Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 23. Juni 2017

Texel mit dem Rentnerbike erkunden

17.6.2017  Samstag

Nachdem wir um 12.00 h in Warns angekommen sind, wird erstmal in Ruhe eine Tasse Kaffee getrunken. Dann legen wir ab und passieren die Schleuse raus aufs Ijsselmeer. Der Wind bläst aus NW. So erreichen wir mit einem Am-Wind-Kurs bei 2-3 bft. recht komfortabel Medemblik auf der gegenüberliegenden Seite - herrliches Segeln bei Sonnenschein. Die nächstenTage kann es so weitergehen.
Unser Ziel für diesen Urlaub ist die Nordseeinsel Texel. Wenn das Wetter hält was die Vorhersage verspricht, wollen wir uns dort Räder leihen und die Insel erkunden.

Um 16.30 h legen wir in Medemblik im Pekelharinghafen längsseits am Steg an. Beim Anlegerbier geniessen wir die Ruhe im Hafen. Ich habe aber auch noch etwas zu tun: die Schraubenlöcher des alten Kompass muß ich noch zuschmieren.
Das Abendessen wird im Sonnenschein im Cockpit serviert: Käsespätzle mit Salat. Dazu einen gut gekühlten Rosé aus dem Languedoc. Danach ein kleiner Spaziergang durch den nahegelegenen, sehr schön angelegten Park und den Mini-Zoo immer wieder lohnenswert.



18.6.2017 Sonntag

Blauer Himmel, kein Wind, spiegelglattes Ijsselmeer. Wir müssen bis zur Stevensluis in Den Oever zwei Stunden motoren. Der Autopilot nimmt mir das Steuern ab.Wir können im Cockpit relaxen, aber nicht ohne den Ausguck zu vergessen. An der großen Schleuse zum Wattenmeer sind die Tore bereits
offen, wir werden ohne Wartezeit geschleust. Auf der anderen Seite legen wir erstmal an und machen Mittagspause um in Ruhe etwas zu essen. Ausserdem steht die Tide noch gegen uns. Dann ist eh nur ein langsames Fortkommen Richtung Texel.
Nach einer Stunde fahren wir dann weiter durch das Wattfahrwasser Richtung Texel. Leider gibt es immer noch kein Wind - also weiter motoren. Wir folgen zwei holländischen Seglern. Sie nehmen zunächst Kurs auf die Abkürzung über den Bollen, drehen dann aber im letzten Moment ab und bleiben im Hauptfahrwasser Gat van der Stier. Das muß einen Grund haben. Wir folgen ihnen weiter - sicher ist sicher, obwohl Hochwasser ist. Weiter hinter uns ist noch ein Segler gefolgt, der jetzt ebenfalls die Abkürzung einschlägt. Mmmmh.... hätte ich vielleicht doch auch diesen Weg nehmen können? Aber wir folgen weiter dem Gat van der Stier. Kurze Zeit später beobachte ich durchs Fernglas, daß der andere Segler wieder abrupt umdreht und ebenfalls dem Hauptfahrwasser folgt. Also wohl doch alles richtig gemacht!
Um 16.30 h legen wir im Seglerhafen in Oudeschild an. Wir haben einen herrlichen Platz in der ersten Reihe. Hier ist die Sicht aus dem Cockpit etwas offener als mittendrin an den Stegen wo man nur den Mastenwald sieht. Hier wollen wir für die nächsten 4 Tage bleiben und die Insel per Fietses (Fahrrad) erkunden.


19.6.2017  Montag

Direkt am Hafen mieten wir uns für drei Tage Rentnerbikes, das sind Fahrräder mit eingebautem Rückenwind = E-Bikes! Die Sonne brennt vom Himmel und ein leichter Fahrtwind beim gemütlichen Radeln tut gut um die Ohren. Unser heutiges Ziel ist das Ecomare, die Seehund-Aufzuchtstation auf der anderen Seite der Insel. Hier gibt es nicht nur Seehunde, Robben und Schweinswale in ihren Becken zu sehen, sondern auch die kleinen, erst kürzlich gefundenen und wieder aufgepeppelten Heuler. Ausserdem gibt es eine interessante Ausstellung über die Lebewesen in der Nordsee. Ein rundum interessantes Gelände, wo man einige Zeit verbringen kann.
Vom Ecomare ist es nicht mehr weit zum breiten, weißen Sandstrand. Hier bleiben wir ca. 1 Stunde und genießen die gute Luft. Die dumpfe Geräuschkulisse der Wellen und des Windes lassen mich augenblicklich ins Reich der Träume gleiten. Nicht lange. Die Sonne treibt mich wieder hoch und schickt mich in die erfrischende Nordsee. Aber das Badevergnügen wird ein wenig getrübt. Sehr viele kleine Quallen schwimmen um meine Beine. Also wieder raus aus den Fluten.

