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Samstag, 10. April 2010

Erster Ausflug nach Lemmer

Samstag, 10.4.2010
Wieder mit voll bepacktem Auto erreichen wir gegen 10.00 h die Pyramide in Warns. Ein erster erwartungsvoller Blick bestätigt uns: sie liegt noch da, unversehrt, so wie wir sie verlassen! Nachdem alles im Schiffsbauch verstaut ist, Kuchenbude und Genua-Hose abgeschlagen und in der Backskiste verpackt ist, legen wir ab. Ulla löst die Vorleinen und ich löse vom Steuerstand aus zuerst die leeseitige, dann die luvseitige Heckleine. Bevor ich rückwärts Gas geben können werden wir mit dem Heck nach steuerbord vertrieben, der Flaggenstock bleibt am Dalben hängen und …..verabschiedet sich mit einem lauten KNACK auf die Wasseroberfläche. Holz und Flaggentuch können zwar schwimmen, entziehen sich aber sehr schnell meinem Blick und dem Heck. Dank der Kommandos einer Seglerin auf der gegenüberliegenden Yacht gelingt es mir auch mit Hilfe des Boothakens die Flagge wieder zu angeln. Nun bleibt die Flagge erst mal im Cockpit bis wir ohne weiteren Schaden unsere Box verlassen haben. Draußen auf dem JFK (das ist nicht John F. Kennedy, sondern der Johan-Friso-Kanal) setzte ich die Flagge wieder an ihren angestammten Platz in die Hülse am Heckkorb. Daß sie 20 cm kürzer fällt nicht auf. So bleibt das erste Missgeschick unter uns.
Die JFK-Schleuse (JFK=Johan-Friso-Kanal - nicht John F. Kennedy) in Stavoren wird ohne Probleme passiert und dahinter nehmen wir zuerst Kurs Süd, später Kurs Ost. Unser Tagesziel heißt Lemmer, Ulla’s Lieblingsstädtchen. Mit respektvollem Abstand lassen wir den Vrouwesand – ein berüchtigtes Flach - an backbord liegen und erreichen mit ca. 15 kn halbem Wind mit unserer MILES & MORE bis 7 kn Geschwindigkeit. Da kommt Freude auf, zumindest bei mir.

Auf dem Weg nach unten zur Toilette bemerkt Ulla Wasser vor dem Navi-Sitz. Wo kommt das denn her? Alle Ventile sind zu, auch sonst ist weder in der Toilette, noch in der Pantry im Bodenbereich Wasser auszumachen. Es muß aus der Bilge kommen. Durch die Schräglage auf der Steuerbord-Seite hat muß sich das Wasser aus der Bilge über die Bodenbretter gearbeitet haben. Es bleibt uns nicht anderes übrig, als nach Ankunft in Lemmer die Bodenbretter hochzunehmen und die Bilge zu kontrollieren.

Binnen hinter der Schleuse finden wir unseren Lieblingsplatz in der Zijlroede, direkt an der Promenade, wo es viel zu sehen gibt, sowohl an Passanten als auch an Sportschiffern, ie auf dem Weg aus der Schleuse oder in die Schleuse sind. Sofort nach dem Festmachen schraube ich das Bodenbrett vor dem Niedergang los, um nach der geheimnisvollen Wasserquelle zu suchen, derweil Ulla unsere Stammbäckerei aufsucht und „Leckerli“ beorgt. Nun, da wir gerade ohne Schlagseite liegen ist etwa ein Glas voll Flüssigkeit in der Bilge auzumachen. Ich rieche dran – ohne Geruch, ich schmecke mit der Fingerspitze daran – etwas aggressiv, jedenfalls kein reines Wasser, aber was ist es? Es kann vielleicht nur Flüssigkeit vom Putzen sein. Vielleicht ist am Wochenende der Übergabe etwas Wasser aus einem wackelnden Putzeimer herausgekommen oder es ist Flüssigkeit aus dem Motor? Ich nehme die Pfütze mit einem Lappen auf und reinige bei der Gelegenheit auch gleich die Bilge.


"Na, der Himmel sieht ja schon mal ganz gut aus. Daraus kann noch was werden!"

