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Samstag, 24. April 2010

Erster Gast = Peter. C.

Samstag 24. April 2010
An diesem Wochenende werde ich mit ganzem Stolz Peter C. unser Schiff vorführen. Auf dem Weg nach Warns besorge ich noch eine neue Karte 1811 vom Ijsselmeer und gebe schon den Vertrag für den Winter-Liegeplatz bei Shipyard ab, um mir den Platz in der frostsicheren Halle zu reservieren. Auf gleichem Wege hole ich mir auch einen Voranschlag für die fällige Motorwartung beim Volvo-Vertreter (bekannt aus dem Bestseller: Miles & More – wie montiere ich einen Wasserfilter). Er nennt mir ca. € 300 – 350,-- bei Voranmeldung an einem Samstag morgen zu machen.

An der Pyramide angekommen, wird schnell klar Schiff gemacht und abgelegt. Diesmal wird der Flaggenstock erst an den Heckkorb angesteckt, nachdem wir die Box verlassen haben.

In der Schleuse klappt das Festmachen weder bei Peter C. noch bei mir beim ersten Versuch. In der Schleusenkammer werden wir durch den Wind auf die andere Seite getrieben und legen uns sachte an die Seite unseres Nachbarn. Dieser schiebt uns genauso sachte wieder zurück und beim zweiten Versuch werfen wir die Leine richtig und treffen auf Anhieb die Poller, so dass wir uns während des Schleusenvorgangs festhalten können.

Auf dem Ijsselmeer empfängt uns Sonnenschein und Wind aus Süd. So können wir nur unter  Genua mit Kurs 360°  und 2 Windstärken gemütlich Richtung Makkum am nordöstlichen Ende des Ijsselmeeres segeln. Es ist tatsächlich feinstes „Kaffeesegeln“ im T-Shirt unter strahlendem Sonnenschein. Unterwegs serviere ich ein Potpourri von Heringfilets in verschiedenen Saucen auf Schwarzbrot mit einem gekühlten Bier. Kurz vor der Einfahrt nach Makkum rollen wir das Segel ein und starten den Motor. In der Zufahrt nach Makkum im Tonnenstrich fällt mir ein, Peter C. das richtige Werfen der Leinen noch zu erklären, damit das nächste Schleusenmanöver besser klappt. Na Super! Erstens kann ich es selber noch nicht richtig, nur mit der Schnüss – und zweitens muß es unbedingt gerade hier im Tonnenstrich sein?! So bleibt es nicht aus, dass wir dank Autopilot ganz langsam das Fahrwasser verlassen, dafür aber ganz plötzlich ein lautes PIEP PIEP PIEP ertönt. Gleichzeitig nicken Peter C. und ich infolge eines Abrupten Aufstoppens mit den Köpfen. Aus mehreren Chartertörns ist mir die folgende Reaktion in Fleisch und Blut übergegangen: Sofortiges Gegenruder unter Vollgas zurück in das Fahrwasser. Der Kiel schrammt einige Male - Gott sei Dank - über seichten Grund. Ich schaue verlegen in die Runde, ob dieser Fauxpas auch keiner sonst mitbekommen hat.

Gegen 16.00 h erreichen wir Makkum. Über Funk bitte ich um die Öffnung der Schleuse, weil wir anstatt in einem ungemütlichen Hafen mitten in Makkum in der Zijlroede anlegen und zu Fuß die Stadt erobern wollen. Es ist unser erster Besuch in Makkum und leider stellen wir fest, dass es keinen Platz zum Anlegen gibt. So fahren wir weiter, passieren zwei weitere Klappbrücken und sind schon wieder draussen aus Makkum. Wir entscheiden uns, weiter binnenwärts durch die Kanäle über Workum am nächsten Tag dann zurück nach Warns zu fahren.

An der Brücke Hemmersweg müssen wir warten – Kaffeepause bis 17.15 h . In Tjerkwerd müssen wir unmittelbar hinter Brücke nach steuerbord in Richtung Workum. Hier sezten wir noch mal die Genua, schalten den Motor aus und gleiten langsam geräuschlos durch die Felder – da schlägt mein Herz wieder höher. Das ist die Abwechslung, die das Revier in Friesland und auf dem Ijsselmeer so liebenswert macht – teils unter Vollzeug und mehreren Windstärken auf dem Ijsselmeer, teils unter Motor oder wie jetzt nur mit Genua und den Geräuschen aus den nahe liegenden Wiesen und Büschen.

Aber leider lassen wir uns von der Hektik des Alltags wieder überrollen. Ein Blick auf die Uhr sagt, dass wir die letzte Brücke vor Workum noch vor 19.00 h erreichen müssen. Um 19.00 h ist dort Feierabend und wir müssen bis zum nächsten Morgen warten. Also starten wir wieder den Motor und kommen um 18.55 h vor der Brücke an. Geduldig warten und hoffen wir wir, dass der Brückenwärter uns noch wahrnimmt und die Brücke öffnet. Eine Übernachtung hier in diesem Dorf mit 6 Häusern und drei riesigen Windgeneratoren direkt neben der Anlegestelle ist nicht gerade das, wovon der Segler träumt.

