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Freitag, 29. September 2017

Miles & More erzählt

Heute komme ich auch mal zu Wort.
Ich bin die MILES & MORE von der ihr hier im Blog schon so viel gelesen habt. Da mein Skipper immer mehr oder weniger das gleiche schreibt, wieviel Wind, welcher Kurs, von wo nach wo, möchte ich jetzt mal schreiben, was ich so alles auf einem Törn erlebe.


Sonntag, 24.9.2017  -  Hafentag

Mein Vorschoter, also die Frau vom Skipper, geht um 11.00 h von Bord und fährt nach Hause. Der Skipper bleibt an Bord und putzt mich fein heraus. Wurde auch mal wieder Zeit! Mein Deck wird mit Seife gewaschen, abgespritzt und nachher auch noch trocken abgewischt - Wow!. Nanu - am Ende eines Törns soviel Aufwand? Was kommt denn da auf mich zu bzw. auf mich drauf? Kaum ist er fertig, weiß ich auch warum! Zwei alte Schulfreunde kommen an Bord. Die waren doch dieses Jahr schon Mal hier (klick hier). Das muß ihnen ja wohl gut gefallen haben, daß sie schon wieder hier sind.
Meine Güte, was bringen sie für eine Menge Gepäck mit - bleiben die länger???
Als sie alles verstaut haben kommt wieder Ruhe an Bord. Die drei sitzen im Cockpit in der Sonne und trinken erstmal einen Welcome-Drink. Der Skipper erzählt von der guten Wettervorhersage und seinem Plan, was er mit der Mannschaft und mir vor hat. Er möchte morgen Richtung Schleuse Abschlußdeich und dann raus aufs Wattenmeer nach Texel. Das Wetter soll gut werden, der Wind aus Süd mit ca. 10 kn. Na, das wird dann wohl ein ruhiger Törn. Das mag ich, wenn es nicht so pustet. Dann werde auch ich nicht so gefordert, brauche mich nicht auf die Seite zu legen und versuchen, das Gleichgewicht zu halten. Auch mein Skipper ist dann ganz entspannt.

Montag, 25.9.2017  -   Kurs Texel

Kaum wird es hell, sehe ich auch schon die dicke Suppe. Auweia! Hoffentlich verzieht die sich bald, sonst können wir nicht los und der Skipper wird ungenießbar. Die Jungs sind auch schon früh auf den Beinen, denn sie wollen früh los, um gegen Mittag an der großen Schleuse in Kornwerderzand zu sein. Dann ist dort der höchste Wasserstand im Watt und es kommt der Ebbstrom. Den möchte der Skipper nutzen, um nach Texel zu kommen. Während die drei frühstücken verzieht sich auch der Nebel - Gottsei Dank! Dann kann's ja losgehen - Kurs Kornwerderzand. Aber vorher segeln wir noch kurz nach Workum rein, um dort an der ersten Tankstelle GTL-Diesel zu tanken. Oje! Will der etwa die ganze Zeit motoren. Das mag ich garnicht. Stundenlang der Lärm hinten im Heck. Ich bin immer froh, wenn das Ding aus ist und ich in Ruhe vor mich hin segeln kann. Als der Tank voll ist, segeln wir in Ruhe Richtung Nord zur Schleuse. Als die Schleuse passiert ist müssen wir noch auf die Öffnung der Autobahnbrücke warten. Dann sind wir endlich im Wattenmeer. Aber wo ist der Wind, der uns doch heute Morgen hier hoch getrieben hat? Nix mehr! Der Skipper startet den Motor. Nein, bitte nicht - wieder so'n Lärm unten drin. Und der Motor läuft und läuft und läuft......Dann, plötzlich schaltet mein Skipper den Motor wieder aus - Gott sei Dank - endlich wieder Ruhe! Die Genua ist auch ausgerollt. Hurra, wir segeln! Aber irgendwie ist es ganz ruhig um mich rum. Wir kommen doch kaum voran. Nur der Ebbstrom schiebt uns ganz langsam unserem Ziel entgegen. Aber wirklich gaaaaanz langsam. Unterwegs wird Ulrich in die Geheimnisse des Fernglases eingewiesen. Dort ist nämlich auch ein Kompass integriert. Nur - er sieht ihn nicht! Mensch Junge! Mach die Klüsen auf!

Brrrrrrrrrrrrr....da geht der Lärm schon wieder los. Der Motor ist wieder an! Da - endlich ist die Hafeneinfahrt in Sicht. Der Lärm hat dann wohl bald ein Ende.
Nix los auf Texel! Der Hafen ist fast leer, aber warum muß ich denn ausgerechnet in die Box zwischen einem anderen Schiff und dem Fingersteg? Mensch ist das eng! Der Alte weiß doch wie dick ich bin, warum muß der mich ausgerechnet hier rein zwängen? Naja, aber hier liegen wir wirklich fest - ganz fest!
Am Abend kommen die Leute vom Nachbarschiff aus der Stadt und es dauert nicht lange, da klopfen sie auch schon auf mein Vorschiff. Als mein Skipper dann nach oben kommt wird er von dem anderen Alten aber richtig angemacht - warum wir uns ausgerechnet neben ihn in die enge Box noch gezwängt haben, es ist doch Platz genug im Hafen. Seine Fender sind ganz platt gedrückt! Das muß doch nicht sein! Da hättet ihr mal sehen sollen, wie dumm mein Skipper aus der Wäsche geschaut hat. Da konnte er zuerst nichts mehr sagen, hat sich dann mit rotem Kopf entschuldigt und kam wieder nach unten.
Mensch, der andere war aber auch ein Meckerkopp! Oder ob er Angst hatte, daß meine Mannschaft heute Abend hier auf mir krakeelen? Die doch nich! Die sind doch ganz ruhig und bestimmt um 8.00 h schon wieder in den Kojen. Na ja, als sich die Gemüter wieder beruhigen essen die drei erstmal zu Abend und schleichen sich dann noch eine Runde durch den Hafen und anschließend - wie vermutet - schön früh in die Kojen. Siehste! Kein Lärm, keiner krakeelt. Vorher wirft mein Skipper aber noch einen Blick auf die plattgedrückten Fender vom Nachbarn. Nix ist plattgedrückt! Und beide Schiffe haben auch noch Luft zwischen Steg und Bordwand. Mensch, der hat sich ja vielleicht angestellt.

Dienstag, 26.9.2017   -   Hafentag

Als meine Jungs frühstücken stiehlt sich der Nachbar ganz leise aus der Box. Tschöööö, und paß immer gut auf, dass sich keiner zu dick macht neben dir! Die Fender......und so.....!
Dann gehen meine drei von Bord. Obwohl es noch sehr nebelig ist wollen sie sich Fahrräder leihen und damit über die Insel fahren. Und ich? Was mache ich in dem schei.... Wetter? Nix! Ich muß den ganzen Tag hier dumm rum liegen und aufpassen, daß kein anderer kommt und unsere Fender platt drückt....hihihi!
Am späten Nachmittag kommen die drei zurück - total platt! Die drei Jungs - nicht die Reifen und auch nicht meine Fender! Mensch, was hauen die auf den Putz! Über 40 km sind sie angeblich gefahren und sie stöhnen als kämen sie von der Tour de France. Und das Größte: die hatten sich E-bikes geliehen. Die mußten noch nicht mal was tun - die faulen Säcke! Und hier geben sie an wie Blücher, was sie alles geschafft haben....! Vom erzählen höre ich, daß sie alle halbe Stunde in einem anderen Café waren. Und abgenommen haben sie auch nicht - ich kann jedenfalls nix sehen! Wovon auch - hier eine Suppe, da ein Appelgebak und beim nächsten Stop ein Bier......... Das wird ja wieder ein ruhiger Abend. Nach den 40 km und vielen Cafés sind sie wieder früh in den Kojen.

Mittwoch, 27.9.2017   -  Hafentag oder?

Als der Morgen dämmert sehe ich schon wieder dicke Suppe. Och nee! Nicht schon wieder! Die wollen doch heute wieder zurück ins Ijsselmeer. Und ich will segeln! Das wird wohl nix. Ein paar andere Yachten legen ab und fahren raus - in dem dichten Nebel? Na ja - sie haben wohl Radar! Trotzdem ist das Risiko einer möglichen Kollision mit anderen ziemlich groß. Das muß ich nicht haben - und mein Skipper auch nicht. Er entscheidet auch Gott sei Dank genauso. Im Laufe des Vormittags lichtet sich der Nebel nach und nach. Gegen 11.00 h fahren wieder ein paar Schiffe raus. Die Sicht wird immer besser. Um 11.30 h gibt unser Skipper dann das Startsignal. Auch wir legen ab. Nun wird es aber auch Zeit, sonst kommen wir nicht mehr mit dem letzten Flutstrom nach Den Oever, der Einfahrt zum Ijsselmeer.  Wenn die Strömung dann erstmal umschlägt und kommt uns entgegen, dann dauert es nochmal so lang. Es ist immer noch ziemlich diesig, aber die Sicht reicht aus, um die nächsten und auch die übernächsten Fahrwassertonnen zu sehen. Das ist ok! Nicht ok ist, daß der Jockel wieder die gesamte Strecke bis zur großen Schleuse läuft. Einfach kein Wind zum Segeln. So nach und nach überholen wir zwei andere Yachten und kommen vor ihnen an der Schleuse an.
Wir haben wieder Glück! Als letztes Boot dürfen wir noch ohne Wartezeit zusammen mit zwei großen und einigen kleineren Seglern in die Schleuse. Kaum sind wir in der Schleuse kämpft sich auch die Sonne durch den dunstigen Himmel und macht den Blick frei auf einen blauen Himmel. Na also - geht doch!
Hinter der Schleuse steuert der Skipper direkt steuerbord in den Jachthafen Den Oever. Ich habe mitbekommen, daß er hier heute Abend beim "Dikken Bries" essen gehen will. Der "Dikke Bries" bringt nicht nur leckere Portionen auf die Teller, auch das gesamte Restaurant ist etwas für's Auge. Hier gibt es auch wohl allerlei kurioses an Decken und Wänden zu sehen.
Ich werde längsseits am Meldesteiger angelegt und festgemacht. (Niemand kann sich beschweren, daß seine Fender platt gedrückt werden!) Da der Hafenmeister noch in der Mittagspause ist, gehen Peter und Ulrich zum nahen Restaurant, um einen Tisch für heute Abend zu bestellen. Leider ist alles verschlossen. Ein Zettel am Eingang klärt darüber auf, daß das Restaurant in der Nebensaison nur an den Wochenenden geöffnet ist. Mit langen Gesichtern kommen die zwei zurück auf's Schiff. Aber der Skipper hat schon zwei Alternativen in petto: entweder eine Stunde weiter motoren nach Medemblik, um dort beim Portugiesen zu essen oder 2 1/2 Stunden nach Hindeloopen segeln und dort in dem schon bekannten Restaurant "2Haringjes" einkehren.

Da es noch früh am Tag ist, entscheiden sich alle drei für die zweite Alternative.Gott sei Dank! Dann darf ich segeln! 
Also ist flugs wieder abgelegt und Kurs 90° auf Hindeloopen angelegt. Der Wind kommt aus S-SE. Als wir das Fahrwasser verlassen können setzt mein Skipper Genua und Großsegel, der Motor geht aus und wir haben einen herrlichen Schlag in der Nachmittags- und frühen Abendsonne Richtung Hindeloopen. Heinz liegt im Cockpit und genießt die Sonne während Ulrich und Peter über's Segeln fachsimpeln. Gegen 18.30 h legen wir in Hindeloopen längsseits am Steg an. Als die drei von Bord gehen, werde ich nochmal getätschelt und gelobt, wie toll ich heute gesegelt bin! Naja - dafür, daß heute Morgen noch so eine dicke undurchdringliche Suppe auf Texel herrschte, hat sich der Tag doch noch von seiner besten Seite gezeigt. So kommen die drei auch wieder fröhlich und gut gelaunt aus dem Restaurant zurück zu mir. Bevor sie aber in ihre Kojen verschwinden, müssen sie sich wieder "vertragen". Immer wenn sie sich "vertragen", klirren die Gläser, meistens die kleinen für die Kurzen.

Donnerstag, 28.9.2017  -  Enkhuizen

Der Morgen begrüßt mich heute recht klar und windstill. Als meine Leinen losgeworfen sind und wir draußen auf dem Ijsselmeer die Segel setzen geht es zunächst noch sehr bedächtig hoch am Wind zunächst auf die Ansteuerungstonne von Stavoren zu. Hier müssen wir rum, um an der Untiefe Vrouwezand vorbei dann mit Kurs Süd Enkhuizen anzulegen. Es ist wieder ein herrliches Segeln und als der Wind noch ein wenig zunimmt kommen wir mit zwei langen Kreuzschlägen nach Enkhuizen. Hier bricht die gute Stimmung meiner drei Segler ein wenig ein. Heinz hat mit zu Hause telefoniert und erfahren, daß er dort gebraucht wird. So ist schnell entschieden, daß es morgen wieder zurück nach Warns in den Heimathafen geht, damit die drei dann am Samstag morgen wieder nach Hause kommen.

Freitag, 29.9.2017  -  Warns

Der Frühnebel lichtet sich recht bald und so werde ich gegen 10.00 h wieder losgelassen auf Wind und Wellen Richtung Nord. Der Wind (der nicht weht) kommt weiterhin aus südlichen Richtungen und so kommen wir mehr schlecht als recht, teils mit Schmetterling gesegelt, teils nur mit Genua in aller Ruhe in Warns wieder an. Die Segel blähen sich kaum auf in dem bischen Wind und die Toupets bleiben auch alle auf ihren Köpfen.
Kaum in Warns angekommen ist die Ruhe aber auch vorbei. Die beiden Gäste bekommen Schrubber und Wasserschlauch in die Hände gedrückt und schrubben mir fast die Farbe vom Deck während der Skipper im Inneren klar Schiff macht.
Am späten Nachmittag ist wieder Ruhe an Deck. Die drei haben ihre Taschen wieder gepackt und mich verlassen. Es war wieder schön mit den Dreien. Sie hatten viel Spaß und ich war wieder unterwegs. OK, es hätte ein bischen mehr Wind sein können, dann wäre ich mehr gesegelt und der Jockel hätte nicht so viel gebrummt. Aber insgesamt hatte ich sechs ruhige, stressfreie Tage.
Schade - nun bin ich wieder alleine hier und muß auf das nächste Mal warten.
Ob es dieses Jahr noch ein nächstes Mal gibt? Der Skipper hat nicht gesagt, wann er wieder kommt. Es ist doch erst Ende September - da wird es doch bestimmt noch ein paar Segeltage im Oktober geben. Das hoffe ich doch sehr, dann ist der Winter nicht ganz so lang.


Und hier wie immer noch ein paar Eindrücke vom Törn:








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