Die Sonne und die Nordsee-Luft sorgen in der Nacht für einen tiefen Schlaf.

20.6.2017  Dienstag

Nach dem Frühstück starten wir mit unseren Rentnerbikes Richtung Ostspitze zum Leuchtturm Eierland. Nun lernen wir die Vorzüge der E-bikes kennen. Dank der Unterstützung aus dem Akku kommen wir auch gegen die 5-6 bft. aus Nordwest mühelos gegenan. Ohne diesen "Rückenwind" würden wir schon bald aufgeben und den Rückzug antreten. Aber so erreichen wir unser Ziel mit einigen Fotostops nach gut 1,5 Std. Eine Tasse Kaffee stärkt uns für den Rückweg. Nun haben wir auch den wahren Wind im Rücken und fahren mühelos einen wunderschön angelegten Radweg durch die Dünenlandschaft nach De Koog. Dieser Ort ist für den Ruhe liebenden Urlauber sicher nicht gemacht. Ein Restaurant reiht sich an das andere, nur unterbrochen durch 08/15 Schnellbistros und Souvenir-Shops. Dieser Ort hat seine Attraktivität sicher nur durch den nahe gelegenen Sandstrand. Und abends boxt hier sicher der Bär!
In einer Fischbude stärken wir uns mit Kibbeling und einem Matjes mit Zwiebeln im süßen Brötchen. Dann steigen wir wieder auf unsere E-Drahtesel und folgen den Wegweisern durch Texels Felder über den Hauptort Den Burgh zurück zum Hafen. Mit den letzten Tropfen "Wind" im Akku erreichen wir so gerade wieder die stromspendende Steckdose um unseren Eseln wieder "Energie" zu geben für den neuen Tag.


21.6.2017  Mittwoch

Heute starten wir zum Westteil der Insel. Zunächst fahren wir auf der Wasserseite des Deiches am Watt entlang zur Fähranlegestelle. Hier kommen die Urlauber mit großen Fähren im Halbstunden-Takt aus Den Helder an. Leider ist Texel nicht autofrei. Dadurch ist bestimmt in den Ferienmonaten Juli und August ein sehr reger Autoverkehr zu verzeichnen. Aber wie fast überall in Holland auf dem Land üblich sind für die "Fietses" separate Wege angelegt.


Wir folgen weiter den Wegweisern in den kleinen Ort Den Hoorn. Hier entdecken wir ein kleines gemütliches, sehr liebevoll innen und aussen dekoriertes Café "Inn de Knip".

Der Vorgarten ist schon mit vielen Blumen und allerlei Krimskrams geschmückt. Und beim Gang zur Toilette entdecken wir einen wahren Trödelladen. Als Snack probiere ich einen Toast mit warmen "Geitenkas" (Ziegenkäse) mit Honig - sehr sehr lecker!
Dann geht's weiter durch die Felder und Dünen zum Nordseestrand. Das Bad in der See erweist sich wie vorgestern wieder als Hindernislauf. Ich muß immer wieder den vielen Quallen ausweichen.
Eine Std. am Strand reicht uns wieder und so brechen wir auf nach de Burgh. Ulla muß mal wieder shoppen während ich ein Glas Wein am zentralen Punkt der Fußgängerzone genieße.  Hier gibt es viel zu sehen, es wird nicht langweilig.
Zurück am Hafen geben wir die Räder wieder ab. Es war schön, mit diesen Rentnerbikes unterwegs zu sein. Damit konnten wir unsere Ausflüge richtig genießen. Die Fahrten über die Insel regten alle Sinne an: in der Nase die Düfte von Wattenmeer, Felder, Blumen. Fürs Auge die Weite des Meeres und die abwechslungsreiche Landschaft, für die Ohren die vielen Vogelstimmen und das Rauschen des Meeres, die Salzluft auf der Zunge und Sonne und Wind für die Haut - einfach wunderschön!