Nach einer guten Tasse Kaffee und „Leckerli“ machen wir einen Spaziergang durch Lemmer. Trotz der frühen Saison sind schon einige Leute unterwegs und auch an der Zijlroede liegen viele Schiffe, meistens Motorboote.
Zum Abendessen zaubert Ulla ein leckeres Fischfilet mit Ratatouille. Dazu gibt es einen leckeren Cabernet Sauvignon aus Südafrika. Danach versuche ich, hinter das Geheimnis des Satelittenempfanges für den kleinen Fernseher zu kommen. Satelitenschüssel im Cockpit aufgebaut, Sat-Reciever und Fernseher werden angeschlossen, jedoch ohne Erfolg. „KEIN SATELIT meldet der Bildschirm. Nach mehrmaligem Probieren gebe ich es auf, alles wird wieder verstaut. Mit einem kurzen Anruf bei Heinz, um zu hinterfragen, woher das Wasser in der Bilge kommen könnte, vermutet er sofort, dass es von der Bastelei mit dem Wasserfilter vor 2 Wochen kommen kann. Eine andere Erklärung gibt es dafür nicht. Das leuchtet mir ein und beruhigt falle ich wieder fix und fertig von einem anstrengenden aber schönen Segeltag ins Bett.

Sonntag, 11.4.2010
Am nächsten Morgen starten wir unseren Rückweg wieder binnenwärts über die Kanäle. Der Wind kommt sachte aber günstig aus Nord und so setzte ich die Genua sofort hinter der Brücke am Brekkenpolder. Nach etwa 1 Meile hinter dem 90 Grad Knick des Kanals kommt der wind fast genau von vorne. Ich versuche, die Genua auf die andere Seite zu legen, sie bekommt aber zu wenig Wind und im Nu werden wir abgetrieben. Beim Vorglühen des Motors nehme ich mir wohl zu wenig Zeit, jedenfalls springt er nicht sofort an – das harte Ufer kommt immer näher. Beim weiteren Versuch klappt es, mit Vollgas zurück bringen wir wieder Abstand zwischen dem steinigen Ufer und unserer weichen GFK-Bordwand. „Et hätt noch immer jott jejange!“ sagt man in Köln.
Ohne Probleme geht es dann den gleichen Weg wie vor 14 Tagen durch das kleine Städtchen Sloten, das Slotermeer (mittlerweile ausgebaggert!), durch Woudsend ins Heeger Meer. Hier biegen wir nach backbord in den Flüssen. Es ist früher Sonntag Nachmittag und es kommt uns bereits hier kurz hinter Heeg eine lange Kolonne aus Richtung Ijsselmeer entgegen. So können wir uns schon vorstellen, welcher Andrang sonntags binnenwärts vor der Schleuse in Stavoren herrscht. Das verursacht dann schnell Wartezeiten von 2 Stunden für die Segler, die ihren Liegeplatz im Landesinneren haben. Um das zu umgehen, müssen wir uns für die kommenden Segel-Wochenenden eine Ausweichroute einfallen lassen – zumindest solange bis die Schleuse erweitert worden ist; aber das soll noch mindestens bis 2013 dauern.
Da wir uns nördlich des 40° Breitengrades befinden tragen wir um diese Jahreszeit etwas mehr als Shorts und T-Shirts. "Ob es dieses Jahr auch mal wärmer wird...?"

Auf dem Weg nach Warns werde ich wieder von meinem Lieblings-Spielzeug dem Plotter einige Male abgelenkt: während Ulla unter Deck Kaffee kocht, verlasse ich zweimal ungewollt das Fahrwasser, jedoch ohne schwerwiegende Folgen. Schnell steuere ich zurück ins Fahrwasser. Ein anderes Mal kann ich noch im letzten Augenblick einer Fahrwassertonne ausweichen. Ist es besser Ulla das Steuern zu überlassen? Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir unseren Liegeplatz an der Pyramide, ordnen das Schiff unter und über Deck und machen uns auf den Heimweg.
Resumee: ein verkürzter Flaggenstock, gesäuberte Bilge, kein Fernsehbild und viel, viel Glück gehabt und……Ulla steuert aufmerksamer als der Skipper!
Tschüss Miles & More. Bleib ruhig liegen und halte dich gut fest in der Box. Wir sehen uns wieder am 24. April mit Peter C.

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