Glück gehabt – eine Brückenwärterin kommt und lässt uns durch. Während der Durchfahrt gebe ich gerne die fällige Gebühr von € 2,-- in den Holzschuh und rufe  kess „Wir sind das letzte Schiff heute. Sie können Feierabend machen!“

500 m weiter steht die Entscheidung an, ob wir rechts nach Workum hinein fahren oder links in den Lange Vliet und dort an einer Marrekite Anlegestelle zwischen Feld und Wiesen für die Nacht festmachen. Die Entscheidung fällt zugunsten des Feld- und Wiesen-Stops, da die Eisenbahnbrücke, die die Stationen Stavoren und Sneek verbindet, gerade geöffnet ist.

Marrekite ist eine Vereinigung, die in Friesland für den Wassertourismus zahlreiche Anlegestellen eingerichtet hat und diese auch unterhält. Dort sind solide Holzstege installiert und stehen Abfalleimer und teilweise auch Grillplätze zur Verfügung, die kostenlos genutzt werden können. Die Finanzierung erfolgt u.a. durch eine relativ kleine Jahresgebühr die durch den Verkauf von kleinen Wimpeln signalisiert wird. Diesen Wimpel muss ich unbedingt bei nächster Gelegenheit noch kaufen, um diese Einrichtungen auch zu unterstützen.

So legen wir auch an dem ersten Steg ca. 1 Seemeile hinter der Brücke an. Es sind bereits ein weiterer Segler und ein Motorboot dort festgemacht, aber der Steg ist groß genug, auch uns noch aufzunehmen. Eine Stunde später legt der Segler ab und wir liegen nur noch mit zwei Booten an diesem idyllischen Platz inmitten der Natur.

Nach dem traditionellen Anleger-Schluck begebe ich mich ans Kochen, Peter C. bereitet den Salat zu. Es gibt Nudeln mit Fischfilet in einer Weisswein-Sahne-Sauce mit Frühlingszwiebeln. Dazu einen 2006er Chardonnay. Zwischendurch geben wir noch einen Lagebericht ab an die Damen zu Hause, die uns nachher bestätigen, dass die Stimmung recht fröhlich rübergekommen war.

Sonntag, 25. April 2010
Nach einem tiefen Schlaf „wie in Abraham’s Schoß“ weckt uns am Sonntag Morgen ein lautes Enten-Geschnatter.

Bei aufgebackenen Brötchen, Marmelade, Wurst- und Käseaufschnitt und einer guten Tasse Kaffee freuen wir uns auf die restliche Strecke heute zurück zur Pyramide. Wir wollen zügig los, damit wir auch wieder früh am Sonntag Nachmittag bei mir zu Hause sind. P.C. muss noch mit Familie weiter in die Pfalz.

Während Peter die Springleinen löst, starte ich den Motor – besser gesagt: ich versuche zu starten. Erstens kommt es anders – zweitens als man denkt! Beim starten dreht zwar der Motor, er springt aber nicht an. Immer wieder versuche ich es – ohne Erfolg! Was tun??
Wen kann ich an einem Sonntag morgen ca. 9.00 h anrufen, der mir den Motor wieder in Gang bringt. Gibt es hier einen ADAC für Schiffe? Der Nachbar mit dem Motorboot ist auch nur ein Charterer und kennt sich mit der Technik nicht aus. Der Segler, der bereits heute morgen mit Familie hinter uns festgemacht hat, kann auch nicht helfen, gibt uns aber den Namen eines Bootspezialisten in Workum, der wohl auch sonntags ansprechbar ist. Die Tel.-Nr. stehen im Water-Almanak. Bevor ich jedoch einen Fremden rufe, melde ich mich bei Bert van den Iest, der Chef unserer Pyramide. Ihn hole ich zu Hause unter der Dusche hervor und verspricht, dass sich in Kürze einer bei mir meldet. Fünf Minuten später meldet sich auch die Werkstatt aus dem Gewerbepark, wozu auch die Marina gehört. Er lässt sich von mir erklären, was sich am Motor bewegt und was nicht. Auch er verspricht einen Mechaniker aufzutreiben, der uns helfen kann. Kurz darauf meldet sich der Mechaniker und lässt sich beschreiben, wo wir genau liegen, denn mit dem Auto kommt niemand an uns heran. Er verspricht, in 45 Minuten mit dem Boot bei uns zu sein. Exakt: ¾ Stunde später tuckert eine alte umgebaute Barkasse um die Ecke und hält direkt auf unseren Steg zu. Wir nehmen seine Leinen an, machen fest und er versucht sofort unseren Motor zu starten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen diagnostiziert er: verschmutzte Dieselleitung. Mit gekonnten Handgriffen nimmt er die Dieselleitung auseinander, spült sie, baut sie zusammen, entlüftet sie und startet erfolgreich den Motor just in dem Moment, wo auch Bert van den Iest sich per Telefon erkundigt, ob mir geholfen wird.

Das nenne ich SERVICE und Betreuung von Kunden!

Kurz nach 13.00 h fahren wir dann unter Motor über den Flüssen den JFB hinunter nach Warns.

Resumee: nach Sonnenschein folgt Regen, nach einem herrlichen Segeltag (Samstag) folgte am nächsten Morgen die Enttäuschung mit den Startproblemen des Motors.

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