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Sonntag, 11. Januar 2015

Ostseetörn 2015 - Planung und Vorbereitung


Vorbereitung

Bereits seit 3 Jahren spukt der Gedanke in meinem Kopf: einmal eine größere Tour mit der M&M machen. Aber was ist eine größere Tour? 4 Wochen, 8 Wochen, eine ganze Sommersaison, d.h. 6 Monate?
Nicht nur über die Dauer machte ich mir Gedanken, damit einher ging es auch gleichzeitig um das WOHIN. Reizvoll wäre es natürlich, mal eine Saison im Mittelmeer zu verbringen, Spanien, Balearen, Sardinien, Griechenland, Ionische Inseln, Kroatien – immer Sonnenschein – immer warm – das tolle Flair in den kleinen Häfen, am Kai anlegen und sofort in das Café fallen und ein frisches kühles Bier trinken….ein ganz neues Lebensgefühl! Die Eindrücke aus vielen Chartertörns werden wieder lebendig. Nein, so gut das hier klingt, dieser Gedanke verflüchtigte sich recht schnell wieder. Bei der Gegenüberstellung der Pro und Contras gewannen die Contras sehr schnell die Überhand: Vielleicht zu große Hitze? Leidet das Schiff zu stark unter der starken Sonneneinstrahlung? Insbesondere die Segel? Zu weit weg von zu Hause! Das ist nur mit Flug zu erreichen, zu umständlich!
Nächste Möglichkeit: rund England? Sicherlich auch sehr reizvoll, aber auch sehr sehr anspruchsvoll. Längere Etappen über die Nordsee und die Irische See sowie die dortige Abhängigkeit der Gezeiten fordern sicher ein Höchstmaß an Vorbereitung. Auch muss ich davon ausgehen, dass ich nicht immer eine Crew an Bord haben würde, ich also auch alleine, als sogenannter Einhandsegler, zurechtkommen müsste. Nein! Für dieses Revier war ich noch nicht „reif“, hatte noch nicht genug Erfahrung oder vielleicht auch nicht den entsprechenden Mut.
Dann gibt es da noch die Ostsee. Dieses Revier wäre relativ schnell zu erreichen. Die Seeetappen sind nicht so anspruchsvoll wie in der Nordsee und vor allen Dingen auch nicht so lang. Jeden Tag kann man einen neuen Hafen erreichen. Auch hier locken lohnende Ziele: dänische Südsee, Küste von Meck.-Pomm., die baltischen Staaten, Bornholm und nicht zuletzt Schweden mit seinen Schärengärten und natürlich der Götakanal. Zugegeben, hier ist es nicht so warm wie im Mittelmeer, das Wetter wird sicher nicht so schön sein wie im Süden. Aber ich bin ja ein Engel und wenn Engel reisen……..
So brachte ich damals leise meine Gedanken zu Hause an. Oje, Oje! Damit stieß ich auf keine große Gegenliebe, um nicht zu sagen, auf gar keine Liebe und nicht im Ansatz auf eine Zustimmung. Also entschloss ich, diesen Gedanken zwar nicht zu begraben, ihn aber in eine der letzten Ecken im Hinterstübchen abzulegen. Soweit, sogut! Die Monate vergingen, eine über die andere Segelsaison auch. Nur mein Gedanke vom großen Törn trat immer mal wieder vorsichtig aus dem Hinterstübchen hervor und kreiste in der „vorderen“ Gedächtnishälfte. Kurzum, er ließ mich nicht wirklich los. Immer wieder las ich die Informationen und Törnberichte über dieses Revier in verschiedenen Segelforen und Internet-Seiten. Auch verschlang ich alle Bücher von Seglern, die dieses Revier per Segelboot erkundeten. Immer wieder sprach ich zu Hause begeistert über das Gelesene und zeigte auch die Fotos, die veröffentlicht wurden.
Als der lang erwartet (Früh-)Ruhestand dann endlich Ende 2012 kam, ließen mich die Gedanken über solch ein Vorhaben gar nicht mehr los und verfestigten sich. Im Sommer 2014 konkretisierte sich dann das Ziel: Ostsee mit Ziel Götakanal. So nach und nach brachte ich immer mehr Informationen über dieses Ziel und natürlich seine Vorzüge an, gestreng nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Da meine bessere Hälfte sehr Frieslands Kanäle liebt und zu lange Tagesetappen nicht mag erklärt ich ihr die mögliche Route. So langsam wurden die Widerstände geringer. Da sie jedoch noch in „Lohn und Brot“ steht, würde ich einige Wochen ohne sie unterwegs sein. Dieses Problem galt es dann noch zu lösen. Ich suchte nach einem Törnverlauf, der nicht die gesamte Saison in Anspruch nahm und bei dem ich auch bei Bedarf mal schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause kommen konnte, wenn Not am Mann war. Außerdem sollten attraktive Ziele auch für meinen Schatz am Wegesrand liegen. Diese sollten in jedem Fall Schwedens Schären, der Götakanal und Bornholm sein. Aber wie sollte ich diese Ziele in den Törn einarbeiten, wo sie nur 6 Wochen Urlaub zur Verfügung hatte? Es sollte ein Rundtörn sein, an dem ich am Ende wieder im Heimathafen in den Niederlanden sein wollte. Auch sollten maximal 3 Monate für mich zur Verfügung stehen. Mehr würde ich bei meiner Regierung nicht durchsetzen können. Die baltischen Staaten, Finnlands Südküste und die Aland-Inseln muste ich fallenlassen. Ich wollte auch nicht hetzen und um alles in der Welt Meilen machen. Also setzte ich mich im Herbst 2014 hin und begann mit der detaillierteren Planung der möglichen Tagesetappen.
Ende April/Anfang Mai 2015 soll es losgehen. Vorher zu starten bringt nichts. Erstens ist es dann noch zu kalt und zweitens haben viele Häfen in der Ostsee noch nicht geöffnet, das heißt es steht noch keine Strom zur Verfügung, Frischwasser kann man nicht nachtanken und auch Toiletten und Duschen sind noch nicht geöffnet.
Spätestens Anfang August will ich wieder zurück in Holland sein. Um auch den Unbillen des Wetters Rechnung zu tragen oder mir mal einen Tag zur Erholung zu können oder Zeit für eine Landerkundung zu haben, möchte ich auch ausreichend Hafentage einplanen. So entstand dann folgende Route:
Ab Ausgangshafen Warns in Friesland soll es raus ins Wattenmeer über Vlieland und Norderney evtl. nach Helgoland oder direkt nach Cuxhaven. Von hier in die Elbe nach Brunsbüttel durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel. Dann weiter über Fehmarn, Rostock, Stralsund nach Rügen. Alternativ ab Kiel durch die dänische Südsee über Rostock, Stralsund nach Rügen. Von Rügen dann über Bornholm, den Erbseninseln nach Südschweden in die Hanöbucht, weiter die Ostküste Schwedens hoch bis zum Eingang des Götakanals nach Mem. Der Göta- und Trollhätankanal führt mich dann quer durch Schweden bis Göteborg. Hier ist dann schon wieder an den Heimweg zu denken. Der soll dann die schwed. Westküste runter nach Kopenhagen, vielleicht ein paar Abstecher in der  dän. Südsee weiter nach Kiel. Von hier aus wieder den gleichen Weg zurück nach Holland – durch den Nord-Ostseekanal nach Cuxhaven. Von hier weiter über Norderney und Vlieland zurück ins Ijsselmeer.