Am Abend schlendern wir noch etwas durch den Stadt- und Fischerhafen. Hier haben bereits mehrere Windjammer festgemacht. Im nahen Den Helder findet ab Morgen bis Sonntag die DEN HELDER SAIL statt, ein Event zu dem viele holländische und ausländische Windjammer eingeladen sind.

22.6.2017  Donnerstag

Heute werden wir die schöne Insel Texel wieder verlassen. Der Wetterbericht kündet für heute Nachmittag 6 bft. an mit Gewitter. Da wollen wir vorher noch das Ijsselmeer wieder erreichen. Um 13.15 h ist in Oudeschild Ebbe, d.h. mit dem dann einsetzenden Flutstrom können wir ruckzuck die Schleuse in Den Oever erreichen.
Am Vormittag bereiten wir gemütlich das Schiff vor. Als ich um 11.30 h nochmal das Wetter checke und das Wetterradar aufrufe zieht bereits eine Gewitterfront von Westen heran. Das wird mir zu ungemütlich. Wir legen bereits um 12.00 h ab, auch wenn wir noch gut eine Stunde die Ebbströmung gegen uns haben. Um nicht auf eine Untiefe aufzulaufen, fahren wir aus dem Texelstrom einen großen Bogen ins Gat van der Stier. So können wir auch noch sieben auf Reede liegende Windjammer aus der Nähe sehen. Diese werden dann sicher später nacheinander in den Hafen von Den Helder einlaufen. Leider macht das Wellenbild Wind gegen Strömung ein Filmen unmöglich.

Unterwegs kippt dann der entgegenkommende Ebbstrom um in den mitlaufenden Flutstrom. Das gibt uns zusätzlichen Speed, der Plotter zeigt eine Geschwindigkeit von 8,4 kn über Grund während die Logge 6,1 kn durchs Wasser angibt. Der Flutstrom schiebt uns also mit 2,3 kn der Schleuse entgegen. Hier müssen wir 20 Minuten warten bis sich Brücke und Schleuse öffnen. Ein Binnenschiff, ein großes Plattbodenschiff und 7 Segelyachten passen in die Schleusenkammer. Nach dem Schleusenvorgang verlassen wir schleunigst die Kammer, um den nahen Hafen in Den Oever zu erreichen. Es hat bereits angefangen zu regnen und ein erstes Donnergrollen ist auch schon zu hören. Gerade als wir fest sind kracht es gewaltig über uns doch das Gewitter zieht schnell über uns hinweg. Zwei Stunden können wir nun noch relaxen und freuen uns auf ein leckeres Essen beim "Dikken Bries".

23.6.2017  Freitag

Der Wetterbericht kündigt für Morgen, Samstag, den ganzen Tag Regen an. Also ziehen wir es vor, bereits heute Richtung Heimathafen Warns zu segeln, um dann morgen nach Hause zu fahren. Dort soll das Wetter fürs Wochenende schöner sein.
Wir verlassen den Hafen Den Oever und setzen sofort die Genua.  Der Himmel ist bedeckt und sieht nicht sehr freundlich aus. Je näher wir Stavoren kommen, umso mehr legt der Wind zu. Bei achterlichem Wind erreichen wir bereits nach zwei Stunden die Schleuse Stavoren. Nachdem die Schleuse ohne Aufenthalt passiert ist, setzen wir für das letzte Stück durch den Johan-Friso-Kanal nochmal die Genua. Den Nachmittag nutze ich, um die Sprayhood zu reinigen und neu zu imprägnieren. Ob es hilft....? Wir werden sehen! Der Windanzeiger zeigt jetzt 28-30 kn Wind an. Uns kümmert es nicht mehr - wir liegen fest im geschützten Hafen.

Insgesamt haben wir 77 sm zurückgelegt, davon 8,1 h unter Motor.

Es war eine rundum schöne und gelungene Woche. Das haben wir nicht nur dem traumhaften Wetter zu verdanken, sondern auch er schönen Insel Texel und natürlich - nicht zu vergessen - den erholsamen Rentnerbikes.


Den Film zu unserem Törn seht ihr hier: