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Freitag, 25. August 2017

Segeltörn über's Ijsselmeer

Nachdem unser kurzer Törn im Juli Ulrich so gut gefallen hat, will er nun auch seiner Frau Gaby das Segeln und eine der schönsten Seiten Hollands, die Provinz Friesland zeigen. Natürlich kommt dann auch meine Ulla mit. Ein passender Termin für alle war schnell gefunden und so geht es vom 20.8. bis 25.8. wieder ab Warns los.

20.8.2017   Sonntag

Heute Mittag werden wir von Gaby und Ulrich abgeholt und wir können gemeinsam Richtung Holland starten. Die Autobahn zeigt sich von ihrer angenehmen Seite und so erreichen wir gegen 16.00 h Lemmer für einen Kaffeestop. Hier überrascht uns ein Rummel. Lemmer ist voll mit Leuten, eine Kirmes ist aufgebaut und dementsprechend auch der Lärmpegel entsprechend hoch. Das ist nicht das ruhige Friesland was wir kennen und zeigen wollten. Wir finden in einem Cafè direkt an der Kade einen freien Tisch und lassen uns erstmal das Nationalgebäck "Appelgebak met Slag" und einen Kaffee bringen. Die Aussicht auf den Kanal mit seinen vielen Schiffen lassen wir erstmal auf uns wirken.
Auch wenn es heute sehr laut ist hier in Lemmer, zeigt es doch seinen besonderen Flair. Als dann noch der große Ausflugsdampfer "Waterpoort" sich durch das Gewühl auf dem Kanal kämpft und direkt vor unserer Nase anlegt sind unsere Gäste doch stark beeindruckt. Ulrich hat der Apfelkuchen nicht gereicht. Er bestellt sich noch in der nahen Fischbude eine weitere Spezialität: Kibbeling met Patat.
Gut gesättigt setzen wir unsere Fahrt zum Heimathafen Warns fort. Nachdem die MILES & MORE von ihrer Crew erklommen wurde und die Kabinen und Kojen bezogen sind machen wir es uns im Cockpit gemütlich und lassen den Abend mit Kartoffelsalat und frischen Matjes mit Zwiebeln ausklingen. Ein (oder zwei) Kölsch dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen.

21.8.2017  Montag

Die Sonne treibt uns aus den Kojen. Wir lassen uns Zeit. Ulrich und ich holen im Supermarkt in Stavoren frische Brötchen für's Frühstück. So heißt es um 11.15 h "Leinen los". Wir haben Superwetter, nur leider keinen Wind. Mit Motor über's Ijsselmeer zu fahren ist nicht sonderlich überwältigend. Also nehmen wir für heute Kurs über Friesland's Kanäle - heute über den Fluessen ins Heeger Meer. Im Westen der Insel Langehoekspolle legen wir einen Ankerstop ein, um einen Sprung ins kühle Nass zu wagen. Ulrich und ich nutzen es aus, aber unsere Damen können wir dafür nicht begeistern. Wieder Anker auf, biegen wir nach backbord ab Richtung Workum, wo wir zunächst unseren Dieseltank füllen.. Dann folgen wir dem Kanal durch Workum zur Schleuse. Hier ist des Skipper's ganze Geduld gefragt. Vor uns trödelt mehr als langsam ein Plattbodenschiff und vor der Schleuse hat sich bereits ein kleiner Stau gebildet und in der Enge des Kanals ist es nicht leicht, die Position zu halten. Nach zwei Schleusungen sind wir an der Reihe. Wir passen noch so gerade hinter dem Plattboden in die Schleusenkammer als sich das Tor schließt. Durch den Stichkanal geht es weiter nach draußen auf's Ijsselmeer. Das zeigt sich glatt wie ein Kinderpopo. Wir biegen wieder ab ins nahe Hindeloopen. Im Gemeindehafen bekommen wir den letzten Platz am Steg - wir hätten nicht 10 Minuten später kommen dürfen! Gaby und Ulrich, aber auch Ulla und ich lassen wieder das Treiben im Hafen auf uns wirken. Auch wenn wir schon öfters hier waren, so ist es doch immer wieder schön hier, immer wieder anders und immer wieder interessant. Hindeloopen ist einfach ein Muß für jeden Friesland-Besucher.
Bereits gestern Abend hatte ich einen Tisch für heute Abend im "3 Haringjes" bestellt, das Restaurant, was uns beim letzten Törn Anfang Juli so gut gefallen hat. Hier hat man uns wieder einen Tisch im ersten Stock reserviert mit Blick auf's Ijsselmeer und der untergehenden Sonne. Dazu delicaat eten en drinken - Mensch, was brauchst du mehr?!
Bei einem kurzen Spaziergang durch den Ort sehen wir die kleinen Kapitänshäuser und den schiefen Kirchturm. Zurück an Bord ist aus allen "die Luft raus". Um 22.30 h gehen die Lichter aus.

22.8.2017  Dienstag

Ich werde wach, öffne die Augen und mein Blick fällt nach oben durch die Decksluke in einen strahlend blauen Himmel - Kaiserwetter! Dazu wehen die Flaggen an den Masten leicht aus Richtung Nordost. Das bedeutet feinstes Segelwetter! Nach dem Frühstück im Cockpit verlassen wir um 10.15 h ab den Hafen und setzen draußen auf dem Ijsselmeer Großsegel und Genua. Unser heutiges Ziel heißt Urk, das kleine Fischerstädtchen im Südosten des Ijsselmeeres. Mit leichtem raumen Wind nehmen wir zunächst Kurs auf die Ansteuerungstonne von Stavoren. Hier müssen wir erst um den Vrouwezand rum bevor wir den Kurs auf Urk anlegen können. Vor der Lemmerbucht legt der Wind mal kurz um eine Windstärke zu, um dann eine halbe Stunde vor Urk ganz einzuschlafen. Die letzten Meilen muß wieder unser Jockel (Motor) ran. Kurz vor 16.00 h legen wir mit der Backbordseite längsseits in unmittelbarer Nähe des Strandes an. Gaby schmeisst sich in den Badedress und verschwindet Richtung Strand, kommt aber bald wieder zurück - zu kalt! Nun ja, der Revierfunk meldete heute tagsüber: Wassertemperatur 18,8 °C.
Das Abendessen gibt`s heute an Bord: Käsespätzle mit Salat. Leeeeeeecker......!
Nachdem der Abwasch erledigt ist, zeige ich der Mannschaft bei einem Rundgang das Städtchen Urk. Hier ist der Leuchtturm immer ein besonderer Anziehungspunkt.

23.8.2017   Mittwoch

Heute geht's um 10.00 h los. Nachdem wir Kurs Lemmer entlang des Windparks aufgenommen haben segeln wir flott bei östlichen Winden mit 3-4 bft. Richtung Norden. Als wir das Rotterdamse Hoek passieren und etwas höher am Wind segeln müssen, erreichen wir auf der Logge sogar 7 - 7,5 kn. Das Schiff legt sich bedächtlich auf die Backbordseite und unsere Gäste lernen auch diese Art des Segelns kennen. So stehen wir schon nach 2,5 h vor der alten Schleuse Lemmer und bekommen auch noch einen schönen Liegeplatz im Päckchen an einem Motorboot gegenüber des Café's, in dem wir am Sonntag den Appelgebak gegessen hatten. Der Nachmittag wird - wie vom Wetterbericht angekündigt - sehr warm. Die Mädels gehen - na was wohl? - shoppen. Uli verzieht sich in die Koje und muß noch Schlaf nachholen und ich döse im Cockpit. Zum Abendessen holen wir für alle Kibbeling, Lekkerbek und Patat (Fritten) an Bord. Ein Spaziergang entlang des Kanals zum Strand tut uns gut. um 22.30 h - zur gewohnten Zeit - gehen auf der MILES & MORE wieder die Lichter aus.

24.8.2017  Donnerstag

Nach dem Frühstück gehen die Mädels schon wieder sho......! Sie hatten doch gestern glatt noch ein paar Shops übersehen. Uli und ich machen klar Schiff. Um 11.30 h legen wir ab und segeln, nachdem wir Lemmer hinter uns gelassen haben, gemütlich nur mit der Genua durch die Wiesen Frieslands über Sloten nach Woudsend - unser heutiges Tagesziel. Was zieht uns nach Woudsend?  Das kleine aber feine und urige Restaurant "T'ponktje", zu deutsch Klingelbeutel. Das t'Ponktje ist eine ehemalige Menonitenkirche in der (nicht nur die königliche Familie) man nun sehr gut essen (und trinken) kann. Es ist immer einen Besuch wert.
Hier habe ich bereits gestern einen Tisch für heute Abend reservieren lassen.
Aber bevor wir uns diesen Gelüsten frönen können besichtigen wir am Nachmittag die alte Kornmühle im Dorf. Hier wird immer noch von einem Müller das Korn durch die Windmühle gemahlen. Wir klettern über Leitern bis in den zweiten Stock und erfahren, dass die Mühle noch bis 9 bft. ihre Arbeit aufnehmen kann. Na, dann geht es aber rund da drinnen! Das Mehl wird selbst bzw. in den umliegenden Ortschaften vermarktet.
An diesem letzten Abend unseres Törns lassen wir uns dann - wie gesagt - im "t'Ponktje" verwöhnen, nehmen draußen vor dem Lokal in der Abendsonne einen Aperitif bevor dann innen die besondere Athmosphäre bei gutem Essen und gutem Wein auf uns einwirken kann.

25.8.2017  Donnerstag

Heute Morgen geht es - leider unter Motor, da der Wind uns direkt auf die Nase weht - zurück über's Heeger Meer und den Fluessen zurück nach Warns.




Insgesamt wurden 92 sm zurückgelegt und 10,4 h motort, das meiste davon am ersten und am letzten Tag.



Es waren wieder sehr schöne Tage mit unseren neuen Gästen an Bord. Auch ihnen hat es in Friesland sehr gut gefallen. Es war ein abwechslungsreicher Törn, geruhsam über die Kanäle, bei leichten Winden ganz leise, nur mit dem Gurgeln der Heckwelle begleitet, über's Ijsselmeer, aber auch hoch am Wind mit ordentlich Krängung und Speed in die Lemmerbucht zu segeln.

Der ein oder andere Leser meines Blogs wird vielleicht denken: "Das ist ja immer das gleiche, gleiche Route, gleiche Orte, gleiche Kanäle....!"
Ja, stimmt! Es ist größtenteils das gleiche, und dennoch ist es immer wieder anders, immer wieder andere Erlebnisse mit anderer Crew oder auch alleine, andere Begegnungen, anderes Wetter, andere Winde.
Aber eines ist sogar dasselbe!
Es ist immer wieder schön in Friesland - sehr schön!

So, jetzt höre ich auf zu schwärmen, sonst kommen immer mehr und dann wird es zu voll in Friesland!

Und mit einem Klick kommt ihr zum Film.


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