Ca. 90 Tage sind angesetzt an denen insgesamt ca. 2000 Seemeilen zurückgelegt werden. 20 Tage "Puffer" habe ich in den Plan eingebaut. Mit diesen Hafentagen möchte ich gfs. schlechtes Wetter, Ausruhen, Reparaturen oder Sightseeing berücksichtigen.

Weitere Ausrüstung

Auch die Ausrüstung des Schiffes will wohl überlegt sein: Was brauchen wir im und am Schiff, um den geplanten Törn erfolgreich durchzuführen? Aus dem sehr informativen Segelforum studiere ich schon längere Zeit die Ausführungen der Seglerkollegen aus der Ostsee. Diese geben auch viele Einblicke in ihre Törnbeschreibungen. Schnell wird mir klar, dass ich noch folgende Ausrüstung für das geplante Revier benötige:
Ein Dinghi, um beim Ankern in den Schären auch mal an Land rudern zu können. Ein Aussenbordmotor muss nicht unbedingt sein, wenn man zwei gesunde Arme hat.
Ein geeigneter Heckanker den ich in den Schären legen kann, um dann mit dem Bug des Schiffes bis an die Felskante zu fahren. Dazu gehört ebenfalls eine ausreichend dimensionierte Ankerleine.
Um über die Spitze des Schiffes an Land zu können, sollte ich auch eine Art Leiter oder Tritt haben, die ich vorne anhängen kann.
Die Seemannschaft gebietet es, dass das Schiff die entsprechende Flagge unter der rechten Saling trägt von dem Land welches gerade befahren wird – also muss ich eine Flagge von Dänemark und von Schweden mitführen.
Da eine flächendeckende Versorgung des von mir genutzten Gasflaschen-Typs in Dänemark und Schweden nicht immer gewährleistet ist, benötige ich auch noch eine zusätzliche Flasche. Damit – so hoffe ich – werde ich dann wohl meinen Aufenthalt in den genannten Ländern mit dem Gasvorrat bewältigen können.

Karten

Unverzichtbar für einen solchen Törn sind möglichst aktuelle Seekarten an Bord zu haben. Diese müssen unbedingt als Papierkarte vorhanden sein. Für eine bequeme Navigation am Steuerstand dienen dann elektronische Karten für den Plotter (ähnlich einem Navigationsgerät fürs Auto). Hierfür sind auch nochmal mehrere hundert Euro ins Budget einzuplanen, sind aber zur Sicherheit für Schiff und Besatzung unabdingbar. Mit viel Glück sind die Papierkarten auch gebraucht von einem Seglerkollegen mit Preisabschlag zu bekommen. Weitere nützliche Informationen, gerade auch in der Vorbereitung, kann ich aus Revierführern entnehmen.

Mitsegler

Ob ich Mitsegler mitnehmen möchte oder nicht, ist nicht so ganz einfach zu entscheiden. Auf dem Ijsselmeer bin ich bereits mehrere Etappen alleine gesegelt. Das war auch immer nur bei moderatem Wetter und kurzen Tagestörns von max. 30 sm. Auch das An- und Ablegen in die Box oder längsseits am Kai funktionierte immer reibungslos, aber es war auch nie viel Wind oder besser gesagt nie zu viel Wind. Bei dem von mir hier geplanten Törn sind einige längere Tagestörns über die Nordsee und auch über die Ostsee zu absolvieren. Und diese Etappen möchte ich doch in Begleitung segeln. Das gibt mehr Sicherheit, andererseits aber auch mehr Verantwortung für die Mitsegler.
So gerne wie ich Gäste an Bord habe, so gerne bin ich auch alleine. So hat alles seine Vor- und Nachteile.
Als ich mein Vorhabe letztes Jahr bei dem Seglerkollegen Ebi erwähne, ist der sofort Feuer und Flamme und möchte Näheres wissen, sobald meine Pläne konkretisiert sind. Ebi ist seit Ende Januar ebenfalls „Freizeitoptimierer“, d.h. in seinem wohlverdienten Ruhestand und hat somit auch Zeit genug längere Törns zu planen. Als ich ihm meine Startzeit und den Verlauf des Törns mitteile, sagt er zu, mich auf der ersten Etappe ab Ijsselmeer bis nach Kiel zu bergleiten. Super! Ich freue mich. Ebi hat auch ein Segelboot von ca. 10 m Länge, und ist – im Gegensatz zu mir – sehr praktisch veranlagt. Auch liegen wir beide von der Mentalität auf einer Wellenlänge. Soviel ich weiß, ist auch Ebi noch nicht aus dem Ijssel-und Wattenmeergebiet rausgekommen und möchte ebenfalls Erfahrung auf einer längeren Etappe sammeln.
Im Fitness-Club meines Heimatortes komme ich ins Gespräch mit Axel, der ebenfalls Segler ist und mit seinem Boot schon alleine die norwegische Küste bis zu den Lofoten besegelt hat. Er bietet mir an, seine Revierführer für Nord- und Ostsee leihweise für den Törn zu überlassen. Auch ihm biete ich an, mich auf einem Teilstück des Törns zu begleiten, was er gerne annimmt. Er würde ebenfalls ab Ijsselmeer das Stück über die Nordsee bis nach Cuxhaven oder Rendsburg mitfahren. Das kann nicht schaden mit seiner Erfahrung in Tidengewässer.
Meine bessere Hälfte Ulla hat auch bereits die Urlaubsmöglichkeiten mit ihren Kollegen im Büro geklärt. Sie wird mich ab Fronleichnam bis Pfingsten 10 Tage begleiten. Das wird dann ab Kiel entlang der Meck.-Pom.- Küste bis voraussichtlich Rügen sein. Außerdem wird sie dann Ende Juni in Schweden zusteigen und mich auf dem Götakanal bis Göteborg begleiten.

Proviant

Wenn feststeht, wieviel und wer mich begleitet, gilt die nächste Überlegung dem mitzuführenden Proviant. Das soll nicht heißen, dass bereits vor dem Start das Schiff komplett mit Proviant für drei Monate ausgerüstet werden soll, aber ein gewisser Grundvorrat, in fester und flüssiger Form, soll doch auf dem Schiff vorhanden sein. Zusammen mit den Mitseglern muss dann überlegt werden, welche Vorlieben der Einzelne hat. Das soll dann beim Einkauf auch berücksichtigt werden.

Medikamente

Auch an einen gewissen Grundstock von Medikamenten soll gedacht werden. Eine Erste-Hilfe-Ausrüstung ist natürlich an Bord. Dazu sollen aber auch noch Mittel gegen übliche Wehwehchen vorhanden sein, z.B. gegen Husten, Schnupfen, jegliche Art von Schmerzen, innerlich oder äußerlich zugetragen. Auch ein Antibiotika, für alle Fälle, sollte an Bord sein – nicht zu vergessen Sonnencreme und etwas gegen Mückenstiche.