Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 24. September 2016

Kurzurlaub auf Vlieland

17.9.2016  Samstag   Warns - Makkum   22 sm

Gestern Mittag sind wir in Warns angekommen und haben uns erstmal einen gemütlichen Nachmittag im Hafen gemacht. Am Abend haben wir gut in der Pyramide gegessen und natürlich auch ein bisschen getrunken.. Im Hafen ist nicht viel los; dementsprechend ist es auch in der Pyramide nicht sehr voll, das Essen aber wie immer sehr gut.

Heute, Samstag, sind wir für unsere Verhältnisse schon früh auf den Beinen und legen auch schon um 9.30 h ab.  Der Himmel ist noch bedeckt, aber im Nordosten werden schon erste blaue Flecken sichtbar. Um 10.00 h ist die Schleuse in Stavoren raus aufs Ijsselmeer passiert und wir setzen die Segel. Der Wind kommt aus Ost mit ca 2 Stärken, also gaaanz gemütlich Richtung Norden. Es geht vorbei an einem Regattafeld der Skutjes, der friesischen Plattbodenschiffen. Heute wollen wir nur bis Makkum. Da nutze ich die Zeit, um noch einen Abstecher zur Tankstelle nach Workum zu machen. Hier gibt es GTL-Diesel, ein neuartiger Diesel-Kraftstoff, der angeblich sparsamer im Verbrauch, laufruhiger und - das Wichtigste - die Dieselpest im Tank verhindern soll. Das sind Rückstände/Schlamm, der im schlimmsten Fall dann die Dieselleitung zum Motor verstopfen kann und die Crew somit zu ausserordentlichen sportlichen Aktivitäten überredet, nämlich rudern (falls kein Wind weht).
Nachdem auch diese Bedürfnisse befriedigt sind geht es weiter nach Makkum. Groß und Genua sind gesetzt und der Ostwind beschert uns einen "halben Wind" im Sonnenschein. Kurz vor Makkum sehe ich an backbord eine Segelyacht mit Decksalon. Durch das Fernglas erkenne ich, dass es die Rümhart ist, ein Kollege aus dem Segelforum, der ebenfalls in Warns aber in einem anderen Hafen liegt. Über Funk rufe ich ihn an. Auch er ist auf dem Weg nach Vlieland und übernachtet heute ebenfalls in Makkum. So machen wir einen kurzen Halt längsseits an der Rümhart im Kanal von Makkum und halten einen kurzen Schnack über die Reling bevor wir weiter durch in den Stadthafen fahren. Um 15.00 h sind wir fest und bereit für einen gemütlichen Nachmittag im Cockpit. Während Ulla liest beobachte und fotografiere ich das Federvieh am Ufer und im Wasser.

18.9.2016   Sonntag   Makkum - Vlieland   30 sm

Für den Weg nach Vlieland geht es durch das Wattenmeer, was abhängig ist von Ebbe und Flut. Um die damit verbundene Strömung zu nutzen, bedarf es ein wenig der Planung wann wir starten und wann wir in Vlieland ankommen wollen bzw. müssen:
Der Tidenkalender zeigt uns folgende Wasserstände:
In Kornwerderzand ist heute um 11.36 h Hochwasser.
In Vlieland ist um 17.13 h Niedrigwasser

Mit der letzten Stunde Flutstrom möchte ich von Kornwerderzand bis vor Harlingen kommen. Hier wird dann die Tide kentern, d. h. es setzt Ebbe ein, die dann das Wasser raus in die Nordsee drückt.
Bis ca. 17.30 h haben wir dann Zeit Vlieland zu erreichen, bevor wieder die Flut einsetzt und uns das Wasser entgegen drücken würde.

Da  man nie weiß, wie lange die Wartezeit vor bzw. in der Schleuse ist (zumal die Parallelschleuse in Den Oever am Westende des Deiches gesperrt ist) legen wir schon um 9.00 h ab. Die Schleuse Kornwerderzand trennt Ijsselmeer und Wattenmeer. In der Schleuse treffen wir die Rümhart wieder und schiessen gegenseitig ein paar Bilder .
Gut geplant, denn wir haben die Schleuse erst um 10.30 h passiert und können somit den Flutstrom bis Harlingen nutzen. Der Wind kommt aus NE, uns also direkt auf die Nase. So müssen wir unseren Jockel bemühen, aber dank der Strömung erreichen wir bereits eine Stunde später Harlingen. Das lassen wir an Steuerbord liegen und nehmen direkt Kurs durch den Vliestrom nach Vlieland. Die Rümhard ist bereits direkt hinter der Schleuse abgebogen und geht durch den Inschot nach Vlieland. Das ist zwar eine kürzere Strecke, die aber einer genauen Navigation bedarf, da das Fahrwasser schmal und einige Untiefen birgt. Ich bevorzuge lieber den sicheren Weg durch den Bootjes und dann durch den Vliestrom.
Im Vliestrom haben wir einen günstigeren Kurs zum Wind und können die Segel setzen. Wir sind nicht alleine unterwegs. Neben einigen anderen Seglern, die den gleichen Kurs fahren kommen uns am Anfang jede Menge großer Charter-Ausflugsschiffe entgegen. Das sind zum Teil 2- oder 3-Master, die in der jetzigen Jahreszeit vor allem von Schulklassen für ihre Schulausflüge gechartert werden. Sie sind jetzt auf dem Rückweg von den Inseln Vlieland und Terschelling.
Wir geniessen ein herrliches Segeln bei 3-4 bft. im Sonnenschein. Kurz vor Vlieland kommen wir in das Seegat zwischen Vlieland und Terschelling. Hier wird das Wasser sehr kabbelig und ich muß die Bewegungen des Schiffes schon genau beobachtet, damit es auf Kurs bleibt. An Backbord in der Ferne erkenne ich wieder die Rümhart. Sie ist etwa eine Seemeile vor uns, also auch nicht so viel schneller durch die Abkürzung des Inschot.
Für die Einfahrt in den Hafen heisst es nochmal AUFGEPASST! Hier steht fast immer ein Strom quer zur Einfahrt, entweder der Flutstrom von steuerbord oder der Ebbstrom von backbord. Nur in der Stillzeit (das hat nichts mit Mutter und Kind zu tun), beim Wechsel von Ebbe nach Flut oder umgekehrt gibt es 1 Stunde, in der man ohne Adrenalinschub in den Hafen kommt.
Ich "halte etwas vor" und so kommen wir problemlos in den Hafen und was sehe ich: es sind nur etwas 10 % der Liegeplätze belegt - super! Vlieland in der Nachsaison! In der Ferienzeit Juli und August boxt hier der Bär und der Hafen ist immer bis zum letzten Platz belegt. Kommt man dann zu spät, wehen zwei rote Flaggen an der Hafeneinfahrt die signalisieren = VOLL,  keine Einfahrt möglich ist.
Um 14.30 h liegen wir fest in unserer Box. Nachdem das Schiff aufgeklart ist machen wir uns sofort auf zum Strandspaziergang. Vom Hafen sind es nur 5 Minuten bis zum Strand . Wir umrunden die Ostspitze und gehen durch die Dünen wieder zurück zum Hafen.
Am Abend lädt uns Manfred auf seine Rümhart auf ein Glas Wein ein und zeigt uns sein Schiff. Als Decksalon-Yacht ist es völlig anders aufgeteilt. Es hat den Vorteil, dass auch innen gesteuert werden kann, da es eine tadellose Rundumsicht hat und während wir bei Fahrt immer draußen den Unbillen des Wetters ausgesetzt sind und im Hafen unten "im Keller" sitzen, bekommt man auf der Rümhart alles mit, was rings um einen so passiert.
Es war ein netter Abend. Vielen Dank dafür, Manfred!

19.9.2016   Montag  Vlieland

Die Wettervorhersage hält was sie versprochen hat: leicht bewölkt bis sonnig. Wie geplant bleiben wir heute auf der Insel und machen einen längeren Spaziergang am Strand entlang. Ich geniesse die Luft, den Wind, das Meer - einfach toll. Ulla sammelt derweil den Strand von allen Muscheln leer. Wir laufen bis zum Strandrestaurant und lassen uns dort nieder, essen eine Kleinigkeit, trinken einen Wein und denken......... ------- an N I C H T S !
Durch den kleinen idylisschen Ort Vlieland spazieren wir wieder zurück zum Hafen. Hier hält mich nichts mehr. Ich gehe noch einmal zum nahen Strand und ins Wasser. In der Ferne sehe ich die Rümhart. Manfred wollte mit ihr ins Watt und dort über Nacht trockenfallen. Das muss ein tolles Erlebnis sein: ganz allein mit sich und der Natur. Ich bin auch in der Natur, nämlich im Wasser, im Meerwasser, in der Nordsee. Es ist ungefähr 2 cm kalt, lange halte ich es nicht aus - schnell abgetrocknet, danach unter die warme Dusche.


20.9.2016  Dienstag   Vlieland

Es ist so herrlich, diese Ruhe im Hafen, keine Hektik, die Sonne scheint!



Wir wollen uns heute im Ort Fahrräder leihen und die Insel mal ein bischen weiter erkunden. Wir leihen uns ein normales Fahrrad und ein E-Bike. Das möchten wir doch mal ausprobieren, ist bei Gegenwind hier sicher nicht verkehrt. Den ersten Kilometer fahre ich das E-Bike, danach tauschen wir - und - bin es für den ganzen Tag los. Auch Ulla ist begeistert. Es ist "als wie wennste flicgst". Man hat das Gefühl, man wird ständig geschoben. Man muss zwar auch treten, aber das nur "der Form halber". Leichte Anstiege merkt man nicht. Ulla geniesst zum erstenmal das Radfahren und mir hängt die Zunge aus dem Hals. Auf der Südseite der Insel, auf der Wattenseite, fahren wir ca. 8 km Richtung Westen, etwas bis zur Hälfte der Insel. Weiter geht es nicht. Dann kommt ein großes Naturreservat. Unser Endpunkt ist hier das "Posthuis", ein Hotel und Restaurant, für uns heute sowas wie eine Jausenstation. Wir machen eine Rast und stärken uns mit einem Radler.
Der Rückweg verläuft durch die Dünenlandschaft. Unterwegs muss ich mal wieder schauen, ob das Meer noch da ist. Wie parken unsere Drahtesel, gehen über die Dünen an den Strand. An dem menschenleeren Strand lasse ich die Hüllen fallen und nehme nochmal ein Meersalzbad - herrlich!
Weiter geht's - Ulla radelt - oder e-biked - mir davon und mir wird es schnell wieder warm. Über unser bekanntes Strandrestaurant fahren wir noch weiter bis zum Ostende der Insel. Unterwegs muss Ulla noch die Weihnachtsdekoration für zu Hause sammeln.
Als wir die Räder wieder zurückgeben ist Ulla völlig entspannt und. mir wackeln die Knie. Es war eine tolle Erfahrung, so ein E-Bike - gerne wieder, aber dann bitte zwei.


21.9.2016   Mittwoch    Vlieland - Workum  36 sm

Heute wollen wir wieder zurück ins Ijsselmeer. Um 10.30 h legen wir ab und nutzen den Flutstrom wieder Richtung Harlingen. Leider können wir unterwegs immer wieder nur kurz segeln, da der Wind größtenteils vorne kommt. So mus der Jockel wieder ran - in 4 Std. erreichen wir die Schleuse Kornwerderzand. Einige Schiffe sammeln sich vor der Schleuse, so daß sie wieder gut voll wird. Nachdem der Wasserstand in der Schleuse die notwendige Höhe erreicht hat, öffnet sich das Tor zum Ijsselmeer wieder. Die vorderen Schiffe verlassen die Schleuse. Ich registriere zunächst das laute Piepen garnicht, da ich schon aufs Ablegen konzentriert bin. Schliesslich höre ich es doch und schaue mich um, die anderen Segler hinter mir an. Die schauen nur zurück. Wo kommt denn dieses Pfeifen her? Könnte es von uns kommen? Ein schneller Blick auf unseren Auspuff bestätigt mir - ja, es
kommt von uns. Aus dem Auspuff kommt auch weißer Rauch (das hatte ich doch schon Mal!), aber kein Kühlwasser. Ach du Schei......! Der Motor bekommt kein Kühlwasser. Nun müssen wir die Schleusenkammer verlassen. Unter Standgas und lautem Pfeifen des Temperatur-Alarms verlassen wir ganz langsam die Schleuse und legen sofort im Schleusen-Vorhafen an. Hier wechsel ich den Impeller an der Wasserpumpe. Gott sei Dank! Als ich den Motor wieder starte läuft er ohne Probleme - auch genügend Kühlwasser wirft der Auspuff wieder aus! Mangels Wind motoren wir weiter nach Workum wo wir vor der Schleuse für die Nacht festmachen.

