollen. Die Sonne scheint und lädt ein zu einem Sprung ins kalte Nass. Für die Kids wird ein Schwimm-Board-Wettbewerb gestartet an dem auch so einige Skipper ihren Spaß haben (siehe Film). Dann legen wir doch früher ab als beabsichtigt. Der Wetterbericht prophezeit wieder zunehmenden Wind im Laufe des Nachmittags, weiterhin aus Nordost was den raumen Kurs oder Vorwindkurs doch wesentlich angenehmer werden läßt als unser Törn zwei Tage zuvor von Enkhuizen nach Makkum.
Nur mit Genua segeln wir gemütlich die 7 sm nach Hindeloopen und lassen uns von einigen anderen Crews unter Vollzeug überholen. In Hindeloopen werden wir von einer kräftigen Regenschauer empfangen. Der Hafenmeister weist jedem ankommenden Schiff seinen Liegeplatz zu. Am Abend ist die gesamte Flotte im Hafenrestaurant zum Abendessen eingeladen. Danach zeige ich Inma von der OH LA LA den Ort. Sie ist die Frau von Skipper Hans, Spanierin und  sie leben und arbeiteen in Brüssel. Da sie kein deutsch spricht startet die Unterhaltung zunächst in Englisch. Als ich ihr meine Vorliebe zur französischen Sprache verrate, wechseln wir kurzerhand ins Französische. Es ist recht amüsant: Vokabeln, die mir in Französisch fehlen, habe ich in Englisch und umgekehrt. Inma: vielen Dank für deine amüsante Begleitung.



Donnerstag, 13.6.2019

Auch heute weiterhin Wind aus SE mit 5-6 bft. Die Schiffe, die aufgrund ihres Tiefgangs nicht im nahen Workum binnen durch die Kanäle fahren können, müssen zwangsläufig bei Wind gegenan nach Stavoren und dort durch die Schleuse in den Johan-Friso-Kanal. Aber wir und die meisten anderen gehen in Workum durch die Schleuse nach binnen. Hinter Workum können wir sogar mit der Genua bis Heeg segeln. Von dort geht's weiter unter Motor vorbei an Woudsend und Sloten nach Lemmer. Hier haben wir den gleichen Liegeplatz wie letztes Wochenende. 
Kaum angekommen, müssen die Crews sich auch schon wieder auf das Abschlussfest vorbereiten. Der Wettergott steht uns bei und lässt ein schönes Hoffnungsflottenfest gelingen. Die einzelnen Crews geben ihre Vorstellungen, die sie im Laufe der Woche immer wieder geübt haben, zum Besten. Danach geben Brummbär Stefan und Lutz wieder ihr Bestes am Grill. Die Damen der einzelnen Crews steuern ihre Salate bei und auch der Durst kann an diesem Abend ausreichend gestillt werden. Für die Stimmung gibt es Lifemusik vom Feinsten. Hier muß ich mich leider frühzeitig verabschieden, da meine Ohren diese Strapazen gar nicht akzeptieren wollen.


Freitag, 14.6.19

Der heutige Tag steht schon wieder im Zeichen des Abschieds. Aber vorher können wir wieder gemeinsam das reichhaltige Frühstücksbüffet im Hotel Iselmar genießen. Hier fehlt es wirklich an nichts. Dieses Hotel können wir wirklich weiter empfehlen. Nach dem Frühstück treffen sich alle auf dem Parkplatz. Ein emotionsgeladener Abschied kommt. Als aus der Musikbox dann auch der Titel der diesjährigen Flotte spielt "Martin wollte Maler werden..." haben Groß und Klein ein bisschen mehr oder weniger Pipi in den Augen.
Eine tolle erlebnisreiche Woche geht zu Ende und alle freuen sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
Ob es auch bei uns klappt steht noch in den Sternen. Ich habe bereits Pläne, im Frühjahr 2020 nochmal mit der MILES & MORE nach Schweden zu fahren und dann die Westschären zu besuchen.

Schau'n mer mal!


Was Gaby in dieser Woche wieder auf die Beine gestellt hat und die Kids, die Skipper und Betreuer erlebt haben, zeigt euch mit einem Klick 

                                      der Film der diesjährigen Hoffnungsflotte