22.9.2016  Donnerstag   Workum - Woudsend    28 sm

Nach dem ersten Frühnebel zeigt sich die Sonne. Wir starten wir um 10.00 h mit Ziel Lemmer. Der Wind kommt aus NE mit 3-4 bft., ideal um zuerst gen Süden und später in der Lemmerbucht am Wind Richtung Ost zu segeln. Aber unter Motor geht es erstmal raus aufs Ijsselmeer - soll es gehen....! Kaum 10 Minuten unterwegs geht der Temperaturalarm wieder los. Es könnte sein, dass sich eine Tüte oder etwas anderes vor die Einlassöffnung am Saildrive gelegt hat und somit kein Kühlwasser angesaugt wird. Ich drehe einige scharfe Kurven vorwärts und rückwärts, um so evtl. die Tüte wieder zu lösen. Beim Rückwärtsfahren hört der Alarm auf, der Auspuff spukt wieder Kühlwasser - Gott sei Dank! Ich fahre vorwärts und der Alarm geht wieder los.... Ich öffne das Kühlwasser-Sieb und schließe es wieder sorgfältig. Nun scheint es zu funktionieren. Ohne Lärm und Alarm erreichen wir das Ijsselmeer, wo wir die Segel setzen können. Der Motor darf sich erholen. Unterwegs telefoniere ich mit meinem "Motorschrauber" in Warns, und betreibe weiter Ursachenforschung. Aber auch er ist ein wenig ratlos. Wir vereinbaren, dass ich nach Warns kommen soll und er dort mal nach dem Motor schaut. Sollte ich an der Schleuse unter Motor wieder ein Problem haben, wird er mich mit einem Motorboot abschleppen kommen.
Vor der Schleuse in Stavoren starte ich den Motor und kann ohne Probleme die Schleuse in den Johan-Friso-Kanal passieren. Auch die weiteren 15 Minuten bis Warns gehen vorbei ohne dass der Motor Probleme bereitet. Nach einem kurzen Stop und Gedankenaustausch in Warns setzen wir unsere Fahrt Richtung Lemmer - nun aber über die Kanäle - fort. In Woudsend passieren wir die Brücke und---------------------kurz dahinter geht der Alarm wieder los. Ich habe die Facksen dicke. Wir legen an, um nochmal den Wasserfilter zu checken. Ich fahre auch mit kräftigem Schub zurück - der Alarm erlischt, der Auspuff spukt wieder Kühlwasser. Ich fahre vorwärts - und? - Probleme!  Rückwärts? Alles ok! Ich habe die Nase gestrichen voll. Wir bleiben für die Nacht in Woudsend und müssen sehen, dass wir morgen irgendwie zurück nach Warns kommen. Hoffentlich passt der Wind damit wir unter Segel zurückkommen.


23.9.2016 Freitag   Woudsend - Warns   13 sm

9.10 h - ich kontrolliere nochmal den Wasserfilter und  setze den Deckel wieder sehr, sehr, sehr, sehr sorgfältig drauf. Der Wind passt nicht und kommt - natürlich - aus Südwest, aus der Richtung wo wir hinwollen. Ich starte den Motor und wir fahren langsam durch den Kanal ins Heeger Meer. Der Motor läuft, er läuft und läuft und läuft.... Nach gut 2 Stunden erreichen wir unseren Heimathafen an der Pyramide ohne Probleme. Ja und jetzt? Was war das denn jetzt? In meinem Gesicht stehen jede Menge Fragezeichen.
Ich versuche, das Problem zu vergessen. Am Nachmittag räumen wir das Schiff auf und bereiten es schon Mal ein wenig auf die Winterpause vor.

Am nächsten Tag geht es wieder nach Hause.


Statistik:

Insgesamt wurden 129 sm zurückgelegt.
Auf dieser Strecke wurden insgesamt 15,8 h motort.


Und hier noch das Video zu unserer Reise: